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TTB 112: Menschen für den Mars

TTB 112: Menschen für den Mars

Titel: TTB 112: Menschen für den Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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und waren sichtlich bemüht, sich von ihrer besten Seite zu zeigen.
    Das Leben unter der geringen Schwerkraft war zuweilen erdrückend, und die leicht verbrauchte künstliche Atmosphäre erweckte in Aherne Sehnsucht nach der frischen Luft auf der Erde. Davon abgesehen, sah es aus, als seien die Kolonisten mit den Problemen, die ihnen begegneten, gut fertig geworden.
    Natürlich waren sie von der Vollendung noch weit entfernt. Lebensmittellieferungen von der Erde waren immer noch von lebenswichtiger Bedeutung, obwohl der hydroponische Betrieb und die blühende Synthetikfabrik auf Hochtouren liefen. Das Ziel, das dürre Land des Mars wieder in fruchtbaren Boden zu verwandeln, lag noch in weiter Ferne. Es mochte Jahre, vielleicht sogar Jahrhunderte in Anspruch nehmen.
    Psychologisch gesehen, schien die Kolonie wunderbar ausgeglichen. Die Männer, die die Kolonisten ausgewählt hatten, schienen die richtige Wahl getroffen zu haben. Die elfhundert Bewohner der UN-Kuppel waren kräftige, geistig und körperlich gesunde Menschen, wie man sie nur selten an einem Ort versammelt sah.
    Die Entwicklung der Kolonie entsprach also vollauf den Erwartungen, die man gehegt hatte.
    Aherne war gerade zu einem Entschluß gekommen, wie sein Bericht ausfallen würde, als Echavarra ihm zum zweitenmal seinen Besuch abstattete.
     
    *
     
    Der kleine Peruaner erschien unerwartet am frühen Morgen. Aherne hatte eine Stunde der Muße dazu benutzt, sich in den Roman eines Kolonisten zu vertiefen. Überrascht blickte er auf, als Echavarra eintrat.
    »Hallo, Aherne!«
    »Echavarra! Wie sind Sie an dem Posten an der Luftschleuse vorbeigekommen?«
    Der Genetiker zuckte die Achseln. »Soviel ich weiß, gibt es kein Gesetz, das mir verbietet hierherzukommen. Ich habe dem Posten gesagt, daß ich mich über Funk beschweren würde, wenn er mich zurückwiese. Das brachte ihn in Verlegenheit. Was konnte er tun, als mich durchzulassen?«
    »Schön, Sie sind also hier«, sagte Aherne. »Was wollen Sie?«
    Echavarra setzte sich auf die Bettkante und verschränkte die Hände. »Erinnern Sie sich an unsere damalige Unterhaltung?«
    »Sicher«, nickte Aherne. »Warum?«
    »Verharren Sie immer noch bei Ihrer früheren Meinung?«
    »Falls Ihre Frage bedeuten soll, ob ich dem Bewilligungsausschuß Ihre Kolonie statt der Carters empfehlen werde, so lautet meine Antwort – nein.«
    Echavarra legte die Stirn in Falten. »Also immer noch für die andern eingenommen? Hat diese kleine Kolonie Sie derart beeindruckt?«
    »Allerdings«, erwiderte Aherne. »Sie hat mich tief beeindruckt.«
    Der kleine Mann schüttelte den Kopf. »Sie begreifen noch immer nicht. Diese Leute hier sind nur Gäste auf dem Mars. Sie sind geduldete Besucher, solange ihre Kuppel existiert. Aber sie werden immer Außenseiter bleiben, die von einer künstlichen Atmosphäre abhängen.«
    »Ich habe Ihnen gesagt, daß ich über diese Frage nicht diskutieren will«, erwiderte Aherne. »Diese Menschen haben eine wahrhaft wunderbare Organisation geschaffen. Können Sie das von Ihren Männern, die die Höhenluft der Anden gewohnt sind, behaupten?«
    »Nein«, sagte Echavarra. »Noch nicht. Aber eines Tages werden wir die Marsluft atmen können. Die gesellschaftliche Organisation kann warten, bis wir das physische Handicap überwunden haben.«
    »Ich kann Ihnen nicht zustimmen. Ihre Männer sind an große Höhen und niedrigen Luftdruck gewöhnt – aber was für Menschen sind sie? Repräsentieren sie die Elite der Menschheit? Nein. Sie sind primitive, unwissende Menschen, die zufällig gewisse physische Vorteile aufweisen. Sie können mit ihnen nicht eine neue Welt bauen.«
    »Sie können keine Welt mit Menschen bauen, die sich unter einer Kuppel verbergen müssen«, gab Echavarra zurück. »Aber ich sehe, daß ich mit Ihnen zu keiner Einigung komme. Darf ich trotzdem hoffen, daß Sie die Vereinten Nationen über mein Hiersein unterrichten und sie über den Erfolg meines Planes informieren werden?«
    »Ich werde es tun«, sagte Aherne. »Allerdings mit dem entsprechenden Kommentar.«
    Echavarra zog einen dicken Packen Papiere aus der Tasche und legte ihn aufs Bett. »Hier ist mein Bericht. Ich habe die Widerstandskraft meiner Männer gegen niedrigen Luftdruck analysiert und die Anpassungen erwähnt, die notwendig sein werden, um eine Rasse zu schaffen, die den Marsbedingungen gewachsen ist. Des weiteren sind die biochemischen Analysen von Muskelgewebe enthalten, die einer meiner Mitarbeiter vorgenommen

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