TS 77: Der große Zeitkrieg
„Tresper, unterrichten Sie Chantal kurz über die medizinische Ausrüstung an Bord.“
„Gewiß“, nickte ein kleiner Mann mit einem Stapel Notizen in den Händen. „Einen kleinen Augenblick.“
Arafan meldete sich am Sprechgerät. „Wir treten gerade wieder in die Zeitenwoge ein, und ich versuche, den zweiten Kamm zu erreichen! Ich werde Sie rufen, sobald wir daraus auftauchen.“
„Danke“, sagte Magwareet. „Und jetzt will ich mich um Sie kümmern, Red und Chantal – Sie könnten die Gelegenheit nutzen und etwas zu sich nehmen, während wir die Zeitenwoge durchqueren.“
Nach dem Essen, dem offensichtlich besondere Mittel beigefügt waren, fühlten Red und Chantal sich frisch und munter, als hätten sie eine ganze Nacht geschlafen.
Dann reinigte Chantal die Wunden der Crozerianer und verband sie. Etwa dreißig muskulöse junge Männer, die alle etwa dreißig Jahre alt waren und ein Mann, den sie für etwa achtzehn Jahre einschätzte, hatten den Kampf gegen die russischen Infanteristen überlebt.
Der junge Mann war stark tätowiert, und sie machte sich Gedanken über die Bedeutung der verschiedenen Zeichen.
Inzwischen war das Schiff aus der Zeitenwoge aufgetaucht, und als sie in den Kontrollraum zurückkehrte, sah sie, wie Magwareet sich besorgt mit seinen Assistenten beriet.
„Was gibt es?“ forschte sie, und Red, der neben Magwareet stand, trat zu ihr.
„Wir haben jetzt den äußersten Anzeigebereich unserer Geräte erreicht“, sagte er. „Selbst wenn Wymarin sich dort drunten befinden sollte, könnten wir ihn nicht feststellen, denn die Bildschirme sind verschleiert. Es gibt nur einen Ausweg. Wir müssen versuchen, irgendwie neue Geräte zu bauen. Aber wie?“ setzte er hinzu und wandte sich dabei an Magwareet.
Der Koordinator runzelte die Stirn.
„Sie haben mir vor kurzem doch gesagt, daß Sie nicht allzuviel über Geschichte wüßten. Dennoch bleibt die Tatsache, daß Sie wohl mehr über diesen Zeitabschnitt wissen als ich. Und ich kann nicht aufgrund von Daten entscheiden, die ich nicht besitze. Wie können wir am besten wissenschaftliche Erkenntnisse auswerten, die es hier vielleicht gibt?“
Red pfiff durch die Zähne. „Chemie war die einzige Wissenschaft, die zu dieser Zeit gerade begonnen hatte. Dies ist die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts, nicht wahr?“ Dieser Gedanke ließ ihn erschaudern. „Aber selbst die Chemie war ein wirres Tasten im Dunkeln. Man schmolz Metalle – einige Metalle – dort unten. Ist Ihnen das eine Hilfe?“
„Ein wenig. Ich habe von unseren Datenverarbeitungsmaschinen einen Behelfsdetektor entwerfen lassen, der uns für unsere Zwecke dienlich sein könnte. Also gut, wir müssen es versuchen. Was würden Sie vorschlagen? England war ziemlich weit fortgeschritten, glaube ich. Ist …“
„England scheidet aus. Ich spreche das Amerikanisch des zwanzigsten Jahrhunderts, und man würde sofort Argwohn hegen. Nein, ich glaube, Holland wäre am besten. Dort könnte ich als Fremder gelten.“
„Gut“, sagte Magwareet. „Arafan!“ Er gab dem Piloten entsprechende Anweisungen.
„Kleidung – Geld – einen Dolmetscher – das wird eine schwierige Aufgabe“, sagte Red mit jämmerlicher Miene.
Chantal trat neben ihn, und sie sahen durch die Sichtluke auf die europäische Küste, die auf sie zuzukommen schien. „Red, du wirst doch vorsichtig sein, nicht wahr?“
„Natürlich“, sagte er und drückte ihre Hand.
Sie konnte dennoch ein Zittern nicht unterdrücken, als sie hinter ihm und Magwareet hersah, die sich sorgfältig abgeschirmt aus dem Schiff fallen ließen und noch einmal zum Abschied winkten, ehe sie sich über eine unbefestigte Straße in Richtung auf die aufblühende Stadt auf den Weg machten.
„Jetzt müssen wir abwarten“, sagte Tresper. „Wie geht es den Barbaren?“ fragte er, zu Chantal gewandt.
„Erwartungsgemäß gut. Einer interessiert mich besonders.“
„Sie sind alle interessant“, antwortete Tresper trocken. „Das Crozerianische Imperium ist eine der rätselhaftesten Erscheinungen der Geschichte. Aber welcher interessiert Sie besonders?“
„Der Jüngste – er ist ganz mit Tätowierungen bedeckt –“
Überrascht sah Tresper sie an. „Können Sie sie beschreiben?“ fragte er eifrig.
„Nun, es ist doch wohl einfacher, wenn Sie mitkommen und ihn sich ansehen“, begann Chantal, aber Tresper war bereits unterwegs.
Sie holte ihn ein, als er sich umsah und den tätowierten Jungen zu entdecken
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