TS 82: Geheimagentin der Erde
geblieben waren.“
„Und wie sieht’s in der Stadt aus?“ fragte Langenschmidt. Er lehnte sich im Sessel zurück und schlug die Beine übereinander. „Als ich mich aus dem Staube machte, sah es aus, als würde nicht viel davon übrigbleiben.“
„Na, es hat ganz schön gekracht. Zum Glück ist es jetzt Sommer. Sie haben ungefähr achttausend Leute außerhalb der Stadt in Zelten und Baracken untergebracht. Shimazi schätzt, sie würden bis zum Winter genug Behelfsunterkünfte schaffen können und die Stadt in etwa eineinhalb Jahren wieder aufbauen.“
Nach einer Pause räusperte sich Maddalena. Mit einem Seitenblick auf Langenschmidt fragte sie:
„Und Saikmar?“
„Der ist obenauf, schätze ich“, meinte Brzeska. „Er und sein Stamm hatten die Lage schon in der Hand, bevor Shimazi abzog. Es war seine Idee, Zeltlager für die Obdachlosen aufzuschlagen. Er hat ziemlich schnell Notverpflegung und Wasser heranbekommen. Scheint ein guter Organisator zu sein. Ich denke, er wird es schaffen.“
„Was ist aus Belfeors Leuten geworden?“ fragte Langenschmidt. „Ein paar habe ich gesehen, die sie gefesselt hatten. Mindestens zwanzig haben sie auf dem Fleck erschlagen und Saikmar als Triumphbeute vor die Füße gelegt.“
Brzeska schluckte, ehe er sagte: „Hm, tja, die Gefangenen haben sie als Tempelschänder hingerichtet.“
„Was habt ihr übrigens der zyklopischen Regierung erzählt?“ fragte Langenschmidt weiter.
„Daß ein paar Spitzbuben von ihrem System einen Patrouillenkreuzer abgeschossen und die Besatzung bis auf einen getötet haben. Das hat ihnen einen mächtigen Schrecken eingejagt. Sie sind zwar mit unserer Methode, die Zarathustra-Flüchtlinge zu behandeln, gar nicht einverstanden, aber sie wissen, daß ein solcher Übergriff denn doch über jedes Maß hinausgeht. Sie fragten an, ob wir ihnen die Verbrecher zur Bestrafung ausliefern könnten. Wir haben bedauert, das gehe leider nicht, denn die Banditen seien auf einem Flüchtlingsplaneten gelandet, da hätten sie die lokalen Bräuche verletzt und seien bereits so gründlich bestraft worden, daß wir sie leider nicht mehr herbeischaffen könnten. Ich glaube kaum, daß wir aus dieser Ecke sobald wieder ein Banditen-Unternehmen erleben werden.“
„Hat Shimazi etwas über das Parradil gesagt?“ fragte Maddalena. „Ich muß zugeben, ich hatte das Tier richtig ins Herz geschlossen.“
„O ja! Das Tier ist ein guter Hausfreund der Leute geworden – sehr zum Kummer des Stammes Parradil, das sein Wappentier natürlich für sich behalten wollte, als Heiligtum. Jetzt watschelt es überall in den Straßen herum und wird von jedermann gefüttert. Ein paar unternehmungslustige Kinder haben es sogar schon dazu gebracht, kurze Rundflüge mit ihnen zu machen.“
„Fein“, sagte Maddalena. „Ich bin davon überzeugt, daß Parradile in menschlicher Gesellschaft eine größere Intelligenz entfalten können. Gut möglich, daß sie zum Beispiel – sprechen lernen.“
Nach einem Zögern setzte sie hinzu:
„Bei dieser Gelegenheit, Kommandant … würden Sie nun vielleicht einen etwas günstigeren Bericht über mich schreiben?“
„Na, das muß ich wohl. Ich will mit offenen Karten spielen: ich habe Sie für Ihre Leistungen auf ZFP 14 bereits zum Leutnantsrang eingereicht. Sie haben unter den außerordentlich schwierigen Verhältnissen Ihre Aufgabe sehr gut gelöst.“
„Gratuliere“, sagte Langenschmidt trocken. Maddalena wurde rot.
„Aber mir ist nun klar“, meinte Brzeska, „daß die Verwaltungsarbeit im Stützpunkt Ihnen nicht liegt. Wenn Sie Lust dazu haben, würde ich Sie als Agenten auf einem Planeten empfehlen. Doch ich warne Sie! Dabei verpflichten Sie sich für zwanzig Jahre. Überlegen Sie sich das und geben Sie mir in zwei, drei Tagen Ihre Entscheidung.“
Maddalena biß sich auf die Unterlippe:
„Würde man mich verwenden, wenn ich mich als neuen Agenten für Carrig freiwillig melde?“
„Nein, mein Kind, man würde nicht. Tut mir leid. Der Grund ist ganz einfach. Alles, was Sie dort getan haben, war den Umständen nach richtig und erforderlich. Zum Beispiel haben Sie im Heiligtum die tollsten Neuerungen eingeführt. Wir können Sie nicht zu den gleichen Leuten zurückschicken. Der ideale Agent hört und sieht alles und tut überhaupt nichts. Ich dachte, Sie wüßten das, und wundere mich über Ihre Frage.“
Sie zuckte die Schultern. „Ich dramatisiere wohl wieder ein bißchen. Wäre doch neugierig gewesen, wie ich
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