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TTB 109: Unendlichkeit x 5

TTB 109: Unendlichkeit x 5

Titel: TTB 109: Unendlichkeit x 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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bereits kräftige Knochenwülste heraus. Der breite Mund mit den vorgestreckten Lippen bildete ein Gegengewicht zu der flachen Nase, aber das Kinn war fast nicht wahrnehmbar. Der Junge war für sein Alter ziemlich klein und hatte auffallend kurze Beine.
    Er war ein sehr häßlicher kleiner Junge, aber Edith Fellowes liebte ihn von ganzem Herzen.
    Im Augenblick konnte er ihren Gesichtsausdruck nicht beobachten, deshalb sah er nicht, daß ihre Lippen zitterten.
    Sie durften ihn nicht umbringen. Sie würde alles tun, um das zu verhindern. Alles. Sie öffnete den Koffer und nahm die Kleidungsstücke heraus, die er enthielt.
     
    *
     
    Edith Fellowes hatte das Gebäude der Stasis GmbH zum erstenmal vor etwas über drei Jahren betreten. Damals hatte sie noch nicht die geringste Ahnung gehabt, was der Ausdruck »Stasis« in Wirklichkeit bedeutete, oder welche Versuche die Gesellschaft anstellte. Allerdings wußten zu diesem Zeitpunkt nur die an den Experimenten Beteiligten überhaupt etwas darüber. Die ersten Zeitungsartikel erschienen erst einige Tage, nachdem Miss Fellowes angekommen war.
    Damals handelte es sich nur darum, daß die Gesellschaft eine Anzeige aufgegeben hatte, in der sie eine Angestellte suchte, die physiologische Kenntnisse, Erfahrung in klinischer Chemie und Kinderliebe mitbringen sollte. Edith Fellowes hatte als Krankenschwester in der Entbindungsabteilung eines Krankenhauses gearbeitet und glaubte diese Bedingungen zu erfüllen.
    Gerald Hoskins, dessen Briefbogen der Vorsatz Dr. phil. zierte, lehnte sich in seinen Sessel zurück und betrachtete sie nachdenklich.
    Miss Fellowes richtete sich kerzengerade auf und spürte, daß ihr Gesicht einen abweisenden Ausdruck annahm.
    »Haben Sie Kinder wirklich gern?« fragte Hoskins.
    »Natürlich, sonst hätte ich mich nicht beworben.«
    »Oder gilt das nur für hübsche Kinder? Für saubere kleine Babys mit geputzten Nasen und blauen Augen?«
    Miss Fellowes schüttelte energisch den Kopf. »Kinder sind Kinder, Doktor Hoskins, und die häßlichen sind oft am hilfsbedürftigsten.«
    »Dann steht der Sache eigentlich nichts mehr im Wege ...«
    »Soll das heißen, daß Sie mir die Stelle anbieten?«
    Er lächelte kurz. »Ich treffe meine Entscheidungen immer so rasch wie möglich. Das Angebot ist allerdings noch nicht endgültig. Vielleicht ändere ich meine Meinung ebenso schnell. Wollen Sie dieses Risiko auf sich nehmen?«
    Miss Fellowes stellte einige Berechnungen an, schob dann alleVernunftgründe beiseite und nickte statt dessen impulsiv. »Einverstanden.«
    »Schön. Unser Versuch beginnt heute abend. Am besten nehmen Sie daran teil, damit Sie Ihren Posten gleich antreten können. Ich würde es begrüßen, wenn Sie um neunzehn Uhr dreißig hier wären.«
    »Aber was ...«
    »Schön, das wäre vorläufig alles.« Eine lächelnde Sekretärin kam herein, um Miss Fellowes hinauszubegleiten.
    Miss Fellowes sah sich noch einmal nach der Tür um, die sich hinter ihr geschlossen hatte. Um welchen Versuch konnte es sich handeln? Was hatte dieses Gebäude – mit den Männern in weißen Kitteln, den langen Gängen und der technischen Atmosphäre – mit Kindern zu tun?
    Sie überlegte, ob sie pünktlich kommen sollte, oder ob sie lieber zu Hause bleiben sollte, um diesem arroganten Kerl eine Lehre zu erteilen. Aber sie wußte, daß sie aus reiner Neugier zurückkommen würde. Sie mußte feststellen, was es mit den Kindern auf sich hatte.
     
    *
     
    Sie traf um neunzehn Uhr dreißig ein und brauchte sich nicht erst vorzustellen. Jeder Mann und jede Frau, denen sie begegnete, schien bereits zu wissen, welche Funktion sie zu erfüllen hatte. Sie wurde rasch in den Versuchsraum geführt.
    Dr. Hoskins war dort, aber er sah nur kurz auf und murmelte: »Miss Fellowes.«
    Er bot ihr nicht einmal einen Stuhl an. Miss Fellowes zog sich ungerührt selbst einen heran und ließ sich an der Brüstung nieder.
    Sie befanden sich auf einem Balkon, von dem aus sie auf eine Unmenge komplizierter Geräte herabsahen, die unter ihnen aufgebaut waren. Ein Teil der Bodenfläche war mit Hilfe von Trennwänden in ein riesiges Puppenhaus verwandelt worden, dessen Räume von oben her zu übersehen waren.
    Miss Fellowes erkannte eine vollständig eingerichtete Küche, einen hübschen Wohnraum und ein Schlafzimmer, in dem ein Kinderbett stand.
    Hoskins unterhielt sich mit einem Mann, der außer Miss Fellowes der einzige Anwesende war, auf dessen Gegenwart Hoskins Wert zu legen schien. Hoskins

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