TTB 105: Das große Abenteuer des Mutanten
fürchtet, sie könnten eines Tages für uns eine Gefahr bilden, und viele meinen, man solle sie vernichten, ehe sie zu einer Gefahr werden können. Es ist derselbe Fluch, der wohl auch den Alten als Strafe für ihre Sünden auferlegt wurde. Nun ist der Friede nicht mehr zu retten. Die Kriegstrommeln sind ertönt, die Lanzen bereit ...«
»Und da hast du endlich einmal die Wahrheit gesprochen, Märchenerzähler!«
Es war der Große Häuptling, der an den Tisch trat. Verschwunden waren Federputz und Robe. So konnte er das Lager unerkannt durchschreiten.
»Du vergißt, daß ein Stamm ohne Krieger, die ihn verteidigen, bald vernichtet wird. Töten oder getötet werden, das ist das ewig gültige Gesetz.«
In Fors' Kehle stieg etwas empor, und er schrie eine Antwort heraus, die aus diesem ganz neuen Gefühl geboren war.
»Die Tierwesen bedrohen uns alle. Auch gegen sie heißt es, töten oder getötet werden! Häuptling der vielen Zelte. Und sie sind gewiß kein ungefährlicher Feind. Richtet eure Lanzen gegen sie, wenn ihr unbedingt kämpfen müßt!«
In Cantruls Augen stand Überraschung. Dann färbte Zorn seine braunen Wangen. Seine Hand fuhr an den Schwertgriff. Fors' Hände blieben ruhig. Er hatte keine Waffe und durfte keine Herausforderung annehmen.
»Unsere Lanzen kämpfen, wann und wo wir es wollen, Fremdling!«
Arskane rührte sich nicht, doch er maß den Häuptling mit einem Blick eiserner Ruhe, die Fors bewunderte. Cantrul wollte eine Antwort – womöglich eine unbeherrschte. Als sie nicht kam, wandte er sich in grobem Ton an Fors.
»Du sagst, die Tierwesen sind auf dem Vormarsch?«
»Nein«, widersprach Fors. »Ich habe gesagt, sie kommen zum erstenmal seit Menschengedenken aus ihren Schlupfwinkeln in den Städten und stoßen ins offene Land vor. Und sie sind listige Kämpfer, deren Kraft wir noch keine Gelegenheit hatten zu messen. Sie sind nicht Menschen wie wir, wenn ihre Vorfahren auch zu unserer Rasse gehört haben. Wir aus dem Bergdorf, die wir seit Generationen beim Plündern der Städte mit ihnen im Kampf gelegen haben, können nur eines sagen: Sie sind eine Gefahr für die Menschheit. Mein Vater ist von ihnen umgebracht worden. Ich selber bin ihr Gefangener gewesen. Sie sind unser gemeinsamer Feind und können nicht leichthin abgetan werden, Häuptling!«
»Außerdem«, fiel Marphy ein, »hat sich, als diese beiden das Explosionsgebiet durchquerten, ein Rudel auf ihre Fährte gesetzt. Wenn wir nach Süden marschieren, ohne Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, kann es geschehen, daß wir plötzlich zwischen zwei Feinden stehen ...«
Cantruls Finger trommelten einen Kampfrhythmus auf dem Gürtel. Zwischen seinen Brauen stand eine tiefe Falte. »Wir haben Kundschafter ausgeschickt. Ihr, du und Fanyer, macht euch zuviel Gedanken. Wir reiten gut vorbereitet, und es gibt nichts, das ...«
Doch seine Worte versanken in einem Donnern, als sei über ihnen ein Gewitter losgebrochen, und durch den Lärm drangen Rufe von Männern und das schrille Geschrei von verschreckten Frauen und Kindern.
Die Männer im Zelt waren augenblicklich am Eingang. Die Präriemänner drängten hinaus, während Arskane Fors zurückhielt. Den Mittelgang des Lagers herunter kamen in wahnsinniger Flucht die Pferde, sprangen über die Feuer, rissen mit ihren Hufen die Zelte ein. Hinter ihnen am Horizont stand eine wabernde Feuerwand.
Arskanes Hand legte sich wie ein Schraubstock um Fors' Arm, als er den Bergbewohner ins Zelt zurückzog.
»Feuer! Ein Präriebrand!« Er mußte schreien, damit der Freund ihn verstand. »Unsere Chance ...!«
Doch Fors hatte bereits begriffen. Er machte sich los und lief am Tisch entlang auf der Suche nach einer Waffe. Ein kleiner Speer war alles, was er fand. Arskane nahm den Stößel des Mörsers. Mit der Speerspitze schlitzte Fors die hintere Zeltwand auf.
Draußen liefen sie, so schnell sie konnten, duckten sich hinter Zelte und schlossen sich anderen Flüchtlingen an. In der allgemeinen Verwirrung war die Flucht ein Kinderspiel. Hinter ihnen wuchs die Feuerwand immer höher. Sie mußten so schnell wie möglich aus dem Lager kommen.
»Es verläuft im Halbkreis!« Fors wies nach Westen und Osten. Die Flüchtlinge wurden jetzt weniger; allmählich begann sich die Ordnung einzustellen.
Sie umrundeten die letzten Zelte und waren im freien Grasland. Da machte Fors eine Entdeckung, die ihn erstarren ließ. Vor ihnen, wo es eigentlich unmöglich war, zeigte sich ein gelber Schein. Spiegelung? Aber
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