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TS 99: Exil auf Centaurus

TS 99: Exil auf Centaurus

Titel: TS 99: Exil auf Centaurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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sind! Wohin soll ich gehen? Was gibt es noch? Wer ist meiner Treue wert? Welch lausige Rasse ist das, in die ich da hineingeboren wurde?“ Er packte Hobarts Hemd.
    „Nicht nur eine lausige Rasse, Wireman“, sagte Hobart. „Da sind auch noch die Fremden. Vielleicht gibt es im ganzen Universum kein Volk, das Ihnen paßt. Was halten Sie davon?“
    „Bringen Sie mich weg von hier!“ flüsterte er heiser mit verschleiertem Blick. „Bringen Sie mich hinunter und aus der Stadt. Ich habe es, Hobart! Ich …“ Er wußte, daß er hysterisch handelte, erfaßte es aber nur vage. Er wollte hinaus. Er brauchte jemanden, der ihm den Käfig öffnete, in den er hineingeboren war.
    „Wachen!“, flüsterte Hobart erregt. Ein beinah vergnügtes Schimmern stand in seinen Augen.
    „Wieviele?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Die auf mich warten?“
    „Nein. Gewöhnliche Wachen, im Gebäude verstreut. Routine. Sie sind offiziell nicht angekündigt.“
    „Werde an ihnen vorbeikommen. Haben Sie einen Wagen? Wo ist er?“
    „Garage, unten.“
    Den widerstandslosen Arzt mit einer Hand festhaltend, durchsuchte Michael Wireman dessen Taschen und fand die Schlüssel. „Danke.“
    „Bewaffnete Wachen“, betonte der Arzt. Es war unmöglich zu sagen, ob er Wireman drohte oder ihn warnte.
    „Ich werde durchkommen. Warum auch nicht?“ In diesem Augenblick kannte seine Verachtung für das gesamte Universum keine Grenzen.
    „Sie planen nicht, Wireman“, klagte der Arzt. „Man wird Sie fangen. Nehmen Sie sich in acht. Sie reagieren nur. Das ist nicht gut.“
    „Aber es fühlt sich gut, Hobart. Ich fühle mich wunderbar.“
    Er griff nach dem Hals des Arztes. „Für eine Weile muß ich Sie bewußtlos machen. Karotis-Druck. Sie werden bald wieder zu sich kommen. Das ist eines der Dinge, die ich lernte, bei Feinden anzuwenden.“
    Hobarts Augen strahlten. „Zerschlagen Sie den Apparat“, flüsterte er, während sich der Sauerstoffstrom zum Gehirn bereits verringerte. „Drinnen ist ein Band … Ihre Pläne … Glück … Faszinierend …“
    Michael Wireman ließ ihn auf das Sofa fallen. Er war sich vollkommen im klaren, daß er nicht dachte. Alles, was ihm Entscheidungen ersparte, war ihm jetzt willkommen. Er versetzte dem Apparat einen Fußtritt und zerschmetterte ihn. Dann holte er das Band hervor, zündete es an und beobachtete, wie es sich Schlangenhaft krümmte. Ohne einen Blick zurück, ohne Pause oder Plan lief er zur Tür hinaus, so angespannt und erregt, daß er sich kaum zurückhalten konnte, wie ein Wolf zu heulen.
    In einiger Entfernung, am sonst menschenleeren Korridor, von der Tür halb abgewandt, stand ein feindlicher Soldat zwischen Michael Wireman und der Welt.

 
5.
     
    Michael Wireman starrte den Soldaten mit vor Aufregung verschwommenem Bück an. Seine Sinne waren aufs äußerste geschärft. Er hörte sein eigenes Blut durch die Adern rauschen. Wäre er im Dschungel gewesen, kein Feind hätte sich heimlich anschleichen können, kein Schatten hätte sich in seinem Blickbereich unbemerkt bewegt. Er hatte den Mund leicht geöffnet, um die Lungen mit genügend Sauerstoff zu versorgen, den sein jagendes Blut verlangte.
    Auf dem polierten Boden machte er einen geräuschlosen Schritt nach vorn. Hier raschelte kein trockenes Laub unter seinen Füßen, hier knisterten keine Zweige.
    Michael Wireman tauchte hinter dem Soldaten auf, drehte ihn mit einer Hand an der Schulter herum und schlug zu.
    Der junge Mann brach zusammen und fiel mit verzerrtem Gesicht in Michael Wiremans Arme. Dieser schaute rasch nach allen Richtungen und begann dann automatisch, den Soldaten in einen Abstellraum zu schleppen.
    Die Uniform war noch warm, als Michael Wireman sie anzog. Aber der ehemalige Träger dieser Uniform schien tot zu sein. Benommen stand Michael da, mit verkrampften Händen und schweißbedecktem Gesicht.
    Als er sich wieder gefaßt hatte, zog er die ihm unbekannte Pistole aus der Halfter und betrachtete sie neugierig. Bislang hatte er nur die Standardwaffen der C.S.O. kennengelernt.
    Es schien eine Projektilwaffe zu sein; ob mit Sprengstoff angetrieben öder mit komprimiertem Treibstoff, war nicht sofort zu erkennen. Um die Kammer des Schwerkaliber-Laufs war anscheinend ein Schieber. Dann war da eine einfache Sperrklinken-Sicherung. Er entsicherte die Waffe und versuchte, den Schieber zu bewegen. Er wollte ihn vorschieben, aber das ging nicht. Er zog ihn zurück, wobei sich der Lauf ein wenig rührte. Er zog fester, und der

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