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TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

Titel: TS 83: Der Mann, der ein Roboter war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schenk
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gesagt, als er den Haftbefehl vorwies, um ins Haus gelassen zu werden. Daß Jerry vorläufig festgenommen worden ist, wußtet ihr doch?“
    „Nein.“ Keith sah Joan fest an. „Hat dich dein Vater über seine Pläne informiert, speziell in dieser Angelegenheit?“ fragte er.
    „Nein. Vater versuchte immer, mich mit seinen Arbeiten zu verschonen. Hin und wieder erwähnte er Probleme, besonders wenn er sich ärgerte. Aber von diesem seinem Plan hat er nie etwas angedeutet.“
    „Gut, Joan. Damit müssen wir uns abfinden!“ Keith hielt Joan die Zigarettenpackung entgegen. Sie bediente sich, und er gab ihr Feuer. Dann fuhr er fort:
    „Betty, meine erste Frage lautet: Wer ist nach den gegebenen Umständen am meisten verdächtig, Corell verraten zu haben?“
    Betty antwortete sofort: „Ich habe diese Frage erwartet. Es klingt unlogisch, aber wenn außer Corell, Ihnen, den Humanoiden und mir niemand davon wußte, war Corell als Mensch allein dazu fähig, bewußt Verrat zu begehen.“
    „Ist die Antwort eindeutig?“
    „Warum bin ich als Mensch nicht dazu fähig?“
    Betty lächelte. „Natürlich sind Sie dazu fähig, dem Rat Ihre Beobachtungen mitzuteilen. Sie fragten mich nach dem Verräter. Wenn Sie selbst der Verräter sind, wissen Sie das natürlich. Wenn Sie aber nicht wissen, wer Corell verraten hat, können Sie es also nicht gewesen sein.“
    „Danke, Betty! Aber von nun an schalten Sie bitte Ihr Taktgefühl aus. Kann ich Corell unbewußt verraten haben?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    Betty lächelte erneut. „Seitdem Sie nicht mehr so viel wie früher schlafen, haben Sie kein Unterbewußtsein, das nicht jederzeit aktiviert werden könnte.“
    Keith entging die dezente Formulierung seiner Schlaflosigkeit nicht, und im stillen war er Betty dankbar, daß sie seine letzte Anweisung nicht befolgt hatte.
    „Wer hat mein Unikom vertauscht?“
    „ZZ 97-000 017.“
    „Wirklich, Jerry?“
    „Mit einer Wahrscheinlichkeit, die kaum noch von der Realität zu unterscheiden ist.“
    „Aus selbstsüchtigen Motiven?“
    „Nicht aus selbstsüchtigen Motiven.“
    „Mit welcher Wahrscheinlichkeit?“
    „Mit der gleichen, mit der er den Unikom vertauscht hat.“
    „Wer hat den Auftrag dazu gegeben?“
    „Der Verräter.“
    „Also Corell selbst?“
    „Im Endeffekt … ja; sofern meine Unterlagen ausreichend und wahr sind.“
    „Vermuten Sie weitere Mitwisser, Betty?“
    „Ja.“
    „Wen?“
    „Mitglieder des Rates – und Miß Corell.“ Joan war dem Gespräch aufmerksam gefolgt. Jetzt wurde sie wütend, besann sich aber sofort. „Woher wollen Sie wissen, daß ich lüge?“
    „Ich weiß es nicht, Miß Corell, ich folgere es. Sie sind ein Mensch!“
    Keith wußte genau, daß Betty nur das Gehirn als Maßstab für ihre Feststellung betrachtete.
    Joan schaute mit dunklen Augen zu Keith. Dann sagte sie mit heiserer Stimme: „Zugegeben! Ich könnte eingeweiht sein. Bin es aber nicht.“
    „Gut Joan, lassen wir das. Betty, welche Mitglieder des Obersten Rates könnten von der Aktion gewußt haben?“
    „Namen kann ich mit Sicherheit nicht nennen. Mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als siebzig Prozent ist nur Senator Andrej Orlow eingeweiht.“
    „Welche Strafe erwartet Professor Corell?“
    „Mit Sicherheit die Todesstrafe.“
    „Gibt es Möglichkeiten, ihn davor zu bewahren?“
    „Ja, viele.“
    „Gesetzliche?“
    „Gesetzliche Möglichkeiten gibt es nur zwei. Eine davon wäre, das Gesetz zu ändern.“
    „Welche Erfolgswahrscheinlichkeit besteht für die zweite?“
    „Normalerweise hundert Prozent. Da aber das Oberste Gericht aus Menschen zusammengesetzt ist, und zwar aus Menschen mit persönlichen politischen Zielen, sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges auf etwas unter fünfzig Prozent. Sie steigt wiederum mit der Persönlichkeit desjenigen, der die Möglichkeit realisiert.“
    „Ich danke Ihnen, Betty. Joan, hast du noch Fragen?“
    Joan nickte. „Betty, worin besteht die zweite Möglichkeit, die Sie eben erwähnten?“
    Betty lächelte wie eine Sphinx und schwieg.
    Joan schaute sie erstaunt an. „Beta 01, wollen Sie nicht antworten?“
    „Bitte, – fragen Sie Dr. Elmar Keith, ich bin nicht befugt, darüber zu sprechen.“
    Jetzt war es an Keith, sich zu wundern. Aber er ließ sich nichts anmerken. Er blickte Joan ernst an, als er erklärte: „Solange wir nicht genau wissen, wer Jerry den bewußten Auftrag gab, ist das Risiko zu groß, darüber zu sprechen.“
    Joan erhob sich.

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