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TTB 100: Der Traum der Maschine

TTB 100: Der Traum der Maschine

Titel: TTB 100: Der Traum der Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Auch sie trugen Felle. Still lagen sie im Gras und starrten auf die Masse der zottigen Leiber grasender Wasate. Morlok stand kurz auf; die Männer waren bereit. Für einen Moment herrschte völlige Ruhe. Kuva beschlich ein merkwürdiges Gefühl, als Morlok ihm erklärte, wie zu jagen sei.
    »Du mußt versuchen, möglichst tief in die Hinterläufe zu treffen. Wenn ein Wasat zusammenbricht, wird er mit dem Speer getötet. Das überlassen wir den anderen – wir sind die besseren Bogenschützen.«
    Dann tönte der Wolfsruf über die Steppe. Es war das Zeichen für den Angriff. Auf allen vieren krochen die Jäger auf die Herde zu, von allen Seiten. Die Jäger hoben die Bogen. Kuva schoß seinen ersten Pfeil. Sirrend schlug er in die Flanke des Bullen. Das Tier fiel sofort auf die Hinterläufe, sprang aber sofort wieder auf. Dann traf ihn Morloks Pfeil. Brüllend sackte der Wasat zusammen.
    Dann brach die Verwirrung los.
    Kuva sah nur noch, wie die riesige Herde in Bewegung geriet, wie Jäger schrien und wie Pfeile durch den Staub zischten. Gras und Dreck flogen hoch, überall floß Blut. Gnadenlos rammten die Jäger ihre Speere in die brüllenden Tiere. Es war eine wilde, heiße Jagd. Ein Jäger wurde durch die Luft geschleudert und prallte auf die Hörner einer schwarzen Wasatkuh.
    Ein anderer kam unter die Hufe der rasenden Herde.
    Nach geraumer Zeit war alles vorbei, und die Herde verschwand hinter einer Staubwand in der Ferne. Der Staub legte sich zögernd. Man konnte das Ergebnis der Jagd erkennen. Dreißig noch zuckende schwarze Leiber lagen am Boden, dazwischen drei tote Jäger.
    In den nächsten Tagen wurde das Fleisch der Bullen und der Kühe in Streifen geschnitten und getrocknet, die Felle zum Gerben vorbereitet und das Winterlager ausgehoben. Die Jäger gingen weiter in kleinen Gruppen zur Jagd und brachten überreiche Beute mit. Schon zeigten sich die dicken Spuren der Grünnebel – Zeit für harte, schnelle Arbeiten.
    Morlok war ruhelos wie immer. Niemand glich ihm, konnte es ihm gleichtun.
    Er trieb seine Sippe an, war hier und dort scheinbar zur gleichen Zeit und regelte alles für ein Überleben während des langen, dunkelerfüllten Zeitraumes. Man sah ihn auch vor der ausgehobenen und fertig überdachten Wohngrube des Falkenschnabels sitzen und mit dessen Tochter Beaka sprechen. Die Männer sahen nicht ungern, daß sich Morlok langsam veränderte und mit Beaka im trockenen Gras lag und Zärtlichkeiten austauschte. Es war längst Zeit, daß Morlok ein Weib nahm.
    Beaka schien die richtige zu sein.
    Sie war wild wie ein erwachsener Zahntiger und würde Morlok viele Söhne gebären. Das Mädchen hatte schöne Augen und breite Hüften. Niemand neidete Morlok ihre Gunst. Er war der Anführer. Wer sonst sollte ihm die Zeit der Nächte vertreiben. Alle warteten darauf, daß sie in seine Wohngrube ging. Das würde bald sein.
    Die Tage wurden kürzer, und die Kälte nahm zu. Die Jagd ging ihrem Ende zu. Reif lag auf den dichten Fellen über den ausgelegten Gruben. Im seichten Wasser der Bucht stand Morlok bis zur Hüfte im kalten Wasser und speerte Fische. Kuva saß am Ufer und nahm die Fische aus. Er war in seine Arbeit versunken; nur manchmal hob er den Kopf, wenn in der Bucht ein klatschendes Geräusch erklang. Landeinwärts, auf einem Felsen, saß Beaka. Der Stein wurde von den letzten Sonnenstrahlen getroffen, und das Mädchen hatte sich hierher geschlichen. Morlok wußte, daß sie in der Nähe war. Ein untrügliches Gefühl verriet ihm ihre Anwesenheit.
    Wieder stieß er zu, schnell und sicher, dann warf er den Fisch ans Ufer. Dabei musterte er kurz die Felsen, deren Spitzen in blutiges Licht getaucht waren. Er lächelte. Blitzschnell war der Fleck heller Haare verschwunden.
    Dann stand Morlok wieder still, kein Muskel bewegte sich. Nur die Augen huschten über die Wellen. Zwei, drei von ihnen rollten zum Strand, dann kam die Rückflut. Kurz klärte sich das Wasser und wurde glatt, das war die Zeit, um zu sehen und zuzustoßen. Morlok sah einen länglichen Schatten auf sich zukommen und einen braunen Schädel. Ein Wind kräuselte das Wasser, und der Jäger speerte. Tief drang die Steinspitze in das weiche Fleisch des Fisches.
    Schlamm und Wasser wurden aufgerührt, ein langer Schwanz peitschte gegen die Beine Morloks. Der Speerschaft bog sich, und Morlok stemmte sich mit ganzer Kraft fest. Kuva sprang ins Wasser und half. Er bekam einen furchtbaren Schlag, den er nicht spürte. Mit seinem Beil schlug er

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