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TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

Titel: TS 83: Der Mann, der ein Roboter war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schenk
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dem Sicherheitsbeauftragten des Obersten Rates entscheiden konnte.“
    „Und?“
    „Sie zog ersteres vor.“
    Corell wurde ungeduldig. Er spielte nervös mit seinem Glas. „Elmar, lassen Sie sich doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen! Wir wollen mit offenen Karten spielen! Ich hatte ohnehin vor, Sie heute über alles zu informieren. Wie konnte ich denn wissen, daß Sie bereits mit Betty gesprochen haben?“
    Keith nickte bedächtig und lächelte. „Schön, Corell, ich fühle mich pflichtschuldig geschmeichelt, von dem ersten Verschwörer seit fast tausend Jahren ins Vertrauen gezogen zu werden!“ Sein Lächeln machte einem sachlichen Ausdruck Platz. „Also gut! Hier meine Trümpfe: die fünf neuen Bausteinchen enthalten nahezu vollkommen das Äquivalent der menschlichen Emotionen, soweit ich sie in der halben Stunde selbst durchschauen und durchdenken konnte. Sie waren zu gut getarnt, um offiziell eingebaut worden zu sein. Eine geheime Erlaubnis des Rates ist – wie ich ermittelt habe – nicht erteilt worden. Das Magnetsiegel war unverletzt, was darauf schließen läßt, daß der letzte Untersuchungsbeauftragte entweder ein Scharlatan oder ein Eingeweihter war.“
    Corell nippte an seinem Synthetic. „Die Trümpfe sind ausgezeichnet, Elmar!“
    Keith versuchte vergeblich Angst oder zumindest Unsicherheit in Corells Gesicht zu finden.
    „Professor Corell“, fragte er dann kopfschüttelnd, „nun erklären Sie mir bloß, warum Sie die neuen Moduln nicht offiziell angemeldet haben!“
    „Woher wissen Sie, daß ich es nicht getan habe?“
    „Der Rat hat sie konfisziert?“
    „Erraten! Menschliche Gefühle sind zu gefährlich. Denken Sie nur an mögliche Machtgelüste!“
    Corell musterte Keith mit scharfem Blick.
    „Aber das ist doch Unsinn! Wenn Gefühlen eine derartig beherrschende Vernunft gegenübersteht, können Emotionen nur zur letzten Vollkommenheit beitragen.“
    „Genau!“ Corell schien bei Keiths heftiger Antwort aufzuatmen.
    Jerrys Gesicht blieb völlig unbewegt.
    „Oh, ich verstehe!“ Keiths Mundwinkel bogen sich verächtlich abwärts. „Kein Verschwörer, sondern ein Wissenschaftler, der sich in seiner Eitelkeit gekränkt fühlt, weil er seine Erfindung nicht praktisch anwenden darf.“
    „Eitelkeit?“ fragte Professor Corell und strich sich unbewußt über seinen blanken massigen Schädel. Sein Lächeln erlosch, aber seine Worte klangen durchaus nicht unfreundlich: „Mein lieber Elmar! Selbst ich bin nicht imstande, eine genaue Grenze zwischen selbstlosem wissenschaftlichem Ehrgeiz und einer gewissen Eitelkeit zu ziehen. Es wäre unaufrichtig abzuleugnen, wie sehr es mich befriedigen würde, zu der Vollkommenheit dieser intelligenten und anständigen Kerle beigetragen zu haben.“
    Keith bedauerte seine Worte, kaum daß er sie ausgesprochen hatte. Sicher war Corell mitunter boshaft, intrigant oder von einer aufrichtigen Unverfrorenheit, wenn er seine Ziele verfolgte, doch es gab niemand, der ihm nachsagen konnte, er habe auch nur einmal Eitelkeit oder eigene Vorteile über das Wohl der Gemeinschaft gestellt.
    „Es tut mir leid, Professor. Ich war einen Augenblick unsachlich. Aber glauben Sie mir, es ist bodenlos leichtsinnig, Betty ohne ein tarnendes Sieb vor ihrem Verhaltensschema mit menschlichen Emotionen zu versehen. Unser primitivster Staubsauger ist imstande zu erkennen, daß Betty menschlich fühlt. Passen Sie auf, daß sie nicht mit Orlow flirtet, wenn der sich das Wirtschaftsgeld seiner Frau nachrechnen läßt.“
    Corell lächelte wieder in seiner unbeschwerten Art. Manchmal schien er Keith von einer geradezu kindlichen Naivität, und Keith mußte sich Corells hervorragende Forschungsergebnisse und brillante Ideen ins Gedächtnis zurückrufen, um sich davon nicht täuschen zu lassen.
    „Elmar, Sie vergessen, daß Sie Humanoidenspezialist sind und der beste Fachmann auf diesem Gebiet. Ich hielt es ebenso wie Betty für höchst unwahrscheinlich, daß Sie meinen Selektivsektor durchschauen könnten. Haben Sie keine Angst, Erotik läßt sich nicht so ohne weiteres mit Moduln nachahmen!“
    Keith deutete mit dem Daumen zur Seite.
    „Jerry haben Sie auch –,ergänzt’?“
    „Natürlich, er war der zweite. Schließlich ist er Interessenvertreter der Humanoiden im Rat. Eifersüchtig?“
    Jerry hörte unbewegt zu.
    Keith antwortete ärgerlich: „Unsinn, Corell! Ich glaube nicht, daß Jerrys künstliche Gefühle in der Lage sind, auf Joans gewisses Etwas anzusprechen.

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