TTB 106: Der dritte Planet
Er nahm seine Zeitung auf.
»Tut mir leid, Sir, aber Sie müssen es annehmen«, drängte Frank.
Dann kam sie nach unten.
Mr. O'Shea sah seine Tochter an.
»Sag deinem jungen Mann, daß er seine Späße lassen soll«, empfahl er ihr.
Sie warf Frank einen besorgten Blick zu, »Frank, du fängst doch nicht schon wieder damit an?«
Frank erklärte es ihnen. Er betonte immer wieder, daß der Kauf nur symbolische Bedeutung habe, und daß er sie nur aus Prinzip kaufen wolle, um sich später keine Vorwürfe wegen eines Versäumnisses machen zu müssen.
»Sie brauchen das Geld nur zu nehmen«, schloß er, »dann ist schon alles in bester Ordnung.«
Sie sah ihren Vater an. Ihr Vater sah sie an.
»Nimm es, Vater«, seufzte sie schließlich.
Mr. O'Shea zuckte mit den Schultern und nahm das Geld entgegen.
»Vier-neun-zwei«, murmelte Frank vor sich hin. »Drei-fünf-sieben ... acht-eins-sechs. Dreimal fünfzehn spucke ich über meine Schulter, um mich vor dem bösen Zauber zu bewahren.«
»Frank!« rief sie aus. »Du kannst doch nicht einfach auf den Teppich spucken!«
*
Dann erzählte er ihr, daß sie nicht wie üblich nach der Trauung ihren Brautstrauß in die Menge werfen dürfe, sondern daß es unbedingt ihr Strumpfband sein müsse.
Sie kniff die Augen zusammen. »Laß das, Frank. Das geht zu weit.«
Er sah sie gekränkt an.
»Ich versuche nur alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen«, sagte er. »Ich möchte vermeiden, daß etwas schiefgeht.«
»Aber – großer Gott, Frank! – hast du denn noch nicht genug getan? Du hast die Hochzeit verschoben. Du hast mich für fünfzehn Dollar gekauft und dabei unseren Wohnzimmerteppich vollgespuckt. Du hast mir dieses fürchterliche Haararmband aufgeschwatzt. Jetzt habe ich allmählich genug!«
Frank starrte traurig vor sich hin. Er machte ein Gesicht wie die Jungfrau von Orleans auf dem Scheiterhaufen.
»Ich tue nur mein Bestes«, verteidigte er sich. »Wir sind von Gefahren umgeben. Wenn wir nicht auf jeden Schritt achten, sind wir verloren.«
Sie sah ihm in die Augen. »Frank, du willst mich doch heiraten, nicht wahr? Das alles ist nicht nur ein Vorwand, um ...«
Er riß sie in die Arme und küßte sie leidenschaftlich.
»Fulvia«, sagte er, » Liebste! Ich liebe dich und ich will dich heiraten. Aber wir dürfen keinen Fehler machen.«
Später sagte Mr. O'Shea: »Der Kerl ist unmöglich. Am besten gibst du ihm den Laufpaß.«
Aber sie war etwas dicklich, und sie war nicht sehr hübsch, und Frank war der einzige Mann, der ihr je einen Heiratsantrag gemacht hatte.
Deshalb seufzte sie nur und gab nach. Sie sprach mit ihren Eltern darüber. Sie meinte, daß sich alles ändern werde, sobald sie verheiratet seien. »Bis dahin muß ich ihn noch bei guter Laune halten, aber dann – peng! «
Aber schließlich brachte sie ihn doch von der Idee ab, daß die Hochzeitsgäste sich um ihr Strumpfband streiten sollten.
»Willst du etwa, daß ich mir dabei den Hals breche?« fragte sie.
»Wahrscheinlich hast du recht«, antwortete er. »Du kannst einfach deine Strümpfe in die Menge werfen.«
»Liebling, darf ich nicht den Brautstrauß dazu nehmen, wie es alle anderen Bräute tun? Bitte?«
Er sah nachdenklich zu Boden.
»Wenn du willst ...«, meinte er dann. »Aber ich bin nicht begeistert davon. Ganz und gar nicht.«
Er nahm einen Salzstreuer und schüttete etwas Salz in das Feuer im Küchenofen. Einige Zeit später sah er wieder hinein.
»Jetzt sind unsere Tränen getrocknet – uns kann nichts mehr passieren«, stellte er dabei fest.
*
Der Hochzeitstag war gekommen.
Frank stand ungewohnt früh auf. Er ging in die Kirche und vergewisserte sich, daß alle Fenster dicht verschlossen waren, damit die Dämonen nicht hereinkonnten. Er drückte dem Küster ein gutes Trinkgeld in die Hand, damit der Mann während der Trauungszeremonie die Kirchentüren geschlossen hielt.
Der Küster grinste und wurde erst wütend, als Frank seinen Revolver durch den Kamin ins Freie abfeuerte.
»Was soll denn der Unsinn?« fragte er zornig.
»Ich verscheuche nur die bösen Geister«, erklärte Frank.
»Junger Mann, in der First Calvary Episcopal Church gibt es keine bösen Geister!«
Frank entschuldigte sich. Aber während der Küster hinausging, um den Polizisten zu beruhigen, der herbeigeeilt war, nahm Frank einige Teller aus der Manteltasche, zerbrach sie und versteckte sie unter dem Chorgestühl und in den Ecken.
Dann fuhr er in die Stadt und kaufte unter
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