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TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

Titel: TS 83: Der Mann, der ein Roboter war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schenk
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tausendfach bewiesen. Also nehmen wir an, die Roboter seien von sich aus gut und edel. Dann allerdings werden sie zu Unrecht als minderwertige Geschöpfe betrachtet.“
    Corell nickte zustimmend. „Genau! Jedes Kind ist gewohnt, einem Humanoiden zu befehlen, wo ein Wunsch unverschämt und eine Bitte eben noch angebracht wäre. Ich habe geradezu den Eindruck, als spielten die Humanoiden mit unserem Dünkel. Wollen wir zusehen, wie die Menschheit in das barbarische Zeitalter der Rassenüberheblichkeit zurückfällt?“
    „Nein, Professor. Aber eine Revolution wäre ebenso barbarisch. Sie kennen doch die öffentliche Meinung! Wie wollen Sie daran etwas ändern?“
    „Natürlich kenne ich sie“, bestätigte Corell. „Aber ich weiß auch, daß man den Haß der Massen auf alle Roboter ruhig hinnimmt, ja, ihn eher noch unterstützt. Denken Sie an die Matsuko-Partei, an Funk und Presse, an die Fernsehprogramme mit den ewigen Roboteraufständen gegen ihre Schöpfer. Man schürt den Minderwertigkeitskomplex des Volkes und dessen Angst, um Stimmen für die Wahl zu sammeln, wenn man der Menge Maßnahmen gegen die Roboter verspricht. Der Rat sieht gelassen zu. Dabei glaubt kein einigermaßen gebildeter Mensch an Machtgelüste bei Humanoiden. Mit Aufklärung können wir da nichts erreichen. Wir hätten sofort Millionen Wähler und mehr als die Hälfte der Gewählten gegen uns. Ich will die Menschheit vor vollendete Tatsachen stellen! Ich will den Humanoiden mit menschlichen Emotionen bewußt machen, daß sie mehr sind als die Menschen. Stolz, Eitelkeit, Machtgelüste, die Fähigkeit zu lügen, zu betrügen, zu stehlen … Was braucht ein Humanoid noch, um ein ganzer Mensch zu sein.“
    Jerrys leidenschaftslose Stimme beantwortete diese Frage. „Das Bedürfnis zu töten.“
    Keith sagte erregt: „Corell! Das ist noch schlimmer als Barbarei!“
    „Ach was, die Menschen haben es nicht anders verdient. Die primitivste Intelligenz auf einem neuentdeckten Planeten wird mit einer Zuvorkommenheit behandelt, die der Selbsterniedrigung nahekommt, nur um dem Gesetz zum Schutze der Freiheit zu genügen. Absatz 23 der Lex Intercargo besagt, daß eine fremde Intelligenz drei Menschen umbringen darf, ehe sie selbst getötet werden darf! Nur um Mißverständnissen vorzubeugen! Gewiß, das Gesetz sichert den Humanoiden das Recht auf Leben zu. Aber wo ist ein Gesetz, das ihnen das Recht auf Notwehr gibt?“
    „Sie sind gesetzmäßig gegen menschliche Willkür geschützt“, warf Keith ein.
    „Ja, sie haben aber andererseits soviel Selbsterhaltungstrieb, diesen Schutz niemals in Anspruch zu nehmen. Was meinen Sie, Elmar, was geschehen würde, wenn ein Humanoid einen Menschen – und sei es auch nur in Notwehr – umbrächte? Es wird niemals geschehen, aber seien Sie gewiß, eine Welle von Pogromen wäre die geringste Reaktion der Massen. Deshalb werden die Humanoiden menschliche Emotionen und damit eine Chance bekommen!“
    „Und ein Krieg wäre die Folge.“
    „Nun, die Menschheit könnte wieder einmal eine solche Situation gebrauchen, um den Wert des Friedens und der Freiheit am eigenen Leib zu erkennen.“
    Keith schüttelte energisch den Kopf.
    Der Humanoid hatte sich unauffällig erhoben. Weder Keith noch Corell beachteten seine Verbeugung, als er wortlos zur Tür ging.
    „Professor Corell, ich danke ihnen für Ihre Offenheit und ich werde ebenso aufrichtig sein. Ich kann Ihnen zehn Stunden geben, um Betty wieder zu dem Eiszapfen zu machen, der sie vorher war, und Jerry wieder zu einem gefühllosen Gentleman. Danach kann ich nicht anders … ich müßte meine Feststellungen dem Rat melden. Sie können sich denken, was das bedeutet …“
    Corells Stimme klang bitter und resigniert, als er entgegnete: „Ich kenne den Weg, Elmar. Polizei, Verhöre, Psychoanalysator und am Ende der Konverter. Schließlich handelt es sich ja um das einzige noch todeswürdige Verbrechen: das gegen das ,Gesetz zum Schutze der Freiheit’. Seit über tausend Jahren gibt es keinen Diktator mehr, und dennoch ist die Angst vor einer eventuellen eigenen Unterdrückung größer als die Scheu, Millionen andere zu versklaven. Ich weiß, welches Zugeständnis diese Frist bedeutet, aber Ihr Vorschlag ist unannehmbar. In zehn Stunden kann ich nicht über achtzigtausend Humanoiden ändern, selbst wenn sie und ich es wollten.“
    Keith ließ überrascht das Glas sinken, das er eben an die Lippen gesetzt hatte. „Sagten Sie achtzigtausend?“
    „Seit fünf Monaten

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