TTB 115: Diplomat der Galaxis
dem Attaché-Assistenten und Ihrer Sekretärin«, deutete Magnan an.
»Ich würde mich gern mitten ins Kampfgewühl stürzen. So etwas macht Spaß.« Der politische Ratgeber setzte eine bekümmerte Miene auf. »Aber man wird mich hier nötig brauchen, damit die Ergebnisse politisch ausgewertet werden können.«
»Ich freue mich über Ihren Eifer, meine Herren«, sagte Sternwheeler und sah zur Decke. »Doch ich fürchte, ich muß das Privileg, an diesem Unternehmen teilnehmen zu dürfen, Beamten von robuster Gesundheit unter vierzig Jahren zusprechen ...«
»Ich bin leider schon einundvierzig«, sagte Magnan.
»... die bereits ihre Anpassungsfähigkeit an gefährliche Situationen bewiesen haben.« Sternwheelers Blick fiel auf Retief.
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich jetzt gehe, Herr Botschafter?« fragte Retief. »Es wird höchste Zeit für meine Insulininjektion.«
Sternwheelers Kinnlade klappte nach unten.
»Das war nur ein Spaß«, lachte Retief. »Ich gehe schon. Aber ich habe eine Bitte, Herr Botschafter: keine Funkverbindung, bis ich selbst wieder von mir hören lasse.«
*
Retief landete das Beiboot auf dem Raumhafen, verschloß die Luken und trat ins Freie. Die heiße gelbe Sonne von Glave stach erbarmungslos auf die weite Betonfläche herab, beleuchtete den verlassenen Gepäckkarren und eine Reihe schlanker Schiffe, deren schwarze Schatten nach dem schweigenden Kontrollturm hinzeigten. Eine dünne Rauchsäule stieg aus einem der Schuppen am Rande des Landefeldes hoch. Das war das einzige Lebenszeichen.
Retief ging zum Karren hinüber, warf seinen Koffer hinein, setzte sich in den Fahrersitz und fuhr zum Hauptgebäude hinüber. Jenseits des Hafens stiegen Berge auf, und weiße Gebäude hoben sich von den sattgrünen Hängen ab. Hoch oben bewegte sich ein Fahrzeug ameisengleich über eine gewundene Straße. Es zog eine Staubfahne hinter sich her. Von weit weg hörte man das Echo eines Schusses.
Papier und Abfälle bedeckten den Boden vor dem Hauptgebäude. Retief stieß die hohe Glastür auf und blieb horchend stehen. Das schräg einfallende Sonnenlicht spiegelte sich auf dem glatten Boden. Am anderen Ende des Saals standen die Worte EINWANDERER, IMPFKONTROLLE und ZOLL in hohen Lettern über leeren Schaltern. Er ging zum Zollschalter hinüber, stellte den Koffer ab und beugte sich über die Theke. Ein ängstliches Gesicht unter einer viel zu großen weißen Mütze starrte ihn an.
»Sie können jetzt herauskommen«, meinte Retief. »Sie sind fort.«
Der Mann erhob sich, staubte seine Uniform ab und sah über Retiefs Schulter. »Wer ist fort?«
»Die, vor denen Sie sich versteckt hatten.«
»Was sagen Sie? Ich habe nur nach meinem Bleistift gesucht.«
»Hier ist er.« Retief zog einen zerkauten Stummel aus der schmutzigen Hemdtasche des Mannes. »Sie können mich als diplomatischen Vertreter eintragen. Einmal etwas anderes.«
Der Mann sah Retiefs Reisetasche an. »Was befindet sich darin?«
»Persönliche Gegenstände unter zollfreiem Eintrag.«
»Pistolen?«
»Nein, danke, nur ein Taxi, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
»Sie haben keine Pistolen?« Der Mann wurde lauter.
»Schon gut, meine Lieben«, rief Retief. »Keine Pistole, kein Messer, nicht einmal eine kleine Atombombe. Nur Socken und ein bißchen Lesestoff.«
Ein braununiformierter Mann erschien hinter dem nächsten Schalter und hielt ein langläufiges Strahlgewehr gegen die Corps-Insignien, die auf die Brusttasche von Retiefs blauer Uniformjacke gestickt waren.
»Keine Gegenwehr«, schnauzte er. »Sie sind verhaftet.«
»Doch nicht wegen Überschreitung der Parkdauer? Ich bin erst seit fünf Minuten hier.«
»Ha!« Der Mann kam ganz zum Vorschein. »Leeren Sie Ihre Taschen«, bellte er. »Hände über den Kopf!«
»Ich bin nur ein Diplomat und kein Schlangenmensch«, sagte Retief und rührte sich nicht. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mit dem Ding hier in eine andere Richtung zu zeigen?«
»Sehen Sie, Mister, hier befehle ich. Uns braucht niemand zu erklären, wie wir unsere Vorschriften handhaben sollen ...«
»Ich erkläre Ihnen auch lediglich, daß Sie diese Strahlkanone wegnehmen sollen, bevor ich sie mir aneigne und Ihnen auf den Schädel schlage«, meinte Retief gemütlich. Der Polizist trat unsicher zurück und senkte das Gewehr.
»Jake, Horny, Pud – kommt heraus.«
Drei weitere Uniformierte tauchten aus der Versenkung.
»Vor wem versteckt ihr euch eigentlich? Vor dem Sergeanten?« Retief
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