TS 92: Apollo auf Mondkurs
Mondkäfer saß.
„Wie fühlst du dich, Joe?“ wollte Mallon wissen.
„Großartig, Les.“
„Max?“
„Erstklassig.“
„Läuft das Tonband?“
„Von jetzt an.“ Kovac legte einen Schalter um und setzte damit das Tonbandgerät in Betrieb, das alle Gespräche aufzeichnete. „Alle Instrumente grün“, fügte er hinzu. Faulk starrte inzwischen die Apollo an, mit der sie vorläufig noch fest verbunden waren. Sie war nur als ein schwarzer Schatten zu erkennen, denn um sie herum herrschte tiefe Nacht.
Mallon meldete sich wieder.
„Achtung, Uhrenvergleich.“
„Okay.“ Faulk sah auf die Uhr.
„T minus sechzig Sekunden … noch fünf … jetzt!“
„Verstanden, T minus sechzig Sekunden“, erwiderte Faulk.
„Alle Systeme betriebsbereit?“
„Systeme überprüft und betriebsbereit“, antwortete Kovac.
„Hat Kap Kennedy sich schon gemeldet?“ fragte Faulk.
„Noch nicht“, berichtete Mallon.
„Verstanden.“ Faulk warf einen Blick auf die Instrumente, um sich die wichtigsten in das Gedächtnis zurückzurufen. In dem schwachen rötlichen Licht schienen sie sehr eng nebeneinanderzuliegen. Er überprüfte noch einmal den Temperaturregler und die Sauerstoffzufuhr seines Anzugs. Als der Sekundenzeiger Null erreichte, zündete er den Sprengsatz, der den Mondkäfer von der Apollo trennte. Ein zweiter Schalter zündete die Feststoffraketen, die den Käfer in Bewegung setzten.
„Trennung …“ Zuerst war nur ein leichter Ruck spürbar, dann vergrößerte sich der Abstand zu der Apollo.
„Klappt tadellos“, berichtete Mallon.
Faulk ließ die Triebwerke kurz arbeiten, während Kovac die Entfernung ansagte. Bei fünfhundert Metern schaltete er auf Bremsschub um, bis die Entfernung gleichblieb.
„Käfer stetig bei fünfhundert Meter“, meldete er.
„Stetig bei fünfhundert“, bestätigte Mallon. „Steuertriebwerke überprüfen und Ergebnis melden.“
„Verstanden.“
Faulk warf einen Blick auf den künstlichen Horizont, bevor er den Leistungshebel bewegte. Der Mondkäfer ließ sich durch ein System von winzigen Raketen steuern, die um seine Mitte herum angebracht waren. Diese Triebwerke erzeugten jeweils einen Schub von fünfundzwanzig Kilogramm, dessen Dauer automatisch auf eine Zweitausendstelsekunde begrenzt wurde – und das bis zu fünfzig Mal pro Sekunde. Faulk schwenkte die Raketen an Steuerbord und ließ sie– kurz arbeiten, dann bremste er die Bewegung mit den an Backbord angebrachten ab. Er führte alle möglichen Manöver durch, die alle zu seiner Zufriedenheit verliefen.
„Läßt sich sehr gut steuern“, meldete er. „Steuertriebwerke überprüft und betriebsbereit.“
„Verstanden. Kabinendruck?“
„Nullkommadrei“, antwortete Kovac. „Luftfeuchtigkeit vierzig Prozent, Kohlendioxyd normal.“
„Verstanden.“
Faulk warf einen Blick auf die Uhr. Sie hatten noch fünf Minuten, denn laut Plan sollte der Käfer sich erst fünfzehn Minuten nach der Trennung von der Apollo in Bewegung setzen.
„Sieht gut aus“, berichtete Mallon. „Auf dem Radarschirm erscheint ihr völlig bewegungslos. Keinerlei Schlingern oder Rollen. Habt ihr den Autopiloten eingeschaltet?“
„Ja, aber nur bis zum Start.“
„Noch drei Minuten“, warf Kovac ein.
Faulk konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe und betätigte die Steuerung, bis das Haupttriebwerk genau auf die Mondoberfläche zeigte, die unsichtbar unter ihnen lag. Dann starrte er wieder in die Dunkelheit hinaus und wartete.
„T minus sechzig Sekunden“, kündigte Mallon an.
„Verstanden.“ Faulk behielt die Stoppuhr im Auge. Von T minus zehn Sekunden ab zählte Kovac laut mit.
„… acht, sieben, sechs, fünf …“
Bei null betätigte Faulk einen Schalter.
8.
„Zündung!“ Faulk sprach laut in sein Helmmikrophon, um das Arbeitsgeräusch der Hecktriebwerke zu übertönen, das deutlich durch die Schotten drang. Der Mondkäfer vibrierte so heftig, daß Faulks Zähne aufeinanderschlugen.
„Verstanden.“ Mallons Stimme ging beinahe in dem Dröhnen der Triebwerke unter. Kovac stellte das Funkgerät lauter. Allmählich ließ die Vibration nach, als die Triebwerke auf volle Leistung kamen. Die Apollo blieb zurück, zuerst langsam, dann immer schneller. Der Käfer begann den langen Fall auf der Transferellipse, der schließlich in einer Kreisbahn in fünfzehntausendzweihundert Metern Höhe enden würde. Diese Bahn, die Pericynthion genannt wurde, bot den Astronauten eine letzte Möglichkeit, den
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