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Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Titel: Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Maria Koldau
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breitflächig in das Land hineinfrisst; eine breite Bucht, deren dunkle Fluten ohne weiteres hohe Ufermauern übertreten; Schiffe, die an Brückenpfeilern zerschmettern; fliehende Fahrzeuge, die von den Wassermassen eingeholt und verschlungen werden. Fast 16.000 Tote wurden offiziell registriert, doch noch immer werden über 3600 Menschen vermisst. Wäre die japanische Bevölkerung nicht so gut geschult, wüsste in Japan nicht jedes Kind von der Tsunamigefahr, so hätte die Zahl der Toten leicht das Zehnfache erreichen können. Noch am Tag vor dem Erdbeben hatte das japanische Fernsehen eine Informationssendung mit Anweisungen ausgestrahlt, wie man sich im Falle eines Tsunamis verhalten muss.
    Und doch hat der Tsunami Schäden angerichtet, die man über Generationen nicht vergessen wird. Der Kinderhilfsorganisation
Save the Children
zufolge wurden über 100.000 Kinder aus ihrer Heimat entwurzelt, viele von ihnen haben Mutter oder Vater verloren. In ganzen Landstrichen steht gar nichts mehr. Viele Orte wurden einfach ausgelöscht, mehrere große Häfen gänzlich zerstört, über 300 Fischerhäfen sind schwer beschädigt, Straßen, Schienen- und Transportwege unterbrochen, mehr als zwanzig Bahnhöfe und zahlreiche Industrieanlagen sind völlig zerstört. Die Ölraffinerien in Ichihara und Sendai brannten bis zu zehn Tage lang, 4,4 Millionen Haushalte waren ohne Strom – und dann begann es kurz nach der Katastrophe auch noch zu schneien. 125.000 Gebäude wurden beschädigt oder zerstört, 230.000 Fahrzeuge waren nicht mehr brauchbar, 549 japanische Kulturdenkmäler nahmen schweren Schaden. Die «teuerste Katastrophe der Welt», rechnete man später aus, die Weltbank schätzt den Schaden auf 235 Milliarden Dollar. Von den Menschenleben und dem Leid der Überlebenden ganz zu schweigen.
    Und natürlich Fukushima, der nukleare GAU, auf den sich innerhalb von Stunden das Augenmerk der ganzen Welt richtete. Eine ganze Serie von Unfällen und schweren Störfällenwurde im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi durch das Erdbeben und den Tsunami vom 11. März 2011 ausgelöst. Vier von sechs Reaktorblöcken wurden dabei zerstört, bei dreien kam es zur Kernschmelze. Bis heute ist die Region hochgradig verstrahlt; die Bevölkerung wurde in einem Umkreis von 30 Kilometern evakuiert, der Zugang zur Sperrzone wird streng kontrolliert.
    Schon das Erdbeben brachte das Kraftwerk in eine kritische Situation. Die seismischen Wellen führten zur automatischen Schnellabschaltung der Reaktoren; durch Schäden in den Schaltanlagen fiel jedoch auch die externe Stromversorgung aus. Die Notstromdieselgeneratoren sprangen für alle sechs Reaktoren automatisch an – dann aber kam der Tsunami. Mit einer Auflaufhöhe von 13 bis 15 Metern überspülte er ohne weiteres die 5,70 Meter hohe Schutzmauer, überschwemmte vier Reaktorblöcke bis zu 5 Meter hoch und setzte das Notstromsystem außer Kraft. Weniger als eine Stunde nach dem Erdbeben fiel das Kühlsystem aus, und damit setzte der Prozess der Kernschmelze ein. Die massiven Schäden durch das Erdbeben und den Tsunami, die auch das Verkehrsnetz im Umland schwer getroffen hatten, verhinderten, dass zusätzliche Generatorfahrzeuge das Kraftwerk rechtzeitig erreichen konnten. In den folgenden Tagen kam es in den Blöcken 1 bis 4 zu gewaltigen Explosionen; große Mengen an radioaktivem Material wurden laufend freigesetzt. Trotz fieberhafter Arbeiten unter Einsatz von überregionalen Feuerwehrkräften und des japanischen Militärs gelang es nicht, die Überhitzung in den Reaktoren und Abklingbecken zu verhindern. In den Reaktorblöcken 1 bis 3 kam es innerhalb kurzer Zeit zur Kernschmelze. Luft, Boden und das Meer wurden in der Region hochgradig radioaktiv kontaminiert. Am 16. Dezember 2011, neun Monate nach der Katastrophe, erklärte die japanische Regierung das Kraftwerk als stabil, doch wird es Jahrzehnte dauern, bis das radioaktive Material entsorgt und die Umgebung dekontaminiert ist. Die Geisterstädte um Fukushima, in denen noch heute die Ampeln regelmäßig von Rot auf Grün springen, werden bis dahin verfallen sein.
    Kein Tsunami der historischen Zeit hat so verheerende und nachhaltige Schäden wie der Tōhoku-Tsunami vom 11. März 2011 angerichtet. Wie keine andere Naturkatastrophe hat er die Verletzlichkeit der hochtechnisierten Welt deutlich gemacht und – insbesondere in Deutschland, 2012 dann auch in Japan selbst – ein nachhaltiges Umdenken in der Energiepolitik bewirkt. Aber

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