TS 77: Der große Zeitkrieg
suchte.
„Dort drüben“, sagte sie, und Tresper eilte hinüber und rief begeistert:
„Welch phantastisches Glück! Chantal, bei den Crozerianern hat es immer ein ganz besonderes Rätsel gegeben – wir wissen nicht, woraus ihre ,Magie’ bestand. Jetzt haben wir eine Chance, das festzustellen. Dieser Junge ist der Stabszauberer dieser Kriegstruppe!“
Chantal dachte schweigend einen Augenblick darüber nach. Begeistert fuhr Tresper fort: „Vor dem Krieg hätte ich für eine derartige Chance noch einen Arm gegeben. Ich war Historiker, ehe ich zu der Zeitenwogen-Überwachung abgestellt wurde. Können Sie den Jungen aus seiner Ohnmacht holen?“
Chantal nickte und griff nach einer Spritze. Inzwischen holte Tresper sich einen Stuhl und ließ sich neben der Pritsche des Jungen nieder. Nach kurzer Zeit begannen die Augenlider des Jungen zu flattern, dann sah er Tresper voll ins Gesicht. Er zeigte keinerlei Furcht und stellte sofort eine Frage.
Es war etwas Faszinierendes an dieser völligen Selbstbeherrschung, und Chantal empfand sofort ein warmes Gefühl für ihn, wenngleich sie nicht alles verstand, was gesagt wurde. Tresper sah auf.
„Das ist beachtlich! Er will wissen, ob er in einem Metallvogel ist – er muß ein Flugzeug meinen! Woher könnte er das wissen?“
Unbeholfen sprach er einen Satz in der fremden Sprache, und der Junge antwortete ihm.
„Er heißt Vyko und ist der Stabszauberer, wie ich vermutet hatte. Es war sein erster Einsatz. Er sagt, er habe dem Hauptmann erklärt, daß eine mächtige Magie sie in der Zeit versetzt habe – in die Alten Tage. Aber wie kann er das wissen?“
Plötzlich schnellte Tresper auf und stieß einen lauten Ruf aus.
„Worum geht es denn?“ wollte Chantal wissen.
„Er redet vom Blick in die Zeit. Er behauptet, er könnte die Zukunft sehen. Das ist wunderbar. Chantal, ich weiß nicht, ob es Ihnen jemand gesagt hat, aber wir in meiner Zeit haben einen viel weiteren Begriff vom Jetzt als Ihr Volk ihn hatte. Ich kann meine Aufmerksamkeit innerhalb eines einzigen Augenblicks vom Jetzt rückwärts oder vorwärts richten. Ich habe es oft versucht festzustellen, woher dies kam. Offensichtlich war es eine Mutation aus dem Atomkrieg. Das erklärt den phantastischen Aufstieg des Crozerianischen Imperiums, denn Leute, die in die Zukunft und in die Vergangenheit blicken können, sind ihren Gegnern überlegen.“
„Fragen Sie ihn, ob Red und Magwareet sicher zurückkommen werden“, bat Chantal.
Die beiden redeten kurz miteinander, und dann sagte Tresper: „Er kann es nicht sagen. Er weiß weder wer sie sind noch etwas von der Zeit, in der er sich befindet. Aber er kann sagen, daß nichts in der nächsten Zukunft geschehen wird, was ihm Schaden zufügen könnte – deshalb ist er so ruhig und selbstsicher.
Chantal, dies bedeutet, daß die menschliche Rasse ein vierdimensionales Bewußtsein besitzen kann – einen Schlüssel zur direkten Kommunikation mit dem WESEN!“
13.
Magwareet trug die ihm ungewohnte Kleidung mit Würde. Red aber fühlte sich darin unbehaglich, und die ernsten Blicke des Hausherrn verwirrten ihn. „Ihr Meester kommen also aus Moskau?“ sagte der dicke Mann. „Und Sie selbst?“
„Ich bin lange Zeit dort gewesen“, sagte Red vorsichtig. Der Hausherr verstand nur wenig Englisch, und sein Akzent aus dem 1 7. Jahrhundert, der jedoch verschiedenen Dialekten des Amerikanischen aus dem 20. Jahrhunderts überraschend nah stand, machte das Problem nur noch größer. „Mein Meister ist ein Student der philosophischen Wissenschaft, die die Menschen Alchimie nennen.“
„Dies Gold – ist Alchimie?“ Der Hausherr klimperte mit den Talern, die sie ihm zur Bezahlung ihrer Unterkunft gegeben hatten. Red schüttelte den Kopf.
„Alchimistisches Gold“, half er sich rasch aus der Klemme, „ist mystisch und nicht zum Handeln zu verwenden.“
Der Hausherr wirkte erleichtert. Red bemerkte aber, daß er das Geld, das er ihm zur Zahlung gegeben hatte, in ein getrenntes Säckchen in seinen Geldschrank gelegt hatte. Als er sich wieder zu ihnen umdrehte, sagte er: „Und Sie wollen was?“
„Mein Meister wünscht mit den Gelehrten dieser Stadt zusammenzukommen und mit ihnen über alchimistische Fragen zu diskutieren.“
„Dann Sie gehen zu Meester Porelius. Er ist der Münzmeester vom Königlichen Hof. Ich Ihnen gebe meinen Lehrling mit.“
Er ging weg, und Red sah Magwareet an. „Haben Sie verstanden, was er sagt?“ fragte er.
Magwareet
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