TS 80: Spähtrupp der Vergangenheit
dann? Wird man geröstet oder gekocht?“ fragte Travis argwöhnisch.
„Nein, das funktioniert wirklich. Wir haben es gestern an einem Meerschweinchen ausprobiert. Und dann hat es Harvey Bush am eigenen Leib versucht, nachdem er sich zuerst eine Kanne Öl über den Kopf geschüttet hatte. Es ist so etwas Ähnliches wie eine Dusche.“
Ross zerrte an den Riemen, die seinen Lendenschurz festhielten und stieß die Sandalen von den Füßen. „Okay, ich will es versuchen.“ Er trat auf die Platte und hielt sich an den Griffen fest. Renfry drückte auf einen Knopf. Dampf wallte um seine Füße auf und stieg gemächlich höher. Renfry drückte die Tür zu.
„Hey!“ rief Travis, „der wird ja vergast.“
„Keine Sorge“, drang Ross’ Stimme durch die Tür. „Das ist schon in Ordnung, es gefällt mir sogar!“
Als er ein paar Minuten später aus der kleinen Kabine trat, waren der Staub und der Schmutz von ihm gewaschen. Und, was noch erstaunlicher war, Kratzer und Schrammen, die vor Minuten noch rot und frisch geleuchtet hatten, konnte man jetzt kaum noch als schwache rötliche Streifen erkennen. Ross lächelte. Was er sagte, hörte Travis schon nicht mehr, denn er hatte seinen Schurz abgeworfen und war mit einem Satz in der Kabine verschwunden.
Als er wieder zum Vorschein kam, sah er einen völlig veränderten Ross vor sich. Er zog gerade das Oberteil einer enganliegenden blaugrünen Uniform über die Schultern. Ross hob ein zweites blaugrünes Bündel auf und warf es dem Apachen hin.
„Da“, grinste er. „Ich hätte nie gedacht, daß ich das Zeug noch einmal sehen möchte, geschweige denn anziehen.“
„Ihre Uniformen?“ Travis erinnerte sich an den toten Piloten. „Was ist das … Seide?“ Er strich mit der Hand über den Stoff und bewunderte das Spiel der Farben: blau, grün, violett. Bei jeder Bewegung wechselte es.
„Ja. Das Material hat seine Vorzüge – zum Beispiel völlige Hitze- und Kälteisolierung. Außerdem kann man es verfolgen.“
Travis hielt in seiner Bewegung inne. „Verfolgen?“
„Nun, mich haben sie vielleicht achtzig Kilometer weit verfolgt, nur weil ich so etwas anhatte. Wenn wir nicht zwölftausend Jahre von den Burschen entfernt wären, brächten mich zehn Pferde nicht in eine solche Montur.“
*
Ashe war unter den heilenden Kräften des seltsamen Gelees schnell genesen und hatte die Führung wieder übernommen. Aber die Augen der drei Zeitagenten ruhten auf Renfry, der als einziger die Hoffnung auf Rückkehr verkörperte. Der Techniker hatte nicht viel zu bieten.
„Der Pilot muß unmittelbar vor seinem Tod die Automatik-Steuerung eingeschaltet haben. Wir haben hier drei Dinge gefunden: die Fernsehanlage“ – er deutete auf den Bildschirm, der vor ihrem Start einen Ausschnitt des blauen Himmels gezeigt hatte – „eine Schiffssprechanlage. Und das“ – er drückte einen Hebel nieder. Drei Lichtpunkte flammten auf dem Armaturenbrett auf, und aus einem Lautsprecher kam ein Laut, der vielleicht ein Wort in einer fremden Sprache sein konnte.
„Und was ist das?“ fragte Ashe und blickte auf die Lichter.
„Kanonen! Jetzt sind vier Luken offen, und in jeder ist eine feuerbereite Waffe. Mein Chef meinte, das hier sei ein kleines Spähboot oder vielleicht ein Streifenboot der Polizei.“ Er schob den Hebel zurück, und die Lichter verloschen.
„Das bringt uns jetzt auch nicht weiter“, meinte Ross. „Und wie sind die Aussichten, nach Hause zu kommen?“
Renfry zuckte die Achseln. „Bis jetzt habe ich noch keine Ahnung, wie wir das anstellen sollten. Ich habe offen gestanden Angst, irgend etwas zu berühren, solange wir im Weltraum sind. Könnte leicht sein, daß wir plötzlich stehenbleiben und nicht mehr weiterkommen – weder vor noch zurück.“
„Richtig. Also warten wir, bis wir den Hafen erreichen, auf den die Automatik eingestellt ist.“
Renfry nickte.
„Und das kann überall im Universum sein“, erklärte Ashe. „Die Leute hatten bestimmt irgendeine Form von Raum-Zeit-Antrieb, ihre Flüge hätten sonst Jahrhunderte gedauert, und das glaube ich nicht.“
„Hübsche Aussichten“, meinte Ross und stand vorsichtig auf. Sie hatten inzwischen gelernt, sich im freien Fall zu bewegen. „Ich würde vorschlagen, wir sehen uns jetzt ein wenig in unserer neuen Umgebung um.“
Da gab es zunächst einmal die drei kleinen Kabinen, von denen jede mit zwei Kojen ausgestattet war. Nach einigem Experimentieren an den Wänden öffneten sich Fächer
Weitere Kostenlose Bücher