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TTB 109: Unendlichkeit x 5

TTB 109: Unendlichkeit x 5

Titel: TTB 109: Unendlichkeit x 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Wahrscheinlichkeit ist in beiden Fällen ziemlich gering.«
    »Das ist mir bereits aufgefallen«, stimmte Gulliman zu. »Sie beträgt jeweils nicht über fünfzehn Prozent. Aber trotzdem – Multivac muß seinen guten Ruf bewahren. Er hat bisher alle Arten von Verbrechen buchstäblich ausgerottet, aber das Publikum richtet sich vor allem nach Morden, weil sie am auffälligsten sind.«
    Ali Othman nickte. »Richtig, Sir. Das ist mir durchaus klar.«
    »Hoffentlich ist Ihnen auch klar«, fuhr Gulliman fort, »daß ich während meiner Amtszeit keinen wirklich ausgeführten Mord erleben möchte. Kleinere Vergehen sind entschuldbar, aber wenn ein Mord begangen wird, können Sie sofort Ihre Sachen packen. Haben Sie das verstanden?«
    »Völlig, Sir. Eine vollständige Analyse der beiden potentiellen Mörder liegt bereits in den betreffenden Distriktbüros. Die potentiellen Verbrecher und ihre Opfer stehen unter ständiger Beobachtung. Ich habe die Wahrscheinlichkeit für die Ausführung der Morde nochmals überprüft – sie ist bereits geringer geworden.«
    »Ausgezeichnet«, meinte Gulliman und trennte die Verbindung.
    Er beschäftigte sich wieder mit dem Bericht, hatte dabei aber das unangenehme Gefühl, daß er eben zu dick aufgetragen hatte. Andererseits mußte man diese Zivilbediensteten gelegentlich etwas härter anfassen, damit sie sich nicht einbildeten, sie hätten alles unter Kontrolle – einschließlich des Vorsitzenden. Besonders dieser Othman, der schon seit einigen Jahren mit Multivac arbeitete, hatte eine gönnerhafte Art, die einen in Harnisch bringen konnte.
    Für Gulliman bedeutete die Verhinderung von Verbrechen die größte politische Chance seines Lebens. Bisher hatte noch kein Vorsitzender seine Amtszeit beendet, ohne daß irgendwo auf der Erde ein Mord geschehen wäre. Gullimans Vorgänger hatte ausgesprochenes Pech gehabt, denn während seiner Amtszeit waren acht Morde geschehen – drei mehr als unter dem Mann, den er abgelöst hatte.
    Gulliman war fest entschlossen, überhaupt keinen geschehen zu lassen. Er würde der erste Vorsitzende sein, während dessen Amtszeit auf der Erde kein Mord ausgeführt worden war. Man brauchte sich nur vorzustellen, welchen hervorragenden Eindruck das auf die Wähler machen würde ...
    Er blätterte den Rest des Berichts nur noch achtlos durch und schätzte, daß er mindestens zweitausend Fälle enthielt, in denen ein Mann höchstwahrscheinlich seiner Frau eine Tracht Prügel verabreichen würde. Natürlich konnten sie nicht alle verhindert werden. Etwa dreißig Prozent waren nicht aufzuhalten. Aber die Wahrscheinlichkeit wurde ständig geringer – und damit auch die tatsächlich ausgeführten Vergehen.
    Multivac hatte dieses Vergehen erst vor fünf Jahren in sein Verzeichnis der voraussagbaren Straftaten aufgenommen, und der Durchschnittsehemann hatte sich noch nicht völlig an den Gedanken gewöhnt, daß seine Absicht, seiner Ehehälfte eine Tracht Prügel zu verabreichen, im voraus bekannt sein würde. Aber die Überzeugung setzte sich allmählich durch; es war also zu erwarten, daß die Ehefrauen im Lauf der Zeit weniger blaue Flecken und schließlich gar keine mehr aufweisen würden.
    Gulliman bemerkte allerdings, daß die Aufzählung auch einige Fälle enthielt, in denen der Ehemann die Prügel beziehen würde.
     
    *
     
    Ali Othman ließ den Sprechknopf los und starrte auf den Bildschirm, von dem eben Gullimans Kahlkopf verschwunden war. Dann warf er seinem Assistenten Rafe Leemy einen fragenden Blick zu. »Und was tun wir jetzt?«
    »Keine Ahnung. Er regt sich wegen zwei lausigen Morden auf.«
    »Wir gehen ein ziemliches Risiko ein, wenn wir die Angelegenheit selbst in die Hände nehmen. Aber wenn wir ihm davon erzählen, bekommt er bestimmt einen Wutanfall. Diese gewählten Politiker sind nur um ihre eigene Haut besorgt, deshalb kommt er uns garantiert in die Quere und macht alles noch schlimmer.«
    Leemy nickte nachdenklich. »Aber was ist, wenn wir uns geirrt haben? Dann ist der Weltuntergang fast perfekt, schätze ich.«
    »Wenn wir versagen, brauchen wir uns keine Sorgen mehr zu machen. Dann beschäftigt sich niemand mehr mit uns, sondern nur noch mit der allgemeinen Katastrophe.« Er lächelte aufmunternd. »Aber vorläufig beträgt die Wahrscheinlichkeit erst zwölfkomma-drei Prozent. In jedem anderen Fall – ausgenommen Mord – würden wir noch warten, ob nicht doch noch eine spontane Korrektion erfolgt.«
    »Darauf würde ich mich lieber nicht

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