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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Säger – er kannte die Spuren – und daher eine längere Jagd wert. Er nahm eine kurze Überprüfung an sich selbst vor. Alle Teile schienen ordnungsgemäß zu funktionieren. Er setzte sich mit langen Schritten in Bewegung. Die Geschwindigkeit sollte ausreichen, um alles, was Räder hatte, zu überholen.
    Die Dämmerung wurde zur Nacht. Ein fast voller Mond schob sich wie eine kleine kalte Linse über die Hügel. Die Nachtdämpfe lagen rötlich glühend über dem Land und streiften den violettschwarzen Himmel. Auf allen Bandbreiten des Radios summte und knisterte es. Der metallene Wald schimmerte im Mondlicht, und überall blitzten die Silikate wie Eiskristalle. Der Wind fuhr durch die Strahlenspeicherplatten über ihm und ließ sie gegeneinander klingen. Ein Wühler zischte, ein Gräber knirschte durch verwachsene Kristalle, ein Fluß schoß kalt und donnernd durch eine Schlucht talwärts.
    Während Null sich mit der Gewandtheit langer Praxis zwischen Stämmen, Gitterwerk und korrosionszerfressenen Stangen weiterbewegte, verließ er sich hauptsächlich auf seinen Radioempfänger. In den oberen Frequenzen war an diesem Abend etwas Mysteriöses, gelegentliche kurze Töne ... unerklärliche, auf- und abschwellende Geräusche, ein Dröhnen. Er hatte noch nie etwas Derartiges gehört. Aber die Welt war ein Geheimnis. Niemand war je über den Ozean im Westen oder die Berge im Osten hinausgekommen. Zuletzt stellte Null sein Horchen ein und konzentrierte sich darauf, seiner Beute zu folgen. Das war schwierig, denn seine optischen Sensoren erfüllten ihren Zweck in der herrschenden Dunkelheit nur unvollkommen, obwohl er sich langsamer vorwärtsbewegte als zuvor. Einmal zapfte er Schmierflüssigkeit aus wildwachsenden Zylindern, dann verdünnte er seine Säuren mit einer geringen Menge Wasser. Mehrere Male fühlte er ein Absinken der Kraft in seinen Energiezellen und wartete eine Weile, damit sie sich wieder aufladen konnten: er rastete.
    Das Morgengrauen ließ den Himmel über fernen Schneegipfeln verblassen. Aus dem Tal stiegen Dämpfe, die nach Feuchtigkeit und Schwefelverbindungen schmeckten. Bald konnte Null wieder die Fährte erkennen und bewegte sich rascher.
    Dann kehrten die seltsamen Geräusche wieder, lauter als zuvor.
    Null kauerte sich nieder. Seine Antennen richteten sich nach oben. Ja, die Sendeimpulse kamen von oben, und sie wurden zusehends stärker. Einige von ihnen waren den Radioausstrahlungen eines Motiles ähnlich, aber sie glichen keinem der Typen, die er kannte. Und da war noch etwas, ein schwer zu identifizierender, pulsierender Unterton, Modulationen auf der Kurzwelle.
    Plötzlich trafen ihn die Schallwellen.
    Zuerst war es ein dünnes Pfeifen, hoch und kalt über den gelblichen Wolken. Aber innerhalb von Sekunden schwoll es zu einem Brüllen an, das die Erde erzittern ließ, von den Bergen widerhallte und die Speicherplatten aneinanderschlagen ließ, bis der ganze Wald rasselte und klang. Nulls Kopf wurde zu einer Echokammer; der Lärm erschütterte ihn. Er richtete seine optischen Sensoren alarmiert himmelwärts. Und da sah er das Ding herunterkommen.
    Im ersten Augenblick hielt er es für einen Flieger. Es hatte den langen, spindelförmigen Körper und die Steuerungsfinnen. Aber kein Flieger war je auf einem Schwanz vielfarbiger Flammen gelandet. Kein Flieger war so ungeheuer groß, daß er einen ganzen Teil des Himmels verdeckte. Und dabei mußte das Ding noch zwei Meilen entfernt sein!
    Er fühlte die Zerstörung, die das Ding bei der Landung anrichtete; zerbrochenes Gitterwerk, geschmolzene Erdkristalle, zusammenbrechende Akkumulatoren. Er warf sich flach auf den Boden und klammerte sich mit allen vier Greifern fest. Die plötzlich eintretende Stille, nachdem das Ungeheuer den Boden erreicht hatte, war unerklärlich und voll geheimer Drohung.
    Langsam hob Null seinen Kopf. Der Empfang wurde wieder klarer. Die Sonne stand noch über den Schneegipfeln im Osten. Es schien unerhört, daß die Sonne aufging, als wäre nichts geschehen. Der Wald blieb still, im Radio waren nur ein Summen und gelegentliche Zirpgeräusche zu hören. Die letzten Echos verhallten zwischen den Hügeln.
    Null hatte seinen Entschluß gefaßt: Dies war nicht der Augenblick, nur an seine eigene Existenz zu denken. Er schaltete seine volle Sendestärke ein. »Alarm! Alarm! Alle Personen, die diese Sendung empfangen, bitte melden. Alarm!«
    Vierzig Meilen entfernt antwortete eine andere Person, die wir geradesogut Zwei

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