Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 112: Menschen für den Mars

TTB 112: Menschen für den Mars

Titel: TTB 112: Menschen für den Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
Leben in der Kolonie verbunden. Durch sie mochte er Tatsachen erfahren, die er sonst nie herausgefunden hätte.
    Tatsachen, die auf ihren Wert untersucht werden mußten, um die Antwort auf die Frage zu geben: Verspricht das Weiterbestehen der Mars-Kolonie, von Wert für die Zukunft zu sein?
     
    *
     
    Der Anblick des Schulraums erfüllte Aherne mit Befriedigung. Er sah zwei Dutzend aufgeweckter Kinder, die sich mit Feuereifer am Unterricht beteiligten. Das Alter der Kinder reichte von drei bis zehn Jahren, nur die Gruppe von fünf bis sieben Jahren war schwach vertreten. Dies war leicht zu erklären, da die Kolonie vor fünf Jahren gegründet worden war. Werdende Mütter und Kinder unter zwei Jahren waren damals von der Teilnahme an der Expedition ausgeschlossen worden. Aherne beobachtete, daß die Kinder sich mit größerer Sicherheit und Selbstverständlichkeit bewegten als ihre Eltern. Auch hierfür gab es eine Erklärung: Sie waren unter der Schwerkraft des Mars aufgezogen worden, ihre Muskeln hatten nicht ein halbes Leben unter Erdbedingungen arbeiten müssen, so daß sie sich schnell auf die Marsschwerkraft einstellten. Sie passen sich an, dachte Aherne.
    Er setzte die Besichtigung fort. Von der Schule ging es zur Bibliothek, von der Bibliothek zur Druckerei, in der das einzige Lokalblatt des Mars herausgebracht wurde. Mit Stolz wurde Aherne das unvollendete, noch ungebundene Exemplar von Dr. Carters Geschichte der Mars-Kolonie gezeigt, das alle wichtigen Daten und Ereignisse von der Gründung der Kolonie bis zum heutigen Tage enthielt. Aherne entging nicht, daß das Manuskript die Bezeichnung Band I trug; weitere Bände würden also folgen.
    Miß Greer war eine gut informierte Führerin, die Aherne vergessen ließ, daß solche Besichtigungen oft in steifer Förmlichkeit erstarrten. Sie zeigte Aherne die Telefonzelle, das Haus, in dem der Atmosphärengenerator untergebracht war, und zuletzt das kleine Theater, in dem eine Amateurgruppe Proben zu »Was ihr wollt« abhielt.
    Shakespeare auf dem Mars? Warum nicht, dachte Aherne, der die Probe mit Interesse verfolgte. Er bat darum, dem Spielleiter nach Beendigung der Probe vorgestellt zu werden. Es ergab sich, daß der Spielleiter der gleiche Schauspieler war, der die Rolle des Malvolio übernommen hatte. Sein Name war Patchford. Aherne äußerte sich anerkennend über sein Spiel und die Regie.
    »Danke, Sir«, sagte der Kolonist. »Haben Sie die Absicht, der Vorstellung beizuwohnen?«
    »Selbstverständlich«, nickte Aherne. »Steht Shakespeare oft auf Ihrem Programm?«
    »Bedauerlicherweise nicht«, sagte Patchford betrübt. »Unser kompletter Shakespeare kam auf der Überführung abhanden. Zum Glück hatte ich einer Laiengruppe angehört, zu deren Repertoire ›Was ihr wollt‹ gehörte. Wir spielten es, kurz bevor ich die Erde verließ. Ich schrieb die Rollen aus dem Gedächtnis nieder. Das ist die Fassung, die wir jetzt spielen.«
    »Sie schien mir originalgetreu genug.«
    »Ich hoffe es«, sagte Patchford lachend. »Es ist das Beste, was wir bieten können, bis die UN uns mit einem neuen Shakespeare auf Mikrofilm bedenken.«
    »Ich freue mich auf die Vorstellung heute abend«, sagte Aherne ehrlich, bevor er mit Miß Greer den Weg fortsetzte.
    Das nächste Ziel war das Rathaus, von dort ging es zu dem kleinen hydroponischen Betrieb, wo Aherne sich mit zwei jungen Männern unterhielt, die dort arbeiteten. Er sah, daß sein Fachsimpeln großen Eindruck auf Miß Greer machte und beschloß, ihren Glauben an seine Allwissenheit nicht dadurch zu zerstören, daß er ihr gestand, lange auf diesem Gebiet gearbeitet zu haben, bevor er in den Dienst der UN trat. Der kleine Betrieb schien gut geleitet zu sein, und Aherne probierte einige seiner Erzeugnisse. Er fand, daß die Rettiche ein wenig fade schmeckten, aber die Tomaten waren ein Genuß für den Gaumen.
    Nach diesem Besuch entschied Miß Greer, daß Aherne für einen Tag genug von der Kolonie gesehen hatte. Sie begleitete ihn zum Haus Carters, wo sie zum Essen erwartet wurden. Für den Abend stand der Besuch des Theaters auf dem Programm. Aherne fühlte sich trotz seiner Müdigkeit angenehm aufgemuntert und weitaus weniger im Zweifel, wie seine endgültige Entscheidung ausfallen würde.
     
    *
     
    Geschäftige Tage folgten, in denen Aherne das Leben der Mars-Kolonie in allen Einzelheiten studierte. Die Kolonisten begegneten ihm höflich und hilfsbereit; sie wußten sehr wohl, wieviel von ihrem Verhalten abhing

Weitere Kostenlose Bücher