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TTB 100: Der Traum der Maschine

TTB 100: Der Traum der Maschine

Titel: TTB 100: Der Traum der Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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zu lächeln.
    »Es ist stadtbekannt. Nicht umsonst bautest du den Turm meines Vaters«, sagte sie. »Du bist wie ein kluger, fremder Mann aus Ländern hinter der Wüste.«
    »Ich unterstelle, daß es stimmt. Aber die Umgebung ist mehr dazu geschaffen, mich zu verführen, als sich mit mir zu unterhalten!«
    »Deine Phantasie ... Baumeister«, sagte das Mädchen lächelnd.
    »Der Nachen ist dein Einfall, Prinzessin!« antwortete er.
    »Also sprich über die Sterne ...«, sagte sie und lehnte sich zurück.
    »Gerade jetzt erscheinen sie, wie fast jede Nacht.« Anhetes sagte es mit der Stimme eines Märchenerzählers. »Dieser dort ist der Stern der Göttin Ka. Er steht, und um ihn herum dreht sich das Firmament. Endlos, seit vielen Tausenden von Jahren und noch in ferner Zukunft.«
    »Sprich weiter, Anhetes. Ist das deine neue Lehre?«
    Für einen Moment erstarrte Anhetes.
    »Woher ...?« fragte er.
    »Ich lauschte gestern nacht im Tempel. Ich hörte dich flüstern!«
    »Gibt es etwas Listigeres als Frauen?« fragte er sich halblaut.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie lachend, »jeder kämpft mit seinen Waffen.«
    »Gegen diese Waffe ist noch kein Schild geflochten«, sagte er.
    Während sich der Nachen flußabwärts bewegte, unterhielten sich Anhetes und Beeha-ti. Sie tauchte ihre Hand ins Wasser und spritzte ihn an, und er küßte ihre Fingerspitzen. Sie sprachen über Anhetes' neue These und über den Bau des Seelentempels. Mit weisen alten Augen sah der Sklave auf die Menschen, die vergnügt redeten, ohne den Rangunterschied zu beachten.
    Sie merkten nicht, wie die Stunden dahingingen.
    Auch nicht, daß das Boot dem Westtor immer näher kam und sich dem Lauf des Coser näherte, der langen, trockenen Sandbank. Erst, als der Sklave wieder begann, das Boot gegen die träge Strömung zu stoßen, erwachten sie aus ihrer Versunkenheit. Beeha-ti lehnte sich vor und sah Anhetes in die Augen. Dann drehte sie den Oberkörper langsam herum und zeigte ihm ihren Nacken. Sie ließ sich nach hinten in seine wartenden Hände fallen.
    »Küsse mich«, sagte sie. Er tat es, zögernd und weich. Jetzt war er hilflos und gefangen.
    Bevor sie sich trennten – Anhetes stand mit der Prinzessin unter einem Baum mit traurig herabhängenden Zweigen, der auf der Sandbank hatte Wurzeln schlagen können –, sagte er:
    »Wir werden uns in meinem Reich treffen. In zwei Tagen vor dem Portal des Taltempels. Wirst du kommen?«
    Sie nickte schweigend. »Ich werde kommen und meinen Wagen wegschicken. Kannst du einen Wagen lenken?«
    »Ich habe es noch nie versucht«, erwiderte er, »aber ich zweifle nicht daran.«
    »Komme allein mit deinem Wagen. Ich werde warten!«
    »Gut«, sagte er. Sie trennten sich. Anhetes half ihr in den Nachen und stolperte hinauf zum Westtor. Er weckte den Rosselenker und fuhr langsam zurück zu seinem Haus.
    Die nächsten Tage waren voller Arbeit.
    Der Totenzug schloß die langen Mühen ab. Der Zug, der den toten Residenten aus der Stadt geleitete, kannte nicht seinesgleichen an Pracht und Größe. Dreißig Abteilungen von je zweihundert Mann bildeten die Eskorte des Sarges. Gardisten, Jäger, Schützen und Sklaven, Musiker und Konkubinen des königlichen Palastes, Lanzenträger und die königliche Familie – sie alle bewegten sich langsam und unter den Klängen langgezogener Trauerweisen durch den Palast, formierten sich im Tempelgarten und kamen dann auf die Prozessionsstraße hinaus.
    Der Zug durchmaß Zokesh in der gesamten Ausdehnung, wanderte zum Tor hinaus und auf die Straße der Könige. Vor der Doppelmauer stellten sich die Soldaten auf, ein Spalier wurde gebildet. Die Instrumente – Fanfaren, Trommeln, Zimbeln und Hörner – schrien wehklagend auf, als der Sarg im Tempel abgestellt wurde.
    Hara-mot und seine Palastpriester zelebrierten die Trauerzeremonie. Dann wurde der Giftbecher herumgereicht. Dreißig Sklavinnen und Sklaven waren ausgesucht worden, den König auf seiner letzten Reise zu begleiten. Der Sarg und die Leichengaben wurden in den Totenturm hinaufgebracht und in die marmorne Barke gesetzt. Die Sklaven versammelten sich um ihren toten Herrn, das Gift tat seine Wirkung. Symbolisch versiegelte Hara-mot die letzte Pforte, die Anhetes eine Stunde später mit einer Schar zuverlässiger Arbeiter verschloß.
    Er tat dies mit einem gewaltigen Banitblock, der in ein Mauerstück eingepaßt und mit Harz, Gips und Pech abgedichtet wurde. Die Außenseite trug bereits die weißen Kacheln.
    Ständig hatten die

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