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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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Hände erhob und der Franzose begann, auf das Fahrzeug zu klettern, wurde es brenzlig. Edwards hatte in solchen Fällen nämlich immer eine entsicherte Waffe schussbereit in der Hand.
    »Letchus! Bist du taub? Los, mach was! Wenn er die Grease Gun sieht, gibt es Tote!«
    Letchus beendete hektisch seinen Funkspruch und sprang unbewaffnet und ohne Helm nach links aus dem Fahrzeug. Gleichzeitig hatte er die Hände in die Luft gehoben und rief den Franzosen auf der Halbkette an: »Monsieur, Monsieur! Warten Sie! Meine Männer verstehen kein Französisch! Kommen Sie herunter! Lassen Sie uns miteinander sprechen!«
    Der Franzose auf der Motorhaube zögerte. Sein Blick wechselte unsicher zwischen ihm und Edwards hin und her.
    »Kommen Sie zu mir herunter, Monsieur. Wir sind Amerikaner! Wir sind nicht bewaffnet. Lassen Sie uns miteinander sprechen. Ich bin der Dolmetscher.«
    Endlose Sekunden später drehte er sich um und sprang stumm vom Fahrzeug. Statt das Gewehr nun auf Letchus zu richten, hängte er es sich über die Schulter, nachdem er es gesichert hatte.
    Letchus bot dem hektisch schnaufenden Mann als Erstes eine Lucky Strike und Feuer an. Sie rauchten kurz und ohne Worte. Danach sprach der Franzose mit starkem arabischen Akzent den Funker an: »Ich wollte nur, dass er seine Zigarette nicht in den Staub wirft.«
    »Aber warum denn nicht? Wir werfen unsere Zigaretten immer aus dem Fahrzeug.«
    »Sehen Sie den ganzen feinen Staub hier überall? Wenn es hier eine Staubexplosion gibt, fliegt uns alles um die Ohren.«
    »Staubexplosion?«
    »Ja, der Funke von einer Zigarette kann reichen, um eine Verpuffung innerhalb der Staubpartikel auszulösen.«
    »Ach so, ich verstehe. Es tut mir leid, aber mein Mann hat Sie leider nicht verstanden.«
    »Das habe ich gemerkt! Und dann zeigt er mir noch einen Vogel! Aber ich kenne mich aus! Ich bin schließlich Bauingenieur!«
    »Er wird sanktioniert, Monsieur. Versprochen.«
    »Gut. Wieso sprechen Sie so gut unsere Sprache?«
    »Meine Verlobte ist aus Ivry-sur-Seine bei Paris. Sie hat mir etwas beigebracht.«
    »Nur etwas beigebracht?« Der französische Soldat kratzte sich am Ohr und grinste. »Sie hören sich an wie ein Franzose!«
    »Nein, nein, Monsieur, ich bin ein Amerikaner aus New York.«
    »New York? Ich habe einen Affen auf einem Wolkenkratzer gesehen. Irgendwann im Lichtspielhaus.«
    »King Kong!« Letchus lachte.
    »Normalerweise steigen bei uns keine Affen an den Hochhäusern herum!«
    »Das dachte ich mir auch. Ich bin übrigens aus Agadir in Marokko.«
    »Marokko? Dort werden doch Teppiche hergestellt? Meine Schwiegermutter hatte einen Berber-Teppich aus Marokko. Der lag immer vor dem Kamin. Ein feines Stück!«
    »Genauso ist es! Bei Allah, Sie kennen sich aus, Amerikaner. Wo wollen Sie mit Ihren Fahrzeugen eigentlich hin?«
    »Nach Karlsruhe. Ein Treffen mit General Lattre de Tassigny und General Pagezy. Ganz offiziell nächstes Wochenende.«
    »Hochachtung, Amerikaner. Fahren Sie weiter, aber passen Sie auf den rauchenden Fahrer auf. Noch ein Zigarettenstummel auf die Straße und ich erschieße ihn!«
    »Okay. Sie haben recht. Vielen Dank für den Hinweis! Bonne journée! {16} «
    Nach einem militärischen Gruß ging man auseinander. Letchus zwinkerte zu Edwards rüber und lief zurück zum Dodge. Der Franzose winkte das Halbkettenfahrzeug mürrisch durch den holprigen Ausläufer des Schuttberges. Als der Dodge vorbeifuhr und Staub aufwirbelte, winkte er nur kurz und zündete sich grinsend eine Gauloises an. Das brennende Streichholz ließ er einfach fallen.
    Edwards sah seinen Fahrer von der Seite an.
    »Das war knapp! Fast hätte er Sie erschossen, Joey.«
    »Nicht nur mich!«
    Vickers wischte sich den Schweiß von der Stirn. An der Innenseite der Tür waren die eng nebeneinanderliegenden Beulen der beiden Geschosse gut zu sehen. Gott sei Dank waren die Türen an dieser Stelle doppelt gepanzert! Zehn Zentimeter höher und sie wären durchgegangen.
    Vor ein paar Tagen bei dem Feuergefecht mit dem Knecht hatte die Halbkette auch zufällig in einem günstigen Winkel zu den Projektilen gestanden. Wären sie im mehr oder weniger rechten Winkel aufgeschlagen, hätte es das Fahrzeug wie einen Schweizer Käse durchlöchert. Durch den spitzen Winkel war fast alles an den Seiten abgeprallt oder darin stecken geblieben. Das MG-42 von den Deutschen hatte trotz des relativ kleinen Kalibers eine mächtige Durchschlagskraft. Mehr Power hatte nur das amerikanische Browning Cal.50

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