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TS 82: Geheimagentin der Erde

TS 82: Geheimagentin der Erde

Titel: TS 82: Geheimagentin der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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vornehmen Stämme besaßen natürlich ihre großen Stadthäuser, in denen sie vor allem in der Zeit um die Königsjagd wohnten. Die Köchin ging auf den Hof, wo sie einen Kessel Brühe zum Abkühlen hingestellt hatte. Sie hob ihn auf – aber der Kessel war voller Blut. Sie ließ ihn fallen und rannte schreiend davon. Von allen Seiten rannten die Leute herbei. Sie hielten die schluchzende Köchin für verrückt. Aber das Blut war eine Tatsache.
    Die zwanzig Kutscher, Knechte, Sänftenträger und Wachmänner, die der Köchin beistanden, dachten sofort, daß so viele merkwürdige Anzeichen in so kurzer Zeit nur eines bedeuten konnten. Sie drehten wie auf Kommando die Köpfe zur Zitadelle.
    Auf dem großen Wachtturm sahen sie Belfeor.
    Sie wählten sofort den Ältesten, der zu Sir Malan Corrie selbst gehen sollte, um ihm zu sagen, wie ernst die Dinge schon standen …
    Gus Langenschmidt bekam die Auswirkung dieser Ereignisse erst zu hören, wenn sie von Mund zu Mund durch die ganze Stadt gegangen waren und in seiner Taverne wiedererzählt wurden. Bis dahin hatten sie sich ungeheuerlich aufgebauscht. Jetzt hieß es schon, in den Kellern des Twywit-Stammes hätte man einen Raum voller Leichen entdeckt – das war aus einer Prise Pulver geworden, das die Brühe im Kessel rotgefärbt hatte. Und der steinerne Glücksgott hatte nicht nur Tränen vergossen, nein, sein ganzes, sonst so wohlwollendes Gesicht wäre in tiefem Schmerz verzerrt gewesen, und manche behaupteten, er habe geschluchzt.
    Außerdem wurden Dinge erzählt, für die Langenschmidt wirklich nicht verantwortlich war: ein Parradil sei nachts auf dem Markt herumgetanzt und habe die Verdammung Belfeors ausgesprochen.
    Um so besser!
    Zwei Tage später streikten die Arbeiter in den Bergwerken, da die Königsjagd unmittelbar bevorstand. Nach den Meldungen von Langenschmidts Agenten war Belfeor zum ersten Male ernstlich betroffen.
    Er ließ Sir Gurton Knole zu sich rufen, um mit ihm die Einzelheiten der Königsjagd zu besprechen, und diese Nachricht in der Stadt verbreiten. Auf diese Neuigkeit hin wurden die Leute in der Stadt etwas ruhiger, verhielten sich aber abwartend und wachsam.
    Da spielte Langenschmidt seine letzte Trumpfkarte aus:
    In den nächsten Stunden verbreitete sich in der Stadt das Gerücht, seit Wochen habe niemand in den Smoking Hills ein Parradil gesehen, selbst in den Höhlen nicht. Was für eine Königsjagd sollte denn das werden, wenn Belfeor die Parradile vertrieben hatte?
    Diese – eigentlich doch naheliegende – Idee kam den Leuten zu allerletzt. Einer fragte den anderen. Wegen der Bergwerksarbeit waren mehr Leute im Winter in den Smoking Hills gewesen als jemals zuvor. Hatte einer ein Parradil gesehen?
    Niemand hatte im Verlauf des Winters und des beginnenden Frühlings auch nur ein einziges Parradil zu Gesicht bekommen.
    Was wollte Belfeor dann jagen lassen?
    Jetzt stieg die Unruhe mit jeder Stunde.

 
16.
     
    Es war ein schöner, klarer Frühlingsabend. Sie standen auf der Plattform des Wachtturms und beobachteten den Sonnenuntergang. Belfeor hatte seinen Regierungsmantel umgelegt. Ambrus sah seinen Onkel, Sir Gurton, nicht an, und starrte nach Westen in die Smoking Hills, hinter denen die Sonne nun verschwinden mußte. Dort standen ein paar kleine, rosafarbene Wölkchen.
    Ambrus sah sich nach Belfeor um. Der Regierungschef in seinem feierlichen Umhang machte ein düsteres Gesicht. Pargetty suchte ihn zu beruhigen, aber das schien ihn nur noch mehr zu reizen. Plötzlich stieß er wütend hervor:
    „Wie lange sollen wir hier noch herumstehen wie die Narren?“
    Pargetty machte ein verlegenes Gesicht. Sir Gurton zeigte deutlich seine Verachtung, als er kurz sagte:
    „Bis der Abendstern erscheint.“
    „Theater!“ Belfeor fuhr sich mit dem Taschentuch über die feuchte Stirn. „Blödsinnige Zeitvergeudung. Schluß damit!“
    Pargetty versuchte wieder, ihn zum Schweigen zu bringen. Aber Belfeor war nicht zu zügeln.
    „Und was ist?“ fragte er, „wenn überhaupt kein Parradil zum Töten für mich da ist?“
    Sir Gurton antwortete nicht. Ambrus ballte stumm die Fäuste. Wie konnte er jemals so verblendet gewesen sein, sich mit diesem Verblendeten einzulassen?
    Einer der jüngsten Diener flüsterte:
    „Ich glaube, ich sehe den Abendstern!“ Mit blinzelnden Augen starrte er nach oben. Er zeigte zum Himmel, Sir Gurton mit seinen nicht mehr so jugendlichen Augen folgte ihm. Dann richtete sich Sir Gurton auf, um seine Priester zur

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