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TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

Titel: TS 83: Der Mann, der ein Roboter war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schenk
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Der Professor kam langsam auf Keith zu und starrte ihn an, als entdecke er eben ein neues Weltwunder.
    „Ich habe Sie zu klug gemacht, Elmar“, sagte er leise. „Aber es war alles umsonst. Ich war es natürlich nicht, der den Unfall arrangierte. Es war der Zufall, oder wenn Sie wollen, es war der Schnittpunkt zweier Wahrscheinlichkeiten in einer Realitätsebene. Was Sie wissen wollen, erfahren Sie übermorgen noch früh genug. Bitte, lassen Sie mich nun allein!“ Plötzlich schrie er: „Zum Teufel, Elmar, es war nicht meine Absicht! Joan …“ Corell unterbrach sich und fuhr erst nach einer Pause mit leiser Stimme fort: „Glauben Sie mir doch! Ich wollte es nicht, das nicht!“
    Der Professor stützte sich schwer auf den Tisch und schaute Keith in stummer Bitte an, als erwarte er eine Geste des Verstehens.
    Doch Keith wandte sich wortlos ab und ging.
     
    *
     
    Limerick war das Vergnügungszentrum der Föderationshauptstadt. Es mußte deshalb ein Superlativum sein.
    Limerick war einst um den Raumhafen gewachsen, als London zum Sitz des Obersten Rates gewählt wurde und der interplanetare Verkehr sprunghaft anstieg. Aber die fünf oder sechs Bars und Bordelle, die es anfangs gegeben hatte, waren inzwischen von ebensoviel Lokalgenerationen abgelöst worden.
    Die Phantasie hatte noch nicht entdeckt, was Limerick nicht bieten konnte, unvorstellbar hohe Beträge hatten ihren Besitzer gewechselt.
    Für humanoide Roboter war Limerick tabu. Die Menschen schämten sich vor ihnen mehr als vor irgend etwas anderem, wie Eltern sich ja auch eher vor ihren Kindern als vor ihren Erzeugern schämen.
    Knapp zehn Quadratkilometer groß war diese Stadt, nur ein winziges Anhängsel der Hauptstadt, aber dennoch eine Art Schmelztiegel aller Alters- und Standesunterschiede.
    Am Himmel zeichneten sich die ersten Lichter des neuen Tages ab, als sich Keith durch eine Reihe von Neutralisationspräparaten alle Gifte aus dem Körper waschen ließ. Gleichzeitig wurde er gebadet, massiert und frisiert und bekam zum Abschluß seine gereinigte Kombination zurück.
    Es gab keine Betrunkenen außerhalb Limericks. Die Strafen waren empfindlich, wenn jemand in der Stadt berauscht aufgegriffen wurde. Für Trinkereien war Limerick da. Man ließ das Laster sich entfalten und immer neue Nachkommenschaft zeugen. Man war der Meinung, daß es sinnlos sei, das Böse zu bekämpfen; deshalb mauerte man es ein.
    Die Laster waren teuer. Jede Nacht verließen Tausende Limerick mit leeren Taschen, aber mit dem Rausch kaufte man zugleich die Neutralisation aller Gifte. Es war nicht möglich, Limerick mit einem Rausch zu verlassen; lediglich die Sucht nahm man mit, die Gewohnheit des Körpers und den Wunsch, sobald als irgend möglich einen neuen Rausch zu kaufen.
    Keith hatte es zuerst mit Alkohol versucht, obwohl er von Anfang an wußte, daß es sinnlos war. Als seine Glieder bei vollem Bewußtsein halb gelähmt den Dienst verweigerten, als sein Magen gegen jedes weitere Glas mit vulkanischer Heftigkeit protestierte, nahm er zwei Antialkoholtabletten und probierte pedantisch alle Rauschgiftsorten durch. Opiate und Narkotika ließ er aus, weil er sich schon früher von ihrer Wirkungslosigkeit überzeugt hatte.
    Die Reihe war lang, und Keith gab ein Vermögen aus. KB 10, die stärkste Dosis jener Droge, die gänzlich banale Worte als Anlaß für Heiterkeitsausbrüche vom beschwingten Lächeln bis zum schallenden Gelächter verwandelte, blieb ebenso wirkungslos wie das Glas blauen Misquates, das der ,Trank der zauberhaften Traurigkeit’ genannt wurde.
    Hypnotiseure, Telepathen und Gruselspezialisten waren erstaunt von der Stärke seines parapsychischen Blocks.
    Es war ebenso widerlich wie beschämend, mit klarem Verstand und bei vollem Bewußtsein alle Symptome der verschiedenen Süchtigen zu imitieren. Die meisten Händler waren schon mißtrauisch genug wegen seiner verblüffend guten Konstitution.
    Ein Lustspielvideo brachte ihn, umgeben von brüllenden Lachsalven, zum Gähnen und war ebenso langweilig wie der Conferencier einer ,heiteren’ Quizveranstaltung, die für eine Lifesendung des Interplan-TV aufgezogen wurde.
    Das verwerflich aufgemachte, aber saubere und hygienisch einwandfreie Bordell verließ er mit dem Gefühl, seine Zeit nutzlos vertan zu haben.
    Der Abend war ein Fehlschlag, und Keith hatte es erwartet. Es war aber andererseits auch nicht seine Art, eine Chance – und sei sie auch noch so klein – zu verschenken.
    Als Keith vor die Tür des

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