TS 80: Spähtrupp der Vergangenheit
Vortag. Im Gegenteil, der Geschmack auf seiner Zunge war erfrischend, stillte sein Verlangen nach Wasser. Er schluckte und wartete auf die Wirkung in seinem Magen.
„Gut?“ erkundigte sich Ross. „Nun, immer kann man ja nicht Pech haben.“
Travis drückte den Deckel wieder auf den Behälter, der immer noch seinen Inhalt versprühte. „Immerhin leben wir noch, wenn wir auch nicht wissen, wohin die Reise geht.“
„Das stimmt. Wenn wir das wüßten, wäre ich auch ruhiger – oder auch nicht.“
„Die Welt der Erbauer dieses Schiffs kann von der unseren nicht zu verschieden sein“, wiederholte Travis eine Bemerkung, die Ashe einmal gemacht hatte. „Wir können ihre Luft atmen und vielleicht sogar ihre Nahrung essen.“
*
Am Ende erwiesen sich ihre Experimente mit den Dosen zum Teil als erfolgreich. Die Biskuits nannte Travis weiterhin so, der Schaum und Ross’ Kohl-Bohnen konnten vom Verdauungsapparat eines Menschen ohne Schwierigkeiten verarbeitet werden. Dazu gesellte sich noch eine klebrige Paste von der Konsistenz von Marmelade und einem Geschmack wie Speck sowie ein kuchenartiges Etwas, das zwar ziemlich sauer schmeckte, trotzdem aber genießbar war. Travis probierte schließlich noch das Wasser der Fremden, das zwar einen unangenehmen metallischen Nachgeschmack hatte, aber immerhin genießbar und bekömmlich war.
Im übrigen machten sich die beiden jüngeren Mitglieder der unfreiwilligen Mannschaft bei den vorsichtigen Forschungen nützlich, die Ashe und Renfry anstellten. Der Techniker befand sich in einem beinahe immerwährenden Zustand der Enttäuschung, da er in all den Stunden, die er in der Steuerkanzel des Schiffes verbrachte, nie wagte, eines der Geräte zu berühren, geschweige denn eine Maschine zu öffnen, um zu sehen, wie sie funktionierte. Travis saß eines Morgens hinter ihm – Renfrys Uhr zeigte wenigstens die zehnte Stunde, als sich plötzlich etwas ereignete.
Ein schrilles Pfeifen zerriß das Schweigen. Das mußte ein Warnsignal sein. Renfry griff nach dem kleinen Mikrophon der Sprechanlage.
„Anschnallen!“ Der Befehl klang erregt. „Hier ist ein Signal, wir setzen vielleicht zur Landung an. Anschnallen!“
Travis griff nach den Gurten seines Sessels. Unten rannten sie jetzt wahrscheinlich zu den Kojen. Jetzt verspürte er wieder ein Vibrieren, er konnte sich nicht täuschen. Man hatte nicht länger den Eindruck, als schwebte das Schiff untätig dahin, es war zweifellos zum Leben erwacht.
Was dann geschah, überstieg seine Begriffe. Zuerst ein Wirbel von Empfindungen, nicht weit entfernt von dem, was sie gefühlt hatten, als sie durch das Zeittor geschleudert worden waren. Travis lag schlaff auf seinem Bett und starrte auf die Sichtplatte, die solange nur eine schwarze Fläche gezeigt hatte. Und dann sahen seine Augen etwas.
„Das ist die Sonne!“
Ein blendend heller gelber Punkt!
„Eine Sonne“, verbesserte Renfry. „Wir haben den großen Sprung beendet. Jetzt geht es nach Hause, in das System der Fremden.“
8.
„Wir sind gelandet.“ Renfrys Stimme durchbrach das Schweigen in der Kanzel. Seine Hände tasteten nach dem Schaltbrett mit den Hebeln und Knöpfen und fielen hilflos herunter. Wenn er auch mit der Landung nichts zu tun gehabt hatte, fühlte er sich dennoch wie ausgepumpt.
„Heimathafen?“ Travis stieß die Worte zwischen vertrockneten Lippen hervor. Die Landung war nicht so anstrengend gewesen wie der Start von seiner Heimatwelt, aber es war schlimm genug. Entweder waren die Körper der Fremden besser auf das Tempo ihrer Schiffe abgestimmt, oder aber man paßte sich im Laufe der Zeit diesen Strapazen an.
„Woher soll ich das wissen?“ fuhr Renfry auf, sichtlich von seinem Gefühl der Nutzlosigkeit gequält.
Ihr Fenster nach draußen, die Sichtplatte, zeigte wieder den Himmel, aber nicht den normalen irdischen Himmel mit seinem Blau, das Travis kannte und nach dem er sich so sehnte. Das hier war ein Blau, das mehr zum Grün hinneigte. Irgendwie wirkte der fremde Himmel kalt, feindlich.
In den offenen Raum stach ein metallisches Gebilde hinein. Aber jene dunkelroten Flächen endeten in einem zackigen Riß, der sich deutlich vom Himmel abhob. Eine Ruine.
Travis schnallte sich los und setzte sich auf. Es dauerte einige Zeit, bis sein Körper sich wieder der ungewohnten Schwerkraft angepaßt hatte. So sehr er sich auch danach gesehnt hatte, den beengenden Wänden des Schiffs zu entkommen, verspürte er doch im Augenblick nicht
Weitere Kostenlose Bücher