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TTB 100: Der Traum der Maschine

TTB 100: Der Traum der Maschine

Titel: TTB 100: Der Traum der Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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fassungslos. Das Mädchen hob den Kopf und sah ihm ins Gesicht. Ihr Gesichtsausdruck wechselte langsam.
    »Bitte?« fragte sie. Nicholas schüttelte den Kopf.
    »Entschuldigung«, sagte er, ging an dem Mädchen vorbei und verließ den Laden. Er blieb stehen, als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Ihm war schwindlig, und die Knie zitterten ziemlich stark.
    Sie war es!
    Zitternde Finger holten die Zigarettenpackung aus der Tasche hervor. Unsicher zündete Nicholas sich ein Stäbchen an. Dann wartete er.
     
    *
     
    Die Gorgoyne spielte mit ihren Fähigkeiten. Die Vollkommenheit der Maschine schuf Verbindungen, die nach den Gesetzen der Logik nicht denkbar waren. Gorgoyne verband die geheimen Sehnsüchte von verschiedenen Individuen und konzentrierte sie auf eine Figur.
    Ähnlichkeiten gehörten zum Spiel.
    Fünf sich ähnlich sehende Wesen lebten in fünf verschiedenen Zeiten, auf fünf verschiedenen Welten der Schöpfung. Ein neues, ungeheuer scharfes Identifikationsfeld wurde errichtet. Nur die Stärke der Feldströme war geringer; die Rolle blieb passiv.
    Das Netz wurde immer dichter ...
    Ahnungen der einzelnen Wirtshirne, von der Gorgoyne und damit von dem ihr anvertrauten Hirn übernommen und kontrolliert, vermischten sich untereinander. Gegenseitige Beeinflussung. Noch war genügend Zeit, das Spiel weiterzuspielen. Während Paramech mit der vielfachen Geschwindigkeit des Sternenlichtes den leeren Raum überwand, spürte Boyns Hirn fremde Erlebnisse, dachte fremde Gedanken. Langsam begann aus allen diesen Fakten eine Einheit zu werden.
     
    *
     
    Er mußte ungefähr fünf Minuten gewartet haben; die Länge der Zigarette bewies es. Nicholas rauchte hastig und wußte nicht, was er denken sollte. Noch viel weniger wußte er, was er sagen mußte. Dann ging die Klingel, und die Ladentür fiel zu.
    Das Mädchen blieb auf der untersten Stufe stehen und blickte Nicholas an. Sie sah – und das ging Nicholas blitzschnell durch den Kopf – einen fast erwachsenen Mann, leicht unrasiert, mit grauen, verwirrten Augen und dunkelblondem Haar, gekleidet in graue Hosen auf eine teure Wildlederjacke. Der Mann trug ein weißes Päckchen, rauchte und war sehr nervös. Jetzt ließ er die Zigarette fallen und trat sie mit der Spitze des Schuhes aus.
    »Ich weiß nicht, wie Sie heißen, wer Sie sind – aber ich weiß, daß ich Sie kennenlernen muß«, sagte Nicholas und trat einen Schritt auf das Mädchen zu.
    »Mich kennenlernen?« fragte sie mit dieser bekannten Stimme. »Wozu?«
    Nicholas schluckte. »Sie müssen mir erklären, weshalb ich schon das dritte Mal von Ihnen träume!« sagte er ernsthaft. Das Mädchen lächelte leicht.
    »Haben wir uns schon einmal gesehen?« fragte sie mehr ablehnend als interessiert.
    »Das ist es eben«, sagte Nicholas. »Warten Sie – Sie heißen Beatrice ... das ist wohl der Name hier ... sind rund fünfundzwanzig Jahre alt, haben oder hatten berühmte Eltern und haben sicher einmal von einem Mann geträumt, der so aussieht wie ich ... nicht von mir. Stimmt das? Bitte, sagen Sie's!«
    Das Mädchen schloß einen Augenblick lang die Augen, schlug sie wieder auf und ging von der Ladentür weg.
    »Woher wissen Sie das?« fragte sie schnell.
    Nicholas lächelte unsicher.
    »Ich habe es mir eingebildet«, sagte er, und das Herzklopfen verstärkte sich. »Wenn ich dreimal von Ihnen geträumt habe, müssen Sie mindestens einmal von mir geträumt haben. Wir müssen uns kennenlernen!«
    »Diesen Eindruck habe ich auch«, sagte das Mädchen und blickte aus blauen Augen an Nicholas vorbei. »Leider ist es etwas schwierig.«
    »Stimmt das, was ich gesagt habe?« fragte Nicholas atemlos.
    »Ja – es stimmt«, sagte sie. »Ich heiße Beatrice Grandjean und bin in einem Monat fünfundzwanzig. Woher wußten Sie das?«
    »Das werde ich Ihnen erzählen, wenn Sie heute mit mir zu Mittag essen. Werden Sie?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf.
    »Das wird nicht gehen«, sagte sie, fast etwas traurig. Nicholas blickte ihr ins Gesicht.
    »Warum nicht?« fragte er.
    »Ich fliege heute für eine Woche nach Brüssel. Sehen Sie ... ich bin Sekretärin eines Sekretärs bei der EWG. Wir haben dort zu tun. Die Maschine geht kurz nach neun von Orly ab.«
    Beide schwiegen eine volle Minute lang und sahen sich an.
    »Ich verstehe das alles nicht«, sagte Beatrice plötzlich. Nicholas nickte schwach.
    »Ich auch nicht. Darf ich Sie ein Stückchen begleiten?«
    »Wohin?«
    »Wohin Sie gehen«, sagte er einfach. »Ich

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