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TTB 100: Der Traum der Maschine

TTB 100: Der Traum der Maschine

Titel: TTB 100: Der Traum der Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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fertiggestellt. Müde krochen die Jägerfamilien unter die Felle und sanken in tiefen Schlaf. Es wurde still im Lager, Kuva wollte eben unter seine Felle schlüpfen, als er Schritte hörte. Es war Morlok. Ruhelos trieb der Mann um das Lager, in der Sorge um seine Sippe.
    Zahntiger waren hier selten, und Morlok suchte nach Spuren.
    »Willst du nicht schlafen?« fragte Kuva, als Morlok an seinem Lager vorbeiging. Der Jäger blieb stehen und sah ihn an.
    »Schlafe du ruhig!« antwortete er. Obwohl er beinahe zusammenbrach, strahlten die grauen Augen die lauernde Wachsamkeit aus, die eine beruhigende Sicherheit gab.
    »Ich begleite dich«, sagte Kuva und stand auf. Der Jäger wartete etwas, dann sagte er nicht ohne Stolz:
    »Wenn du willst. Vergiß deinen Bogen nicht.«
    Vom Wasser kam ein salziger und nasser Wind, und man sah die kleinen Himmelsfeuer nicht, als die beiden Jäger zum Strand hinuntergingen. Morlok hatte eine Spur entdeckt. Sie war frisch und deutlich zu erkennen. Morlok folgte ihr gebückt. Kuva wies auf die Abdrücke und fragte:
    »Was für ein Tier ist das?«
    »Es kann ein ausgewachsener Zahntiger sein«, sagte er. »Ich bin nicht sicher. Gehen wir näher zum Wasser – im feuchten Sand erkennt man die Spur besser.«
    Kuva hörte plötzlich ein leises Geräusch; als ob etwas auf einen morschen Ast trat. Er blickte Morlok an, aber dessen Gesicht zeigte keine Regung. Kuva schwieg, um nicht als ängstlich zu gelten. Er blieb wachsam, den Bogen hielt er gespannt. Sie gingen auf eine Düne zu, aus der sich einige Felsen erhoben. Morlok studierte wieder die Spur. Kuva sicherte nach allen Seiten.
    Er sah über sich etwas Gelbes, Streifiges auftauchen – ein niedriger Körper schob sich über den Felsen. Kuva riß seinen Bogen in Anschlag. Er kam nicht mehr zu einem genauen Zielen, aber er schoß instinktiv. Der Schuß traf an der richtigen Stelle. Dumpf fiel der Zahntiger im Sprung zusammen und kollerte hinunter in den Sand. Kuva gab ihm den Fangschuß. Kuva zog seine Pfeile aus dem Kadaver, während sich Morlok näherte und sagte:
    »Wenn von deiner Sippe jemand übrigbleibt, wirst du ein guter Anführer werden.« Er hob den Bogen auf und gab ihn Kuva.
    »Das habe ich von dir gelernt, Morlok«, sagte Kuva und begann, das Fell des Tigers abzuziehen. Morlok half ihm dabei.
    Sie gingen langsam zum Lager zurück, und Kuva schlief sofort ein. Morlok lag noch wach und dachte darüber nach, wie unvorsichtig er heute gewesen war und daß sein junger Freund ihm gezeigt hatte, daß er ein Mann geworden war. Würden sie sich um Beaka streiten müssen? Kaum. Kuva würde sie bekommen, wenn es an der Zeit war ...
    Morlok wurde durch ein dumpfes Dröhnen geweckt. Er sprang auf und rüttelte Kuva wach.
    »Komm!« sagte er atemlos, »ich werde dir jetzt etwas zeigen.«
    Kuva riß seine Waffen an sich und stürzte unter den gespannten Fellen hervor. Morlok war schon weit vor ihm, und Kuva folgte ihm in schnellem Lauf. Sie jagten auf eine Felsgruppe zu, nicht weit von dem gestrigen Erlebnis entfernt. Morlok erkletterte atemlos den Felsen und winkte Kuva, ihm zu folgen. Das Dröhnen hatte zugenommen. Jetzt sahen die Jäger den Grund.
    Eine undeutliche Masse stampfender Leiber donnerte heran. Sand und Dreck wurden in die Luft geworfen und bildeten eine graue Wolke über der Wasatherde. Staunend beobachtete Kuva das einmalige Bild.
    »Was sagst du jetzt?« fragte Morlok und sah in das fassungslose Gesicht Kuvas. Dieser gab keine Antwort. Er kannte zwar die Bilder einer dicht gedrängten Ernherde, aber hier spiegelten sich Kraft und unzähmbare Wildheit wider.
    »Wie können wir ohne Gefahr an sie herankommen?« fragte er.
    »Das wirst du gleich sehen«, erwiderte Morlok und kletterte den Felsen wieder hinunter. Die Herde hatte sich beruhigt und war in einem Felsenkessel zum Halten gekommen. Jetzt grasten die Tiere. Als die Jäger zum Lager zurückkamen, erwarteten sie bereits die anderen Männer. Sie schwenkten lange Speere in den Händen und riefen wild durcheinander. Morlok beruhigte sie und gab in schnellen Worten seine Anweisungen.
    »Mein Jagdzauber hat gewirkt«, stellte er zufrieden fest. Er teilte die Männer in vier Gruppen ein, zu je zwanzig Mann. Die meisten Jäger waren mit Bogen bewaffnet, der Rest trug Speere. Sie bildeten eine breite Front und schlichen vorsichtig auf die Herde zu. Die ersten der Jäger warfen Felle wilder Hulmen über und waren im hohen Gras kaum zu erkennen.
    Morlok und Kuva jagten zusammen.

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