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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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erregt auf.
    »Setz dich!« befahl Baldinger.
    Haraszthy stieß einen Fluch aus. Sein Gesicht war gerötet, seine Augen blitzten. Wir anderen aber saßen stumm.
    »Und du hast mich skrupellos genannt!« knurrte Haraszthy. »Nimm diesen Vorschlag mit in die Hölle zurück, wo er hergekommen ist, oder ich schlage dich zu Brei!«
    Ich dachte an den nuklearen Feuersturm, an Mierna, die in diesem Inferno verdampfte, und sagte: »Nein.«
    »Die Alternative ist«, sagte Vaughan und starrte Haraszthy an, »nichts zu tun, bis es eines Tages nötig wird, die Bevölkerung dieses ganzen Planeten zu sterilisieren.«
    Lejeune schüttelte entsetzt den Kopf. »Falsch, falsch, falsch. Für unser Überleben ist es ein zu hoher Preis.«
    »Aber für das Überleben unserer Kinder? Ihre Freiheit? Ihren Stolz und ...«
    »Worauf können sie noch stolz sein, wenn sie einmal die Wahrheit erfahren?« unterbrach Haraszthy. Er langte plötzlich über den Tisch, packte Vaughan an der Hemdbrust und zog ihn gewaltsam in die Höhe. Sein rotes, zernarbtes Gesicht schob sich bis auf wenige Zentimeter an das des Wissenschaftlers heran. »Ich will dir sagen, was wir tun werden«, sagte er heiser. »Wir werden Handel treiben, lehren und fraternisieren, genauso wie mit jedem anderen Volk, dessen Salz wir essen. Und wir werden unser Risiko wie Männer tragen!«
    »Laß ihn los!« befahl Baldinger. Haraszthy hörte nicht; er ballte seine freie Hand zur Faust. »Wenn du ihn schlägst, werde ich dir zu Hause den Prozeß machen lassen. Laß ihn los, sage ich!«
    Haraszthy gab Vaughan einen Stoß, daß er krachend auf seinen Sitz zurückfiel. Dann setzte er sich selbst, vergrub sein Gesicht in die Hände und schien gewaltsam ein Schluchzen zu unterdrücken.
    Baldinger füllte unsere Gläser auf. »Nun, meine Freunde«, sagte er versöhnlich, »es sieht aus, als hätten wir einen toten Punkt erreicht. Wir sind verdammt, wenn wir etwas unternehmen, und wir sind verdammt, wenn wir nichts unternehmen, und ich wette, daß kein Jorillier in so müden Klischees reden würde.«
    »Sie könnten uns soviel geben«, sagte Lejeune.
    »Geben!« Vaughan richtete sich auf und stand zitternd vor uns. »Das ist ja gerade die Schwierigkeit. Sie würden uns vieles geben, es würde aber nicht unser sein. Wahrscheinlich könnten wir ihre Arbeit weder verstehen noch gebrauchen oder ... es wäre nicht unser, sage ich!«
    Haraszthy sah aus, als wollte er Vaughan erneut anfallen. »Warum nicht?« schrie er.
    Gesegnet sei der Alkohol. Bis zum Anbruch der Morgendämmerung konnte ich tatsächlich ein paar Stunden schlafen. Dann schien das licht des neuen Morgens durch die Bullaugen und zwang mich zum Aufstehen. Ich kleidete mich an, schwenkte die Teleskopleiter aus und kletterte aus dem Raumschiff.
    Das Land lag still. Die Sterne waren verblaßt, aber die Sonne war noch nicht aufgegangen. Durch die kühle Luft hörte ich den ersten Vogelgesang aus der dunklen Mauer des Waldes. Ich zog meine Schuhe aus und wanderte barfuß durch das taufeuchte Gras.
    Irgendwie fand ich es keineswegs erstaunlich, daß in diesem Augenblick Mierna auftauchte, die ihr Ontatherium an der Leine führte. Als sie mich sah, ließ sie ihr Monstrum stehen und kam zu mir gerannt. »Hallo, Mister Cathcart! Ich hoffte, daß schon jemand auf sein würde. Ich habe noch nicht gefrühstückt.«
    »Darum werden wir uns kümmern müssen.« Ich hob sie auf und schwenkte sie im Kreis herum, bis sie quietschte. »Und dann machen wir vielleicht einen kleinen Spaziergang mit diesem Schiff hier. Wie würde dir das gefallen?«
    »Oooh!« Sie machte runde Augen. Ich setzte sie nieder. Es dauerte eine Weile, bis sie zu fragen wagte: »Bis zur Erde?«
    »Nein, nicht so weit, fürchte ich. Die Erde ist ziemlich weit entfernt.«
    »Vielleicht später einmal? Bitte?«
    »Eines Tages sicher, mein Kind. Und so sehr lang wird es bis dahin nicht dauern.«
    »Ich fliege zur Erde, ich fliege zur Erde, ich fliege zur Erde!« Sie umarmte das Ontatherium. »Wirst du mich sehr vermissen, mein Guter? Sabbere nicht so traurig. Vielleicht darfst du auch mitfliegen. Darf er, Mister Cathcart? Er ist ein sehr nettes und gutgezogenes Ontatherium, und er hat Brezel so gern!«
    »Nun, vielleicht. Vielleicht auch nicht«, sagte ich ausweichend. »Aber du darfst, wenn du willst, das verspreche ich dir. Jeder auf diesem Planeten, der zur Erde will, wird hinfliegen dürfen.«
    Und die meisten von ihnen werden es tun, dachte ich. Ich bin sicher, daß unsere

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