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TS 72: Das Erbe von Hiroshima

TS 72: Das Erbe von Hiroshima

Titel: TS 72: Das Erbe von Hiroshima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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gehorchte und das Steuer zu scharf herumgerissen. In der Verwirrung hatte er das Gaspedal niedergedrückt, und dann war es eben geschehen.
    Es war nicht ihre Schuld. Warum ließ man sie auch nicht in Ruhe?
    Ein weiterer Unfallwagen näherte sich.
    Sie stand auf und schritt zum Fenster. Knapp dreißig Meter schräg unter ihr stand ein Ring von Menschen um das eingedrückte Auto. Jetzt teilte sich die Ansammlung, und man brachte zwei Tragbahren mit reglosen Gestalten.
    Ann wich zurück und verschloß das Fenster. Die plötzliche Ruhe tat ihr gut. Langsam begann sie, sich zu entkleiden. Erst als sie im Bett lag, kehrte die ruhige Überlegung zurück.
    Es war sinnlos, erkannte sie, sich Vorwürfe zu machen. Es traf sie keine Schuld an dem Vorangegangenen. Sie wußte ja nicht einmal, wer dieser Miller gewesen war. Er hatte sie gegen ihren Willen entführen wollen.
    Und langsam begann sie zu ahnen, daß sie in einer schrecklichen Gefahr geschwebt hatte, die noch größer war, als sie zu erkennen glaubte. Vielleicht …
    Sie schauderte zusammen und versuchte zu schlafen.
    Draußen heulten Sirenen, als die Krankenwagen abfuhren. Undeutlich nur drang das Geräusch durch die verschlossenen Fenster in ihr Zimmer und verfolgte sie bis in ihre Träume.
    Als sie am anderen Morgen zur Bushaltestelle ging, waren die Spuren des nächtlichen Unfalles bereits beseitigt worden. Sie sah den abgesplitterten Mörtel an der Hauswand und schauderte zusammen. Um einen rostigbraunen Flecken auf dem Bürgersteig machte sie einen großen Bogen.
     
    *
     
    Dr. Sullivan sah sie über die Brille hinweg an.
    „Ihre Hände zittern, Miß Britten – eh – Miß Smith. Sie sind zu spät ins Bett gegangen gestern, nicht wahr? Ja, die Jugend! Als ich fünfundzwanzig wurde …“
    Sie schüttelte den Kopf und legte die Akte in das dafür vorgesehene Fach.
    „Ich habe nur schlecht geschlafen, Doktor.“
    „So“, machte er wenig überzeugt. „Schlecht geschlafen? Legen Sie sich etwas hin; es ist nicht viel zu tun heute. Einige Unfälle …“
    „Unfälle?“ Sie erschrak und wurde blaß.
    Nun wurde Sullivan doch aufmerksam.
    „Was haben Sie denn, Miß Smith? Bedrückt Sie irgend etwas? Ich kenne Sie als einen ruhigen und zuverlässigen Menschen. So nervös habe ich Sie noch nie gesehen. Ich glaube, Sie benötigen einen Urlaub.“
    „Nein, Doktor, Sie irren. Ich fühle mich sehr wohl …“
    „Meinen Sie? Nun, Sie sollten es wissen. Die Neuzugänge müssen noch in die Kartei eingetragen werden. Machen Sie das inzwischen. Ich gehe mit Oberschwester O’Patrik die erste Visite. Bis gleich.“
    Sie wartete, bis er den Raum verlassen hatte, ehe sie mit ihrer Arbeit begann.
    Ein Mister Miller war nicht bei den Eingelieferten, aber das hatte nicht viel zu besagen. Der Name stimmte ohnehin nicht.
    Als der Chefarzt zurückkehrte, zog er eine zusammengefaltete Zeitung aus der Manteltasche. Er breitete sie aus und legte sie auf den Tisch.
    „Haben Sie in der Nacht nichts gehört, Miß Smith? Es muß ganz hübsch in Ihrer Straße gekracht haben. Vielleicht schliefen Sie deswegen so schlecht.“
    Ann sah ihn fragend an.
    „Ich verstehe nicht recht …“
    „Schwerer Unfall in der Hardingstreet, ganz in Ihrer Nähe. Ich habe Ihnen doch die Wohnung selbst besorgt, und ein gutes Gedächtnis habe ich auch. Muß direkt unter Ihrem Fenster gewesen sein.“
    „Es – es steht in der Zeitung?“
    „Also doch! Na, nun weiß ich wenigstens, warum Sie so blaß aussahen heute. Das hätten Sie gleich sagen können. Es steht in der Zeitung. Lesen Sie selbst.“
    Zögernd zog sie das Blatt näher zu sich heran. Es war eine unscheinbare Notiz unter den Unfallmeldungen.
    Sie las:
    SCHWERER UNFALL IN DER HARDINGSTREET
    Eigener Bericht. – In der vergangenen Nacht raste ein mit zwei Personen besetzter Ford in voller Fahrt gegen eine Hauswand. Beide Insassen wurden auf der Stelle getötet. Bisher fehlt jeder Hinweis auf ihre Identität.
    Ann schob die Zeitung von sich.
    „Ich hörte es. Als ich zum Fenster ging und hinabschaute, sah ich gerade, wie die Unfallwagen hielten. Das Auto war völlig zertrümmert.“
    „Aber es brannte nicht aus?“
    „Nein; warum fragen Sie?“
    Sullivan hielt den Kopf etwas schief.
    „Dann verstehe ich nicht, warum man die Identität der Toten nicht feststellen konnte. Sie müssen doch Papiere dabei gehabt haben. Meinen Sie nicht auch?“
    Für eine Sekunde bewunderte sie seinen Scharfsinn. Die so harmlos aussehende Meldung besagte

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