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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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zufrieden zu sein. Conrad sah ihn genauer an, wobei ihm auffiel, daß der andere ein gutes Stück größer und ganz bestimmt kräftiger als er selbst war. Die übrigen Reiter schienen noch größer zu sein, soweit sich dies aus einiger Entfernung beurteilen ließ.
    Aber trotzdem beeindruckte ihn nicht so sehr der Körperbau des Mannes, sondern vielmehr die Sicherheit und Gelassenheit, mit der er sich in einem ihm fremden Gebiet bewegte. Conrads Herz schlug vor Erregung schneller. Das würde eine Aufregung geben, wenn diese Fremden nach Lagwich kamen!
    »Und Sie? Kommen Sie aus Hawgley?« fragte er und nannte dabei die am weitesten entfernt liegende Stadt, aus der gelegentlich Besucher nach Lagwich kamen.
    Yanderman schüttelte den Kopf. »Nein, aus Esberg – vierzehn Tagesreisen von hier.«
    Conrad spürte, daß sein Mund sich unwillkürlich öffnete. Er wußte, daß er wie ein Narr aussah, konnte die Bewegung aber nicht unterdrücken. Wenn er manchmal vor seinen Kesseln saß und über die Größe der Welt nachdachte, war sie ihm immer ziemlich klein erschienen, denn die Menschen in seinen Visionen verließen sie so bereitwillig, um andere zu sehen. Aber wenn man wirklich vierzehn Tage lang reiten konnte, ohne das Ende erreicht zu haben, mußte die Welt doch beträchtlich größer sein. Vorausgesetzt, daß ...
    Er merkte, daß Yanderman noch etwas hinzugefügt hatte, das er nicht verstanden hatte, und entschuldigte sich für seine Geistesabwesenheit.
    »Wir möchten deine ... äh ... Stadt besuchen«, wiederholte Yanderman. »Ich möchte mit dem Bürgermeister oder Gouverneur, oder wie er bei euch genannt wird, sprechen.«
    Conrad sah ihn unsicher an. »Ich könnte Sie zu den fünf Weisen bringen«, meinte er nach einer Pause. »Sie würden Sie bestimmt gern empfangen. Bisher ist noch niemals jemand bei uns gewesen, dessen Heimat so weit entfernt liegt. Das ist ein großer Tag für Lagwich!«
    »Willst du uns zu den Weisen führen?«
    »Mit Vergnügen!«
    Er überlegte einen Augenblick lang, ob er nicht wenigstens einen Teil der Seife mitnehmen sollte. Aber schließlich konnte er diese wichtigen Besucher nicht solange warten lassen, bis er den Sack gefüllt hatte. Deshalb wies er in die Richtung, in der Lagwich lag, und ging voraus. Yanderman begleitete ihn zu Fuß, während die übrigen langsam folgten und sein Pferd mitführten.
    Einige Minuten lang gingen sie schweigend nebeneinanderher. Dann erst faßte Conrad sich ein Herz und wagte eine Frage. »Sagen Sie mir doch, wie leben die Menschen bei Ihnen? Ich möchte nicht neugierig erscheinen, aber das Leben hier ist eintönig, und wir sehen selten Fremde. Ab und zu kommen Männer, die eine Frau suchen, manchmal auch ein Hausierer oder ein Goldgräber.«
    »Wie die Menschen bei uns leben?« Yanderman lachte. »Genau wie hier, nehme ich an, nur etwas ruhiger, nachdem sie weiter von der Wüste entfernt sind.«
    Conrad verbarg nur mühsam seine Enttäuschung. »Aber die Hausierer ...«, begann er unsicher. »Die Hausierer und fahrenden Händler schildern uns das Leben in anderen Städten in glühenden Farben.«
    »Damit das Bier reichlicher fließt und der Packen im Lauf der Erzählung leichter wird«, sagte Yanderman und lachte wieder. »Auch zu uns kommen diese Leute und verbreiten ihre Märchen.«
    Conrad biß sich auf die Lippen, um die Bemerkung zu unterdrücken, die ihm auf der Zunge gelegen hatte. Er hatte fragen wollen, wie es dann zu erklären sei, daß er ständig Visionen von wunderbaren Städten hatte, deren Bewohner ein gänzlich verschiedenes Leben führten. Aber er hatte sich schon vor langer Zeit geschworen, seine Träume niemals einem anderen Menschen außer Idris zu offenbaren – und selbst ihr erzählte er nicht alles, was er sah.
    Er ging schweigend weiter, bis sie die Stelle erreicht hatten, von der aus man die Stadt und die Felder davor übersehen konnte.
    Lagwich erhob sich auf einem Hügel, an dessen Fuß sich ein breiter Wassergraben entlangzog. Hinter der mit Wachtürmen bestückten Palisade waren drei- oder vierstöckige Gebäude sichtbar. Über den Dächern hing ein bläulicher Rauchschleier.
    Yanderman sah zu dem Mann auf, der hinter ihm ritt und sein Pferd führte. »Wenigstens nicht nur ein paar Lehmhütten, Stadham«, meinte er.
    Dann kamen sie in Sicht, und die Männer und Frauen auf den Feldern liefen zusammen. Sie säumten den Weg, der durch die Äcker führte, und bereiteten sich darauf vor, die Fremden falls nötig

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