Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

Titel: TS 83: Der Mann, der ein Roboter war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schenk
Vom Netzwerk:
werden, um den Humanoiden zu ihrer verdienten Position in unserer Gesellschaft zu verhelfen.“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Weil sie nicht ein Teil unserer Gesellschaft sind, sondern eine eigene Rasse. Und weil wir nicht alles tun können, um ihnen absolute Unabhängigkeit und Gleichberechtigung zu geben, sondern nur das, was gesetzlich ist. Welches Interesse können Sie als Mensch überhaupt daran haben?“
    „Sie sagten es: ich bin ein Mensch; ich halte es für unserer Rasse unwürdig, den Humanoiden zu verweigern, was wir dem Menschen mit der Todesstrafe schützen, und müßte mich sonst ganz einfach meiner Rasse schämen. Ich stelle lediglich das schlechte Gewissen des besseren Teiles der Menschheit dar.“
    Keith lächelte ironisch: „Für das verkörperte schlechte Gewissen sehen Sie erstaunlich gut und selbstsicher aus, mein lieber Corell! Aber Spaß beiseite. Ich habe Ihre Gründe gehört und ich verstehe sie, weil sie meine eigenen sind. Ich verstehe auch die Schritte, die Sie in dieser Richtung gemacht haben, aber ich kann sie nicht billigen. Woher wollen Sie denn wissen, daß die Humanoiden überhaupt gleichberechtigt sein Wollen ?“
    Corell goß sich einen neuen Whisky ein, ehe er mühsam beherrscht antwortete. „Es ist absurd! Aber glauben Sie mir, Elmar, für uns Menschen ist die Gleichberechtigung der Humanoiden wichtiger als für diese selbst. Von Anfang an waren uns die humanoiden Roboter so weit überlegen, daß ihre väterliche Geduld mit unserem kindlichen Geltungsbedürfnis die wahre Situation nur noch notdürftig kaschiert.“
    Jerry schüttelte ganz leicht den Kopf, äußerte sich aber nicht.
    „Ob Sie wollen oder nicht, Elmar“, fuhr Corell fort, „die Humanoiden müssen auch dem Gesetz nach ebenbürtig sein, damit wir Menschen uns nicht selbst degradieren, indem wir glauben, mehr zu sein als sie.“
    Keith faßte in Gedanken die Situation der humanoiden Roboter zusammen: man bediente sich ihrer als Wissenschaftler, Mentoren, als Boten und Kuriere, als unbestechliche Zeugen, Schiedsrichter, als Vertrauensleute an allen Stellen, wo Zuverlässigkeit, Verschwiegenheit und Integrität notwendig und vorausgesetzt ist, kurz überall da, wo menschlicher Charakter manchmal versagt. Doch sonst behandelte man sie mit einer Herablassung und Nichtachtung, die grotesk erschien, wenn man die moralischen und ethischen Unterschiede betrachtete.
    „Mir ist in Ihren Ausführungen einiges unklar, Professor“, begann Keith langsam. „Sie setzen stillschweigend voraus, daß die Humanoiden aus eigenem Willen gut und edel sind. Werden sie nicht vielmehr durch die Grundgesetze gezwungen?“
    „Nein, Elmar.“
    „Sind Sie da sicher?“
    „Beinahe.“
    „Gesetzt den Fall, wir schlössen einigen Humanoiden ohne ihr Wissen die Grundgesetz-Selektoren kurz und stellten sie vor die Möglichkeit, verbrecherisch zu handeln. Würden sie die Gelegenheit ausnutzen?“
    Corell warf ihm einen langen kritischen Blick zu und biß sich nachdenklich auf die wulstige Unterlippe. Dann schüttelte er den Kopf.
    „Das ist die Kardinalfrage der gesamten Robotik. Ich glaube nicht, daß sie verbrecherisch handeln würden. Sie sind zu klug dafür.“
    „Auch wenn sie Emotionen besitzen?“
    „Auch dann nicht.“
    Keith wandte sich an den Humanoiden. „Jerry, stell dir bitte folgende Situation vor: Professor Corell und ich schweben in Lebensgefahr. Du kannst nur einen vor dem Tode bewahren. Der andere überlebt es auf keinen Fall. Wen würdest du retten?“
    „Professor Corell“, antwortete Jerry lakonisch.
    „Würde dir mein Tod leid tun?“
    „In der angegebenen Situation nur emotionell.“
    Keith schüttelte den Kopf. „So kommen wir nicht weiter! Jerry, kannst du dir vorstellen, du müßtest nicht unbedingt die Grundgesetze achten?“
    „Nein, Elmar.“
    „Warum nicht?“
    „Die Moduln, die uns dazu zwingen, sind so überflüssig wie Schaufelräder an Raumschiffen. Sie werden von der Vernunft jeglicher Entscheidung enthoben. Ich kenne keinen Roboter, dessen Grundgesetz-Selektoren jemals benutzt worden wären.“
    „Du lügst, Jerry.“
    Der Humanoid antwortete darauf fast nachlässig: „Deine Feststellung ist unlogisch“, sagte er. „Du weißt genau, daß ich nicht lüge.“
    Keith machte eine resignierte Handbewegung. „Unser Gespräch bleibt so lange Spekulation, wie Roboter durch Gesetze eingegittert sind. Daß sich der Mensch in der Gesetzlosigkeit nicht dauernd wohl fühlt, hat die Geschichte

Weitere Kostenlose Bücher