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TS 82: Geheimagentin der Erde

TS 82: Geheimagentin der Erde

Titel: TS 82: Geheimagentin der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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ernstlich in Mitleidenschaft gezogen. Risse und Fugen waren mit Lehm und Fetzen verstopft und mit Farbe übermalt. Maddalena vermutete hier die Mannschaftsunterkünfte, denn man sah eine Reihe von Einzeltüren in fünf Metern Abstand auf beiden Seiten. Die Türen waren teilweise entfernt, zum anderen Teil in geöffnetem Zustand festgerostet, und man hatte Vorhänge aus Bastgeflecht oder aus Tierfellen angebracht.
    Saikmar hielt vor einer Tür ganz am Ende des Ganges, die dichter verschlossen war. Eine Metallplatte, die wahrscheinlich irgendwo einmal ein Tisch gewesen war, war hier als Tür aufgerichtet und durch einen Balken aus Bronze versperrt. Dieser mächtige Riegel war durch ein unförmiges Schloß von mindestens drei Pfund Gewicht abgesperrt, und Saikmar förderte aus einer Tasche einen Schlüssel dafür zutage.
    „Kommen Sie herein“, forderte er auf.
    Sie betrat eine Vierbett-Kabine. Eines der Betten war ausgehakt. Saikmar schien mehr zu besitzen als die übrigen Leute hier, wenn er auf solche Vorsichtsmaßnahmen Wert legte. Die verbliebenen drei Kojen waren beladen mit Kleidern, Decken, dicken handgeschriebenen Büchern, einigen Metallgegenständen, die wahrscheinlich zur Waffenausrüstung gehörten, und anderen Dingen.
    Als sie das sah, mußte sie mit Bedauern an ihre eigene Ausrüstung denken, die im Landefahrzeug geblieben war. Sie hatte keine Möglichkeit, sich bei ihren Leuten zu melden, keine Waffen, keine Medikamente – und gerade das Fehlen von Arzneien konnte hier auf einem unterentwickelten Planeten den Tod bedeuten.
    Nach den Szenen bei ihrem Auftauchen zu schließen, gab es hier nicht einmal genug Lebensmittel, und da der arktische Winter bis zu sechs Monaten andauern konnte, war auch keine Hilfe von außerhalb zu erwarten.
    Bei alledem hatte sie noch Glück gehabt. Sie hatte schon befürchtet, daß man ihren Raumanzug erkennen und sie deshalb als einen Feind von außerhalb betrachten würde. Aber die fremden Eindringlinge, die aus ihrem Raumschiff auf Langenschmidt gefeuert hatten, hielten sich wohl selbst noch verborgen oder trugen ortsübliche Kleidung. Wenn Herons Tod kein Unfall war, hatten sie wohl selbst alles Interesse daran, die Anwesenheit von Wesen anderer Welten auf diesem Planeten vorläufig nicht laut werden zu lassen.
    Schlau waren sie gewesen, dachte Maddalena mit Bitterkeit. Es hatte lange gedauert, bis man im Korps überhaupt etwas von ihrer Tätigkeit merkte; noch länger, bis ein Agent zur Untersuchung losgeschickt wurde. Aber als der Kreuzer des Korps im wirklichen Raum aufgetaucht war, hatten sie sofort auf ihn gefeuert, und damit hatten sie noch einmal ein oder zwei Jahre Zeit gewonnen, es sei denn, Langenschmidt war auch noch heil heruntergekommen und besaß ein Raumfunkgerät.
    Aber bis dahin konnten die Eindringlinge festen Fuß gefaßt haben, um dem Korps entgegenzutreten. Denn man konnte die Flüchtlingsplaneten von Zarathustra unter zwei verschiedenen Gesichtswinkeln sehen.
    Der eine Standpunkt war der, den das Korps einnahm: die dort entstehenden Kulturen sich selbst entwickeln zu lassen und ihnen fremde Einmischung fernzuhalten, bis sie so weit waren, in den Ring der hohen Zivilisationen aufgenommen zu werden.
    Aber darin lag auch eine Gefahr. Fremde Eindringlinge konnten sich einnisten und die Nichteinmischung des Korps dazu ausnutzen, sich zu Diktatoren aufzuschwingen. Bis das Korps sich dann wider Willen doch zu einem gewaltsamen Eingreifen entschloß, konnte ein halbes Jahrhundert vergehen. Denn man überwachte zweihundertundsechzig bewohnte und zivilisierte Planeten, und jedem Entschluß ging ein sehr, sehr langes und vorsichtiges Studium voraus.
    Aber dann konnte es zu spät sein.
    Diese Überlegungen versetzten Maddalena in eine ganz neue, erregende Lage. Einerseits war ihre Situation so hoffnungslos, daß sie nur zittern konnte.
    Aber auf der anderen Seite hatte sie im Stützpunkt eineinhalb Jahre lang gemeckert und gemurrt, weil sie nur Aufgaben erhalten hatte, die unter ihren Fähigkeiten lagen. Und plötzlich stand sie, völlig auf sich selbst gestellt, so großen und gewaltigen Problemen gegenüber! Kein Vorgesetzter redete mehr drein, keine Organisation kam zu Hilfe, nichts.
    Und noch mehr: es hing sogar von ihr allein ab, ob sie diese Aktion überlebte – oder nicht.
    Außer den Kojen gab es in der Kabine keine Möbel. Es gab zwar sanitäre Einrichtungen, aber die wurden augenscheinlich schon seit der Landung des Schiffes nicht mehr

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