Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 82: Geheimagentin der Erde

TS 82: Geheimagentin der Erde

Titel: TS 82: Geheimagentin der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
Vom Netzwerk:
benutzt.
    Saikmar machte ihr auf einer Koje einen Platz frei, legte eine Decke auf das Metall und bot ihr den Platz an. Jetzt wußte sie auch, woher die Kinder ihre Gummiklötzchen hatten. Sie waren aus dem Material der Matratzen geschnitten, die einmal auf diesen Kojen gelegen hatten.
    Sie setzte sich und löste ihren Helm ganz vom Anzug. Saikmar sah ihr neugierig zu, aber in seinem Blick lag kein Argwohn. Jetzt fiel ihr wieder ein, daß er irgendwann gesagt hatte, er sei aus Carrig. Dann wußte man also auch in Carrig noch nicht, was ein Raumanzug bedeutete.
    Das war erleichternd.
    Sie wartete, daß er etwas sagte.

 
10.
     
    Saikmar hatte allerdings seine eigenen Sorgen. Erst als Nyloo von Zeichen und Omen sprach, war er auf den Gedanken gekommen, das sonderbare Auftauchen dieses Mädchens mit übernatürlichen Erscheinungen in Zusammenhang zu bringen.
    Die ganze Geschichte – seine Entdeckung des Parradils, seine Wege dorthin, die Auffindung des Mädchens, die völlig einmalige Hilfeleistung des Tieres, die Worte der Priesterin – das alles gärte in ihm, kam eines zum anderen, erregte ihn. Und er zweifelte kaum noch daran, daß hier die Götter in das Schicksal eingegriffen hatten.
    Und so fragte er nach ein paar tiefen Atemzügen:
    „Sind Sie ein Mensch, oder kommen Sie von den Göttern?“
    Das Mädchen überlegte vor der Antwort. Sie spürte die absolute Aufrichtigkeit in Saikmars Worten. Übrigens – wußte sie denn selber die Wahrheit? Sie sagte schließlich:
    „Ich bin ein ganz normaler Mensch. Aber ich habe sehr seltsame Dinge erlebt.“
    „Sie sagen, Sie seien aus Dayomar. Wie ist dort Ihr Name?“
    „Melisma, Tochter von Yull und Maziy, aber meine Eltern sind tot.“
    Dazu machte sie ein Zeichen, das im Südlande bei solcher Gelegenheit üblich war.
    „Aber wie sind Sie aus dem Südland hergekommen?“
    Wieder überlegte sie. Dann:
    „Ich kann mich nicht genau erinnern. Vielleicht hat mich das Parradil hergebracht. Ich kann es mir anders nicht vorstellen.“
    Für Saikmar konnte es nur einen übernatürlichen Grund haben, daß sie hier war. Im Laufe des letzten Sommers waren keine Karawanen nach Norden über Carrig hinausgekommen, und das Heiligtum lag etliche Tagereisen vom nächsten Dorf entfernt. Er schloß die Augen. Noch konnte er nicht wissen, was der Gast bedeutete, den ihm die Götter da geschickt hatten. Aber er zweifelte nicht daran, daß in der ganzen Sache ein Hinweis an ihn selber verborgen war. Und wenn Nyloo die Sache anders sehen und verdrehen wollte, dann würde er sie töten.
    Das Mädchen fragte nachdenklich: „Ist dies das nördliche Heiligtum?“
    „Ja.“
    „Und warum sind Sie hier?“
    „Ich mußte hier Zuflucht suchen“, sagte Saikmar verbittert. „Ich bin ein Adliger aus Carrig, wo in jedem Jahr bei der Königsjagd entschieden wird, wer regieren soll. Ich war dazu bestimmt, den König zu besiegen, aber ich wurde von Eindringlingen aus dem Süden vertrieben. Wenn ich nicht geflohen wäre, so wäre ich jetzt tot. Denn die Fremden haben sich in der Stadt mit Verrätern verbündet. Einer von ihnen ist Ambrus, Sohn von Knole, den die Götter vernichten mögen. Und alle, die sich ihnen entgegenstellen, verbrennen sie mit ihrem Blitzstrahl.“
    „Aber“, sagte das Mädchen aufmerksam, „dann sind Sie ja …“ Sie kam nicht weiter, denn die Tür wurde aufgerissen, und der Mann stürmte herein, der sie schon draußen angegriffen hatte. Hinter ihm drängten sich die Männer und Frauen, die an der Schneemauer gearbeitet hatten. Der Mann mit der grollenden Stimme sagte:
    „Hier bin ich, und ich nenne euch Diebe und Gauner! Mit euren Fabeln von Wundern und Omen könnt ihr einer alten Frau den Kopf verdrehen, aber nicht uns. Wir haben nichts zu essen, weil eure verdammte Stadt Carrig im Sommer alle für uns bestimmten Karawanen angehalten und die Spenden für sich behalten hat. Und deshalb werden wir euch jetzt aus dem Heiligtum hinauswerfen. Geht doch nach Carrig – wenn ihr könnt.“
    Der Mann grinste, und die Leute hinter ihm riefen beifällig. Einige von ihnen schwangen Knüppel und Messer, der Haß verzerrte ihre Gesichter.
    Das plötzliche Schweigen riß an den gespannten Nerven. Saikmar sah sich nach seinem Schwert um, das er bei seinen Märschen zum Parradil nicht angelegt hatte. Aber es lag in der anderen Ecke der Kabine, im Moment unerreichbar. Doch mit Schwert oder ohne, er würde kämpfen!
    Der Anführer der Eindringlinge verlor die Geduld. „Los!“

Weitere Kostenlose Bücher