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TTB 106: Der dritte Planet

TTB 106: Der dritte Planet

Titel: TTB 106: Der dritte Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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zeigte seine Zähne.
    Dann rollten die Seh-Organe im oberen Teil des Kopfes zurück und verschwanden. Ich glaube, meine Luftwolke, die ich gerade abließ, war daran schuld. Er streckte seine Arme nach mir aus und tat einen Schritt vorwärts. Aber dann fiel er mit einem quiekenden Geräusch auf den Fußboden. Er sagte:
    MAMA.
    Ich ging hinüber und untersuchte ihn.
    Du meine Güte!
    Er hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit uns. Ganz bleich und zerbrechlich war er. Es ist zweifelhaft, ob diesem ganzen Geschlecht ein langes Leben beschieden ist. Nicht mit dieser körperlichen Verfassung. So klein!
    Also ließ ich ihn da liegen. Armes Ding!
    Und ich war so glücklich. Nun bin ich wieder einsam und allein. Ich will einen Mann haben.
    Und was nun? Ich weiß es nicht.
     
    *
     
    den 20. Juli 1971
    Sehr geehrte Mrs. Baker!
    Ich glaube, Sie würden besser herkommen und Todd nach Hause holen. Er befindet sich in einem traurigen Zustand.
    Er schwänzt alle seine Vorlesungen und ißt nichts. Er sitzt nur im Zimmer umher und starrt vor sich hin. Die ganze Woche lang hat er nicht länger als ein paar Stunden geschlafen, und wenn er einschläft, spricht er dauernd vor sich hin und ruft nach »Louie«. Wir kennen hier keine Louie.
    Das Beiliegende habe ich heute nachmittag im Briefkasten gefunden.
    Jedenfalls holen Sie Todd am besten.
    In Eile
    Willy Haskell.
    (Anlage)
    Sehr geehrter Herr!
    Wir bedauern sehr, Ihnen mitteilen zu müssen, daß wir Ihre Anzeige nicht in unserem Blatt aufnehmen können.
    Wir reichen sie Ihnen deshalb als Anlage zurück.
    (Anlage)
    LOOLIE! Es tut mir so leid! Ich wußte nicht, daß du so groß und so schön bist. Bitte, bitte – komm zurück! Ich warte auf dich. In Liebe, Todd.
     
    *
     
    Einsames Venus-Mädchen, hübsch, umgänglich, liebevoll und heiter, sucht gleich veranlagten Marsmann.
    LOOLIE, GREENER ABODE, VENUS

 
Das wahnsinnige Haus
     
    Er setzt sich an seinen Schreibtisch, nimmt einen langen, gelben Bleistift und fängt an, auf einem Zettel zu schreiben. Die Spitze bricht ab.
    Seine Mundwinkel ziehen sich nach unten. In der harten Maske seines Gesichts werden die Pupillen klein. Ruhig, den Mund zu einem häßlichen, lippenlosen Schlitz zusammengepreßt, greift er nach dem Bleistiftanspitzer.
    Er kehrt die Abfälle in den Papierkorb und wirft den Anspitzer ins Schubfach. Noch einmal fängt er an zu schreiben. Dabei bricht die Spitze abermals ab und rollt über das Papier.
    Plötzlich wird sein Gesicht bleifarben. Wilde Wut verkrampft die Muskeln seines Körpers. Er brüllt den Bleistift an, verflucht ihn. Er bricht ihn in zwei Hälften, wirft sie in den Papierkorb und ruft triumphierend hinterher: »So – wie gefällt es dir da?«
    Angespannt sitzt er auf dem Sessel, die Augen weit aufgerissen, mit zitternden Lippen. Er schüttelt sich vor rasender Wut.
    Der Bleistift liegt zerbrochen im Papierkorb. Er war aus Holz, Graphit, Metall und Gummi – alles leblose Dinge, die sich nicht um die Wut kümmern, die sie verursacht haben.
    Und doch ...
    Er steht am Fenster und blickt auf die Straße hinaus. Seine Verkrampftheit löst sich. Er hört nicht das Rascheln im Papierkorb, das gleich darauf verstummt.
    Bald ist sein Körper wieder normal. Er setzt sich hin und nimmt diesmal einen Füllhalter.
     
    *
     
    Er setzt sich vor seine Schreibmaschine.
    Er legt einen Bogen Papier ein und fängt an zu tippen.
    Seine Finger sind groß. Er trifft zwei Tasten auf einmal. Die beiden Typenhebel werden zusammengequetscht, stehen in der Luft, schweben über dem schwarzen Farbband.
    Ärgerlich faßt er zu und drückt sie zurück. Sie trennen sich und fallen in ihre Ruhestellung zurück. Er fängt abermals an zu tippen.
    Er trifft eine falsche Taste. Der Anfang eines Fluchs bleibt unbeendet. Er nimmt den runden Radiergummi und radiert den unerwünschten Buchstaben aus.
    Er läßt den Radiergummi fallen und fängt von neuem an zu schreiben. Das Papier hat sich beim Radieren auf der Walze etwas weiter gedreht, so daß der Abstand zwischen den beiden Zeilen nicht derselbe ist. Er ballt eine Hand zur Faust, übersieht den Fehler dann aber.
    Die Maschine bleibt stehen. Seine Schultern zucken. Laut fluchend schlägt er mit der Faust auf einen Hebel. Der Wagen macht einen Sprung; die Glocke klingelt. Er schiebt den Wagen nach rechts, und er kracht an die Arretierung.
    Er tippt schneller. Drei Typenhebel klemmen zusammen. Er beißt die Zähne zusammen und winselt in hilfloser Wut. Er schlägt auf die

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