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TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

Titel: TS 83: Der Mann, der ein Roboter war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schenk
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097“, meldete sich eine sympathische Stimme. „Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“
    „Keith. Machen Sie bitte sofort den großen Diaradiator frei. Dringlichkeitsstufe Eins! Ich bin in zwei Minuten unten.“
    „Ist bereits frei, Dr. Keith!“
    „Danke, 097!“
     
    *
     
    Keith zog das Mädchen am Arm in den Lift und drückte auf der Tafel zwei Knöpfe. Joan schwankte haltlos, als die Kabine von der vertikalen in die horizontale Fahrtrichtung überging. Dann glitt die Tür auseinander. Der ZZ 96 erwartete sie bereits an der Tür. Als er Joan erkannte, hob er einhaltend die Hand.
    „Ich muß Sie darauf aufmerksam machen, Dr. Keith, daß ein Mensch die Radiatorstrahlen nicht ohne genetische Schäden übersteht. Außerdem ist Miß Corell nicht im Vollbesitz ihres Entscheidungsvermögens. Ich muß dies einem Vertreter des Rates mitteilen, da der Verdacht einer ungesetzlichen Handlung besteht. Weiterhin muß ich gegebenenfalls eine solche gesetzwidrige Handlung verhindern.“
    Keith schob ihn beiseite. Er wußte, daß die geschraubte Redeweise des Humanoiden ein Ergebnis des Konfliktes zwischen Gesetz und Gehorsam gegenüber dem Vorgesetzten war.
    „Der Vertreter des Rates bin ich“, sagte Keith. „Miß Corell ist von einem Polizeiroboter paralysiert worden. Außerdem besteht für sie keine Gefahr eines Schadens. Denken Sie an das zweite Grundgesetz der Robotik. Die Verantwortung übernehme ich!“
    Der ZZ 96 zitierte skeptisch: „Jeder Roboter muß jedem von einem Menschen gegebenen Befehl gehorchen, sofern mit der Ausführung des Befehls nicht das erste Grundgesetz verletzt wird. – Das erste Grundgesetz aber lautet: Niemals darf ein Robot ein menschliches Wesen verletzen oder durch Untätigkeit gestatten, daß einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird. – Miß Corell ist ein Mensch, sie käme daher bei einer Durchleuchtung mit dem Diaradiator zu Schaden. Beweisen Sie mir bitte, daß entweder die Voraussetzung oder das Ergebnis dieser Folgerung falsch sind, Dr. Keith!“
    Keith wußte nur zu genau, daß er diesen Humanoiden nicht mit einem Bluff oder einer billigen Redensart zufriedenstellen konnte; und nur mit seinem Einverständnis war es möglich, Joan ohne ihr Wissen zu durchleuchten.
    „Als Vertreter des Rates bin ich Geheimhaltungspflichten unterworfen, die nur von einem Vorgesetzten aufgehoben werden können. Deshalb muß ich Ihnen befehlen, über alles zu schweigen, was Sie in den nächsten Minuten sehen oder hören werden. Das gilt auch gegenüber Ihren Vorgesetzten und solange, bis ich persönlich diesen Befehl aufhebe!“ Keith schaute auf seinen Unikom. „Um Ihnen zu beweisen, daß Miß Corell keinen Schaden leidet, wenn ich sie durchleuchte, muß sie unter den Radiator. Ich werde beweisen, daß sie einen Humanoidenkörper besitzt.“
    „Dieses Risiko kann ich nicht eingehen“, sagte der Leiter der Zentralen Reparaturkommission ruhig.
    „Sie dürfen es, denn ich werde vorerst nur ihre Hand durchleuchten.“
    „Einverstanden.“ Der ZZ 96 öffnete Keith und Joan höflich die Tür zum Radiatorraum.
    Keith schaute erneut auf die Uhr. Noch fünfzehn Minuten. Behutsam hielt er Joans rechte Hand über die durchsichtige Plastikebene, auf der normalerweise beschädigte Humanoiden durchleuchtet wurden, und stellte den Bildschirm ein.
    Die mattschimmernde Fläche zeigte das farbige Bild einer schmalen, aber durchaus menschlichen Hand. Erst als Keith unter der Vergrößerung die künstlichen Synapsen am Ende der Nervenstränge erkannte, schaltete er aus und legte den ganzen Körper des Mädchens auf die gläserne Platte.
    Der ZZ 96 ließ ihn ruhig gewähren.
    Bereit, im Bruchteil einer Sekunde abzuschalten, aktivierte Keith erneut den Radiator.
    Der ZZ 96 hatte die Hand am Hauptschalter, ließ ihn aber sofort los, als er die schwarze undurchsichtige Masse des Konverters in Joans Bauchhöhle erblickte, und die Stränge, die sich nach allen Seiten verzweigten.
    Keith entspannte sich. Sein zweiter Blick galt dem Kopf. Joan hatte ein organisches menschliches Gehirn. Er hatte es erwartet; denn ein Paralysator wirkte nicht auf humanoide Positronengehirne.
    Der ZZ 96 war wortlos gegangen.
    Keith wischte sich die Schweißperlen von der Stirn, als Joan wieder teilnahmslos neben ihm stand.
    Ein beunruhigender Gedanke setzte sich in seinem Gehirn fest. Wieder schaltete er den Radiatorstromkreis ein. Diesmal legte er seine eigene Hand auf die Platte. Trotz eingehender Untersuchung fand er aber nichts,

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