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TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

Titel: TS 83: Der Mann, der ein Roboter war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schenk
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Humanoid? Ich meine einen Unterschied, der nicht durch eine ähnliche Eigenschaft oder Fähigkeit ausgeglichen werden kann?“
    „Ja, Dr. Keith“, antwortete Betty nach zwei Minuten und 83 Sekunden. „Es ist eine der wesentlichen, wahrscheinlich aber absolut rassespezifischen Eigenschaften des Menschen, nämlich das Bedürfnis zu lachen.“
    Keith runzelte die Stirn und griff nach seinen Zigaretten. „Ich habe das schon vermutet“, sagte er nachdenklich, während er die Zigarette auf der Schachtel sorgfältig zurechtklopfte. „Was können wir dem entgegensetzen? Die Maqui auf Alkor IV lachen nachweislich ebenfalls nie.“
    „Richtig, Dr. Keith“, erwiderte Betty sofort. „Aber wir wissen heute noch nicht, was Lachen wirklich ist. Wir kennen den biochemischen und den biophysikalischen Ablauf des Vorgangs, wir kennen seine philosophische Deutung. Die ontogenetische Entwicklung jedoch und auch die psychologische Natur des Lachens bleiben vorläufig für uns nur Hypothesen. Wir wissen, daß allein die Menschen imstande sind, diesen teils chaotischen, teils harmonischen Zustand zu erleben. Wir vermuten, daß diese Eigenschaft absolut rassespezifisch und infolge einer Mutation des menschlichen Gehirns bei seiner allzu raschen Entwicklung entstanden ist. Es fehlt uns jedoch genügend statistisches Material, um diese Hypothese permutatorisch und kombinatorisch zu belegen.“
    „Aha!“
    „Wir wissen“, fuhr Betty fort, „daß alle Lebensformen in diesem Sonnensystem ungewöhnlichen Wirbelfeld- und Strahlenbelastungen ausgesetzt sind, und daß die Erde als einziger Planet dieses Systems ein Magnetfeld besitzt, so daß theoretisch ein logischer Gedankenvorgang unmöglich ist.“
    „Und?“
    „Wir nehmen weiterhin an, daß die menschliche Fähigkeit zu lachen nichts weiter als eine Art Blitzableiter für statische parapsychologische Energien ist. Dieser letzte Ausdruck ist nicht genormt und nicht eindeutig logisch, da menschlicherseits noch kein Wortgebilde dafür geschaffen ist. Als Beweis dafür gilt unter anderem, daß Planet Terra bisher niemals von extraterrestrischen Intelligenzen aufgesucht wurde sowie die Tatsache, daß jeder Maquo, der versucht hat, Terra zu besuchen, mehrbahnig reagierte, das heißt, wahnsinnig wurde.“
    „Das ist mir nicht ganz unbekannt, Betty. Die Theorie wurde vor siebenhundertzwanzig Jahren von Henry Clark aufgestellt. Wir Menschen sind demnach eher Monstren als die Humanoiden, deren ,Gehirne’ unabhängig von solchen Belastungen funktionieren. Gut, Betty, fertigen Sie davon ebenfalls eine schriftliche Expertise mit allen Argumenten an, und wir …“
    Er unterbrach sich, als Betty die Hand hob. „Dr. Keith, Sie werden an Ihrem Unikom verlangt“, sagte sie lächelnd.
    Keith zog das Instrument aus der Brusttasche und schob es über das Handgelenk, ehe er es eintastete.
    „Hier ist Soltikow! Kann ich hereinkommen?“ fragte die Stimme aus dem Gerät.
    „Wo sind Sie?“
    „Vor Ihrer Tür.“
    Keith gab Betty einen Wink, und sie zog sich lautlos zurück.
    „Gut, kommen Sie“, sagte er dann.
    In der Schiebetür erschien ein alter Mann mit ledernem Gesicht. Die gebeugte Gestalt richtete sich beim Anblick des vermeintlichen Humanoiden auf und schloß hastig die Tür. Seine Rechte entfernte mit einigen raschen Griffen Perücke, Plastikmaske und Haftschalen. Soltikow steckte die Requisiten achtlos in den Überwurf und vertauschte ohne die geringste Scheu sein schadhaftes Gebiß mit einer tadellosen Prothese.
    „Guten Abend, Dr. Keith!“
    Keith schlug lässig die Beine übereinander und zündete sich die Zigarette an. „Woran erkennen Sie mich?“
    Soltikow zeigte keinerlei Unsicherheit. „An Ihrer Stimme. Außerdem braucht ein Humanoid keinen Unikom am Handgelenk.“
    „Gut beobachtet, Soltikow. Ich werde darauf achten.“
    „Sie spielen im gleichen Stück?“
    „Nur als Zuschauer. Setzen Sie sich, bitte.“
    Soltikow zog sich einen der Stahlrohrsessel heran und setzte sich rittlings an den Tisch. „Haben Sie zufällig eine Zigarette für mich? Ich habe meine verloren, als ich um eine Kontrollsperre schleichen mußte. Oh, danke! Wissen Sie schon, wen man sucht?“ Er sog den Rauch genießerisch in sich hinein und blies ihn weit von sich. „Man sucht nach einem Verbrecher, der einen Polizisten ermordet und sechs Roboter zerstrahlt hat. Er heißt Dr. Keith.“
    „Wollen Sie mich erpressen, Soltikow? Ich dachte, Sie hätten die Absicht, mir etwas Neues zu

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