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TTB 106: Der dritte Planet

TTB 106: Der dritte Planet

Titel: TTB 106: Der dritte Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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Typenhebel, aber sie wollen sich nicht trennen. Er zerrt sie mit zitternden Fingern auseinander, und sie fallen zurück. Er sieht, daß er sich die Finger dabei schmutzig gemacht hat, und flucht laut. Ihm ist, als ob er sich an der dummen Maschine rächen müßte.
    Jetzt schlägt er brutal auf die Tasten; seine Finger arbeiten wie die steifen Klauen eines Krans.
    Abermals ein Irrtum – er radiert wild.
    Er tippt noch schneller. Vier Typen kleben zusammen.
    Er schreit auf.
    Er schlägt mit der Faust auf die Maschine, packt das Papier und reißt es in Fetzen heraus. Er knüllt die Fetzen in der Faust zusammen und wirft den Papierball durch das Zimmer.
    Er rückt den Wagen in die Mitte und setzt den Deckel auf die Maschine.
    Er springt auf und blickt nach unten.
    »Du Dummkopf!« ruft er mit bitterer, empörter Stimme. »Du alberner, idiotischer, eselhafter Dummkopf!«
    Er spricht weiter und treibt sich selbst zur Raserei.
    »Du taugst nichts! Du taugst nicht ein verdammtes bißchen! Ich werde dich in Stücke schlagen, schmelzen, umbringen! Du dumme, schwachsinnige, lausige, verdammte Maschine!«
    Er bebt und zittert, während er so schreit. Und irgendwo in einem versteckten Winkel seines Gehirns denkt er, ob er wohl im Begriff sei, sich mit seinem Zorn selbst umzubringen.
    Er wendet sich ab und geht davon. Er ist zu aufgeregt, um zu bemerken, daß der Deckel von der Maschine abrutscht, hört auch nicht das metallische Surren, bei dem man denken könnte, die Typen rasseln in ihren Lagern.
     
    *
     
    Er rasiert sich. Das Messer will nicht schneiden. Oder es ist zu scharf und schneidet zuviel.
    Beide Male kommt ein unterdrückter Fluch über seine Lippen. Er wirft das Rasiermesser auf den Fußboden und stößt es mit dem Fuß an die Wand.
    Er putzt sich die Zähne, zieht den feinen Seidenfaden zwischen den einzelnen Zähnen hindurch. Der Faden zerreißt, und ein winziges Teilchen bleibt in der Lücke zwischen zwei Zähnen stecken. Er versucht es mit einem anderen Faden, der jedoch auch zerreißt.
    Er schreit. Er schreit den Mann im Spiegel an und wirft den Faden mit einem Ruck weg. Der Faden fällt an die Wand, bleibt dort hängen und pendelt hin und her.
    Er hat noch einen Faden aus dem Behälter gerissen, will es noch einmal in Ruhe versuchen, und unterdrückt seine Wut. Wenn der Faden vernünftig ist, wird er sich zwischen die Zähne schieben lassen und das steckengebliebene Stück herausholen.
    Es gelingt, und der Mann ist besänftigt. Die Wut läßt nach.
    Aber noch ist der Ärger da, wenn auch im verborgenen. Energie geht nie verloren – ein grundlegendes Gesetz.
     
    *
     
    Er ißt.
    Seine Frau legt ein Steak vor ihn. Er greift zu Messer und Gabel und fängt an zu schneiden. Das Fleisch ist zäh, die Klinge stumpf.
    In seinen Wangen flammen rote Flecke auf. Seine Augen ziehen sich zusammen. Er drückt, doch es gelingt der Klinge nicht, ganz durch das Fleisch zu dringen.
    Er reißt die Augen auf. Unterdrückte Wut schüttelt ihn. Er sägt im Fleisch herum, als ob er ihm eine letzte Gelegenheit geben wollte nachzugeben.
    Das Fleisch gibt nicht nach.
    Er heult. »Verflucht noch mal!« Seine Zähne pressen sich zusammen. Das Messer fliegt quer durch das Zimmer.
    Die Frau kommt, und von der Aufregung ziehen sich Furchen über ihre Stirn. Ihr Mann ist außer sich. Er verbreitet eine Wolke des Zorns um sich, die über den Möbeln zu hängen und von den Wänden zu tröpfeln scheint.
    So geht es Tage und Nächte hindurch.
    Ein Meer wilden, unkontrollierten Hasses flutet durch alle Räume des Hauses und füllt jede leere Stelle mit pulsierendem Leben.
     
    *
     
    Er lag auf dem Rücken und starrte zur Decke hinauf, die von Flecken übersät war.
    Der letzte Tag, sagte er sich. Seit er wach geworden war, hatte er an diese Worte immer wieder denken müssen.
    Im Badezimmer hörte er das Wasser laufen. Dann wurde das Medizinschränkchen geöffnet und wieder geschlossen. Er hörte das Geräusch, das ihre Slipper auf dem Fliesenfußboden machten.
    Sally, dachte er, verlaß mich nicht!
    »Ich will ruhiger werden, wenn du bleibst«, versprach er flüsternd.
    Aber er wußte, daß er nicht ruhiger werden konnte. Es war zu schwer. Leichter war, in Wut zu geraten, zu schreien, toben und schimpfen.
    Er legte sich auf die Seite und starrte in die Diele hinaus zur Badezimmertür. Unter der Tür sah er den Lichtstreifen. Sally ist jetzt darin, dachte er. Sally, meine Frau, die ich vor vielen Jahren, als ich jung und voller Hoffnungen

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