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TS 81: Das Problem Epsilon

TS 81: Das Problem Epsilon

Titel: TS 81: Das Problem Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers , Ernst Vlcek
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Bewegung, schritt an Earnest vorbei, mit hängendem Kopf. An der Tür sagte er:
    „Nennen Sie mich ruhig Thacker.“

 
Monster
     
    Der Raum ist klein und feucht. Seine Wände sind ohne Verputz. An der Längsseite, die der Tür gegenüberliegt, ist ein schmales Brett in die Wand gemauert, das eine knappe Armlänge daraus hervorragt. Darauf lege ich mich, wenn ich schlafen will.
    Ich bin nicht zum erstenmal hier. Immer, wenn ich nichts essen will, steckt man mich hier hinein. Das ist sehr oft; mir schmeckt der Brei nicht. Aber mir macht der Keller nichts aus. Im Gegenteil. Hier kann ich tun, was ich will. Wenn ich die Augen ganz zusammenpresse, zu schmalen Schlitzen, dann sehe ich in die Ziegelmauer hinein. Ich kann auch noch weiter sehen. Dahinter gibt es viele Gänge. Das ist interessant – viel schöner bestimmt, als bei den anderen Jungs zu sein.
    Ich fühle mich nicht wohl bei ihnen. Das liegt aber nicht an mir. Wenn sie netter wären, würde es mir bestimmt Freude machen, mit ihnen zu spielen. Aber sie sind ekelhaft und grausam. Dann lasse ich das Essen stehen und muß in diese garstige Einzelzelle. Aber das macht mir ja nichts aus.
    Ich habe hier alles, was ich brauche. Wenn ich Hunger habe, dann gehe ich durch die Wand hinunter zum See und esse ein wenig von dem grünen Zeug, vor dem den anderen ekelt. Das tue ich aber nur nachts. Einmal haben einige von den anderen Kindern gesehen, wie ich das grüne Zeug aß und haben es weitererzählt. Jetzt wissen es alle. Auch der Direktor. Das ist auch einer von den Gründen, warum niemand mit mir zu tun haben will.
    Der Direktor mag mich auch nicht. Er fleht den Tag herbei, an dem jemand kommen möge, um mich mitzunehmen. Er sieht mich immer so böse an und klopft mit dem Rohrstock auf die Tischplatte. Wenn ich mich dann ducke, grinst er. Aber scheinbar will mich überhaupt niemand, denn von den anderen Kindern werden immer welche abgeholt. Wenn mich aber der Direktor jemandem zeigt, verzieht dieser dann das Gesicht. Ich weiß auch warum. Meine roten Augen stören sie, und meine ungewöhnlich weiße Haut.
    Hier im Keller bin ich noch am liebsten.
    Daß die Pritsche, auf der ich liege, hart ist, stört mich nicht. Wenn mich der Rücken schmerzt, dann schwebe ich einige Minuten über dem Brett. Das hilft nicht nur, sondern macht auch Spaß.
    Jetzt liege ich wieder auf dem Rücken, schlafe aber nicht. Ich halte den Kopf ein wenig schräg, damit ich das Rattenloch in der rechten Ecke neben der Tür sehen kann. Ha, der Direktor glaubt, ich fürchte mich, wenn hier unten kein Licht brennt. Aber ich kann auch so sehen, trotz der Dunkelheit; wenn ich will, dann sehe ich, wenn nicht, dann schließe ich die Augen und schlafe.
    Es raschelt wieder im Rattenloch. Ich werde versuchen, mich nicht vor der Ratte zu fürchten, damit ich ihr nichts tun brauche. Ich will niemandem etwas zuleide tun. Ich weiß, wie es ist, wenn man Schmerz verspürt. Nicht am Körper, sondern dort wo das Herz ist.
    Ich weiß nicht, ob es oben Tag ist oder Nacht, und ich will es auch gar nicht herausfinden, denn ich bin müde. Darum schließe ich die Augen.
    Ein Geräusch dringt in meinen Hinterkopf und weckt mich. Ich spüre, wie sich jemand meiner Zelle nähert. Es ist Hacker.
    Er ist kein guter Mensch.
    Der Schlüssel dreht sich im verrosteten Schloß. Quietschend öffnet sich die Tür. Viel Licht trifft meine Augen, und ich muß sie darauf einstellen.
    Hacker steht in der Tür und lacht böse. Er stinkt nach Alkohol.
    „Raus mit dir, Albino“, sagt er. Sein Mund zeigt gelbe Zähne. Da ich mich nicht rühre, kommt er und packt mich fest am Arm. Er meint, es tut mir weh, das stimmt aber nicht. Ich weine aber trotzdem, weil ich weiß, daß er es gerne sieht. Außerdem gibt er dann Ruhe. Aber heute ist er besonders schlechter Laune.
    „Los, Albino.“
    Er zerrt mich neben sich her.
    „Du mußt ja sehr geschwächt sein“, zischt er höhnisch. „Schon lange keinen Seetang mehr gegessen, was?“ Er lacht, daß es im Keller widerhallt, „Nun, du kannst das Versäumte nachholen.“
    Er stößt mich von sich, auf die abgetretenen Stufen zu. „Lauf, Albino“, schreit er mir noch nach, während ich über die Stiegen eile. Dann bin ich bei der Holztür, die ins Freie führt. Ich drücke die Klinke nieder, aber sie ist versperrt.
    Hinter mir kommt Hacker mit keuchendem Atem.
    „Na los, Albino, öffne doch“, grölt er.
    Verzweifelt zerre ich an der Klinke.
    Er greift schon nach mir. Ich spüre den

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