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TS 82: Geheimagentin der Erde

TS 82: Geheimagentin der Erde

Titel: TS 82: Geheimagentin der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Patrouillenfahrt zur Generalüberholung und zur Ablösung der Mannschaft zur Erde zurückkehren sollte. Das war immer die Gelegenheit, um Korpsmitglieder abzuschieben, die versagt hatten. Sie steckte man dann in diese heimkehrenden Raumschiffe und brachte sie zur Erde oder zu ihrem Heimatplaneten zurück.
    Maddalena hielt sich an den Lehnen ihres Sessels fest, als ob sie in einem schwankenden Boot säße, und ihre Lippen formten die unhörbaren Worte: „… aber ich habe das doch alles gar nicht so gemeint!“
    Nein, sicher nicht. Das Dumme war nur, daß die anderen Leute das nicht wußten.
    Sie erinnerte sich jetzt, wie sie frischgebacken von der Erde hier angekommen war. Sie hatte an der besten Universität der Erde studiert und eine Tasche voll Diplome und Auszeichnungen. Sie war stolz darauf, und den alten Praktikern hier draußen war sie natürlich eingebildet und aufgeblasen vorgekommen. Sie hatte sich nicht rechtzeitig darauf eingestellt, daß sie selbst nun ihr Kamerad, einer von ihnen sein sollte, das war es! Der Weg von ihrer glanzvollen Wunschvorstellung zur harten Wirklichkeit war zu weit. Jetzt mußte sie sich beschämt eingestehen, daß sie ihre Kollegen immer als „kümmerliche Kolonialtypen“ eingestuft hatte, während sie selber ja vom stolzen Mutterplaneten Erde selbst herkam. Ohne Zweifel hatte man auf der Erde eine überlegene Einsicht in alle Zusammenhänge, und so fühlte sie sich unbewußt ebenfalls allen anderen überlegen.
    Ein ganzes Jahr hatte sie gebraucht, bis sie merkte, wie unbeliebt sie war. Und jetzt, sechs Monate später, wußte sie auch, warum. Gerade jetzt ging ihr das auf, und sie schämte sich. Was hatte sie in diesen achtzehn Monaten gesagt? Wenn sie nur den Mund aufmachte, hatte sie sich beklagt, hatte geschimpft, und sich noch einmal beklagt.
    „Das ist ein ganz trüber Verein hier bei euch! Ihr kennt von morgens bis abends nichts als eure Arbeit. Ich wünschte, ich wäre wieder zu Hause. Ihr habt gar keine Ahnung, wie es auf der Erde ist! Da gibt es doch immer etwas Neues, immer Abwechslung. Aber hier? Der reine Stumpfsinn.“
    Oder sie hatte über das eintönige Essen geschimpft, oder über den Gestank, den der Ventilator verursachte, oder über die Leute, die überhaupt nicht fähig seien, ihr Amt zu versehen. Sie hatte immer etwas zu meckern gefunden.
    Sie starrte sich im Taschenspiegel an – und erschrak. Vielleicht war sie auf ihr Gesicht und ihre Figur viel zu eingebildet gewesen. Hier draußen, zwei Lichtjahre entfernt vom nächsten bewohnten Planeten, kam es auf die Figur nicht so sehr an. Der Körper war hier nichts weiter als ein Fahrzeug, das man intakt halten mußte, um den menschlichen Geist von einem Stern zum anderen zu bringen. Nur auf den Geist kam es an, er war die unschlagbare Waffe des Menschen, die ihm seine Führungsrolle im Universum sicherte. Sie hatte im Unterbewußtsein immer geglaubt, ihre körperliche Schönheit sei ein Geschenk der Natur, das ihr von vornherein eine Vorzugsstellung sicherte. Irrtum! Hier draußen im Korps sah man nach ihr nicht einmal hin.
    Und doch – sie war bestimmt nicht häßlich! Sie hatte einen fleckenlosen Teint, zarte, aber hell gebräunte Haut, große, dunkle Augen, und die wundervollen langen Wimpern waren echt. Ihr rabenschwarzes Haar war kurz geschnitten, weil Haare über drei Zentimeter Länge in einem Raumhelm gefährlich werden konnten. Aber durch den kurzen Schnitt kam der schöne, ovale Schnitt ihres Gesichtes und ihre wundervolle Kopfform noch besser zur Geltung. Ein Kunststudent hatte sie einmal mit italienischen Malereien der Früh-Renaissance verglichen. Ihre Schultern fielen leicht ab, sie war in der Taille sehr schlank, und ihre Beine waren im Vergleich zum Körper drei Zentimeter zu lang, was ihr den Anschein von Empfindlichkeit und Zartheit gab.
    Aber sie hatte es leid, zerbrechlich auszusehen, hier draußen unter den vierschrötigen Kolonialisten. Hier hatte niemand Sinn für ein zartes Mädchen. Und sie in ihrer Verblendung hatte diesen zerbrechlichen persönlichen Stil auch noch besonders betont! Und so hatte sie die besten Aussichten, jetzt für untauglich und ungeeignet befunden und zur Erde zurückgeschickt zu werden – und damit würde sie dann ein Jahrhundert zusätzlicher Lebenszeit verloren haben!
    Der Lautsprecher sagte: „Anwärter Santos bitte zum Kommandanten.“
    Anwärter! Das Wort dieser sachlichen Stimme fuhr ihr in die Knochen. Wie die meisten Anwärter hätte sie erwarten

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