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TTB 108: Die Pest kam von den Sternen

TTB 108: Die Pest kam von den Sternen

Titel: TTB 108: Die Pest kam von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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klargeworden? Eine wunderbare Methode, ärztliche Kunst zu praktizieren!«
    »Und doch hat er vielleicht auf seine Art recht. Solange draußen alles glatt läuft, solange sie die Krankheitsfälle unter Kontrolle bringen können ...«
    »Aber es läuft nichts glatt. Ich habe genug gesehen, um zu wissen, wie die Dinge stehen. Wir müssen die richtigen Maßnahmen ergreifen, oder die Seuche breitet sich über die ganze Welt aus.«
    Als sich die Lifttüren vor ihnen öffneten, erwachte der an der Decke angebrachte Lautsprecher zum Leben:
    »Dr. Roussell, Dr. Christensen, Dr. Bertolli, Dr. Invar – bitte melden Sie sich auf der Unfallstation. Dr. Roussell, Dr. Christensen ...«
    »Was mag das bedeuten?« fragte Nita und sah Sam besorgt an.
    »Neue Scherereien. Vielleicht läuft doch nicht alles so glatt, wie Perkins es sich einbildet. Hören Sie, Nita. Warten Sie nicht darauf, daß Eddie sich auf seine Pflicht besinnt. Schicken Sie eine Durchschrift Ihrer Testresultate an Professor Chabel beim Weltgesundheitsamt.«
    »Das geht nicht, Sam. Das hieße den Dienstweg umgehen.«
    »Versuchen Sie einmal, weniger pflichtbewußt zu sein. Das ist ein Luxus, den wir uns in dieser Lage nicht leisten können. Informieren Sie Chabel.« Er trat in der Lift, und die Türen schlossen sich.
     
    *
     
    »Ein neuer Aufruhr, soviel ich weiß«, sagte Roussell. »Rücken Sie mit Ihren großen schmutzigen Füßen beiseite, Chris. Dies ist mein letzter weißer Kittel.« Dr. Christensen, der sich auf der Trage ausgestreckt hatte, begnügte sich mit einem Knurren. Die andern drei Assistenzärzte musterten ihn neidisch, als die durch die Straßen jagende Ambulanz sie auf den Sitzen hin und her warf.
    »Wie sieht es in der Stadt aus?« fragte Sam. »Ich habe den ganzen Tag auf dem Lande verbracht, um einer angeblichen Kur gegen die Randsche Krankheit nachzujagen.«
    »Und?« fragte Invar. »Eine Niete?«
    Sam nickte. »Keine Randsche Krankheit. Ganz gewöhnliche Furunkulose. Der Arzt war alt, begeistert und kurzsichtig und hätte sich schon vor dreißig Jahren zur Ruhe setzen sollen.«
    »In der Stadt ist der Teufel los«, sagte Roussell. »Die Leute denken, wir lügen, wenn wir ihnen erzählen, daß sie sich nicht gegenseitig infizieren können. Sie nehmen uns das mit den Vögeln nicht ab. Alle Läden sind dichtgemacht, und doch gibt es überall Krawall. In solchen Zeiten kommen die Ratten aus ihren Löchern. Was sich auf der Straße trifft, sind Plünderer, Betrunkene und religiöse Narren.«
    »Es ist die Furcht«, sagte Invar. »Die Menschen fürchten sich, ihr Heim zu verlassen, also bricht das normale Leben zusammen. Das Militär hält die wichtigsten Betriebe, wie Elektrizitätswerke und Telefondienste, in Gang. Es sorgt auch für die Lebensmittelzufuhr, aber wie lange können sie das in einer Stadt von dieser Größe durchhalten? Die Spannung wird immer fühlbarer, die Seuchenfälle reißen nicht ab. Die Leute sehen das und verlieren immer mehr die Nerven. Das allgemeine Reiseverbot hat ihnen den Rest gegeben. Natürlich hat es nur den Sinn, die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, aber erzählen Sie das dem Mann auf der Straße. Für ihn sieht es aus, als hätte man ihn gefangengesetzt, bis er stirbt.«
    »Vielleicht hat er nicht so unrecht«, sagte Sam und dachte an Nitas Experimente.
    Ein Polizeifahrzeug raste mit heulender Sirene an ihnen vorüber, ein Feuerlöschzug überholte sie mit klingender Glocke. Irgendwo vor ihnen dröhnte es immer lauter und unheilverkündender wie ferne Brandung.
    »Was zum Henker ist das?«
    »Der Mob, Doktor. Die Bürger unseres schönen Staates, die endlich einmal zeigen dürfen, was sie von der ihnen aufgezwungenen Autorität halten.«
    Die Ambulanz kam mit kreischenden Bremsen zum Halten, und als Sam die hintere Tür öffnete, hörten sie das Dröhnen heiserer Stimmen. Sie stiegen aus und standen vor einer Szene aus einem Alptraum. Die Ambulanz hatte unter einem der geschwungenen Bogen gehalten, die die Zufahrt zur Wagner Bridge in der 23. Straße bildeten. Drei Stockwerke hoch, lag sie hell erleuchtet vor ihnen und reckte sich über den Hudson nach New Jersey. Um das Labyrinth der Ein- und Ausgänge hatte sich eine dunkle Menge gesammelt, die ihren Haß gegen alle Ordnung hinausschrie. Ihre Gesichter waren blau im Licht der Quecksilberdampflampen, oder rot von den Fackeln, die mitgeführt wurden. Hinter ihnen brannte lichterloh eine Reihe von Lagerhäusern. Schüsse erklangen, die Kugeln aus den

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