TS 89: Phantom-City
halbes Dutzend, und jedesmal sah ich etwas – aber es sah jedesmal anders aus.“
Kommodore Fox runzelte die Stirn. „Aber hören Sie, eine Stadt bewegt sich doch nicht.“
„Vielleicht nicht, aber genau das hat dieses Ding getan.“
„Sehen wir uns die Filme an.“
Die ersten waren schon trocken. Lars half Paul Morehouse den Projektor aufbauen, und dann sahen sich alle die Landschaft von Wolf IV an. Diese Bilder jagten einem wirklich kalte Schauder über den Rücken. Diese Szenen wirkten kalt, eisig kalt, eine Stimmung, wie sie selbst der kälteste Winter auf der Erde nicht hervorbringen kann. Das Land war grau und öde und schien nur aus scharfen Bergspitzen und weiten Flächen einer vom Wind zerzausten graugrünen Vegetation zu bestehen, die sich wie ein Dschungel ausbreitete und fungusartig an dem felsigen Land zu kleben schien. Sie sahen auch einen gelbgrauen Strom, der die Berghänge hinunterraste und sich zu einem mächtigen Delta verbreitete, wo er in das graue Meer mündete.
Dann kroch die Kamera langsam die Berge hinauf, und sie erblickten einen silbrigen Schein in der Ferne. Kennedy ließ den Film im Schnellgang weiterlaufen.
„Da. Jetzt!“ sagte er. „Dort ist es besser – da!“
Lars hielt den Projektor an, und sie starrten auf das undeutliche Bild. Es hob sich ganz deutlich von seiner Umgebung ab, das Wrack eines Sternenschiffs, die Nase tief im Schnee vergraben und die mächtigen Löcher der Düsen, die sich wie Abgründe dem Wind entgegenreckten. Die gähnend offenstehende Luftschleuse war halb mit Schnee gefüllt. Im weiten Umkreis war keine Spur von Leben zu sehen.
„Die Planetfall“, sagte Jeff Salter langsam. „Kommodore, was wollen Sie noch wissen? Um das zu finden, sind wir hergekommen.
Wir haben sie gefunden. Sie haben bei der Landung Schiffbruch erlitten. Niemand kann diesen Sturz überlebt haben. Jeder Narr kann sehen, daß dieser Planet für eine Kolonie nichts taugt. Und warum sollen wir riskieren, länger zu warten?“
„Was schlagen Sie vor?“ fragte Fox.
„Kehren wir um und fliegen nach Hause“, sagte Salter.
Ein Murmeln erhob sich im Raum. Fox schüttelte den Kopf und wandte sich zu Kennedy. „Wollen wir uns die Stadt ansehen.“
Wieder trug sie das Auge der Kamera weiter, höher und höher in die schroffen Berge hinein. Dann tauchte ein Paß auf, und das Schiff jagte hindurch, nur wenige Meter über den Felsspitzen. Dann glitt es in das Tal dahinter. Bob Kennedy beugte sich erregt vor.
„Jetzt sehen Sie es – jetzt muß es gleich kommen …“
Er verstummte, als er auf die Leinwand blickte. Ein schroffes Hochtal glitt unter ihnen dahin, ein Loch in der Wolkendecke und noch mehr Berge in der Ferne.
Keine Spur einer Stadt.
Sie sahen sich den Film bis zum Ende an.
„Kommt noch mehr?“ fragte Kennedy scharf. „Ist noch eine Rolle da?“
„Nein“, schüttelte Fox den Kopf. „Das ist alles.“
„Ich will ihn noch einmal sehen.“
Wieder blickten sie auf die Leinwand. Kommodore Fox atmete tief. „Ich sehe hier nichts, das wie eine Stadt aussieht.“
„Ich auch nicht“; sagte Kennedy langsam. Eine Weile schwieg er und starrte auf den Bildschirm. „Kommodore, sie war aber da. Ich weiß, daß sie da war.“
„Gebäude?“
„Türme, Spitzen, Straßen, ich hab’ sie gesehen.“ Der Fotograf rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. „Ich kann mich auch nicht geirrt haben. Es sah aus wie keine Stadt, die ich je gesehen habe. Ich schwöre, das war nichts, das Menschenhand erbaut hat.“
Kommodore Fox’ Augen leuchteten. Er trat an die Luke und blickte auf die graue Fläche des Planeten hinunter. Schließlich wandte er sich um und rieb die Handflächen aneinander.
„Mr. Morehouse, landen Sie das Schiff.“
„Im Delta?“
„Wenn das die sicherste Stelle für eine Landung ist, ja.“
„Das ist der einzige Platz“, nickte Kennedy.
„Gut“, sagte der Kommodore. „Dann landen Sie dort. Wir müssen uns das Schiff in den Bergen ansehen. Und die Stadt auch – oder was das sonst sein mag.“
Drei Stunden später hatte Morehouse sein Können als Sternschiffnavigator bewiesen, indem er eine beinahe unmöglich scheinende Landung ohne den leisesten Ruck vollbracht hatte. Er hatte praktisch blind landen müssen, denn als die Ganymed sich der Oberfläche des Planeten näherte, hatte sich auch die Wolkendecke gesenkt, und das Schiff hatte inmitten eines wütenden Regensturmes landen müssen.
Dann warteten sie atemlos, daß etwas geschah. Aber
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