TTB 115: Diplomat der Galaxis
jedenfalls in spätestens fünf Minuten nicht mehr.«
»Hmmm. Ich verstehe. ›Stromausfall bei Sonnenuntergang‹!«
Corasol nickte. »Ich glaube, er weiß nicht einmal, daß alle Fahrzeuge vom öffentlichen Stromnetz gespeist werden.«
»Dennoch hat er eine ganze Menge hoffnungsvoller Kameraden bei sich. Wie wollen Sie die abschütteln?«
»Wir tauchen gar nicht auf. Unter der Stadt befindet sich ein richtiges Straßennetz – eine weitere Tatsache, die dem Korporal nicht bekannt sein dürfte.«
»Sie wollen zum Hafen?«
»Letzten Endes ja. Aber zuerst gibt es noch einige Dinge zu regeln. Sozier läßt einen Teil des technischen Stabs schwer bewachen, damit die öffentliche Versorgung nicht unterbrochen wird.«
Retief nickte. »Es wird nicht leicht für sie sein, auszubrechen. Ich habe die Stadt am Vormittag besichtigt. Verschlossene Türen, Wachen ...«
»Oh, die Türschlösser arbeiten auch mit Strom. Unsere Kollegen werden wissen, was sie tun müssen, sobald der Strom ausfällt. Und die plötzliche Dunkelheit wird die Wachen überrumpeln.«
Die Lampen flackerten und erloschen. Plötzlich wurde das helle Kreischen der Turbinen leiser. Von draußen hörte man Schreie.
Corasol schaltete eine tragbare Laterne ein.
»Fertig?« rief er. »Wir ziehen los, damit wir vor der Morgendämmerung fertig sind.«
*
Vier Stunden später stand Retief mit Corasol in einem weißgefliesten Tunnel mit niedriger Decke und sah im Licht der Notbeleuchtung, wie die letzten Männer vorbeizogen. Ein kräftiger Mann mit hellblondem Haar kam zu ihnen. Er atmete schwer.
»Wie ging es, Taine?« fragte Corasol.
»Sie holen auf, Mr. Corasol. Auf Station Vier gelang uns die Flucht nur knapp. Einige von uns wurden verletzt.«
Corasol nickte. »Die letzten Mannschaften, die hereinkamen, haben von Schwierigkeiten berichtet. Und – was ist mit ...«
Taine schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, Sir. Keine Spur. Niemand hat sie gesehen. Aber vielleicht konnten sie schon vor uns zum Hafen durchkommen. Sie wissen, daß dort unser Ziel ist.«
»Wahrscheinlich. Sie haben sie ja rechtzeitig verständigt ...«
»Ich bleibe am besten mit ein paar Männern hier, und warte, ob sie nicht doch noch auftauchen. Bis zum Sonnenaufgang haben wir noch ein paar Stunden Zeit.«
»Gut. Ich kümmere mich um die Vorbereitungen bei Ausgang Zehn. Wir brechen um fünf Uhr aus. Wenn Sie bis dahin noch keine Spur von ihnen haben, nun ...«
»Ich bin überzeugt, daß sie wohlbehalten sind.«
»Ich hoffe es auch«, sagte Corasol finster, »Gehen wir, Retief.«
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Mister Corasol, bleibe ich bei Taine. Ich schließe mich Ihnen später wieder an.«
»Wie Sie wünschen. Ich glaube nicht, daß es hier Schwierigkeiten gibt, aber im Falle eines Falles ist ein Augenzeugenbericht eines CDT-Mitglieds immer wertvoll.« Er lächelte, drückte Retief die Hand und ging durch den Tunnel weiter. Das Echo der Schritte und Stimmen wurde schwächer und schwieg schließlich. Taine wandte sich an die drei Männer, die ihm zugeteilt worden waren, besprach sich kurz mit ihnen und schickte sie in verschiedene abzweigende Korridore. Er sah Retief an.
»Mister Retief, Sie sind Diplomat. Ich fürchte, unsere Mission kann durch Diplomaten nicht gelöst werden.«
»Ich habe schon ähnliche Missionen durchgeführt!«
Taine studierte Retiefs Züge. »Ich glaube es Ihnen gern«, meinte er. »Dennoch halte ich es für besser, wenn Sie sich der Hauptgruppe anschließen.«
»Ich könnte mich hier nützlich machen, wenn die fehlenden Männer verfolgt werden.«
»Männer?« Taines Mund verzog sich zu einem säuerlichen Grinsen. »Sie machen sich ein falsches Bild von der Lage, Mister Retief. Wir erwarten keine fehlenden Männer.«
»Oh? Ich dachte, Sie sollten hier warten und sie in Empfang nehmen.«
»Keine Männer, Mister Retief. Corasol hat Zwillingstöchter im Alter von neunzehn Jahren. Sie sind verschwunden, als der Kampf begann.«
*
Eine halbe Stunde verging. Retief lehnte mit überkreuzten Armen an der Tunnelwand und rauchte schweigend eine Zigarre. Taine ging auf und ab, zehn Schritte hin, zehn Schritte her ...
»Sie sind nervös«, stellte Retief fest.
Taine blieb stehen und sah Retief kühl an. »Sie gehen jetzt besser«, sagte er entschieden. »Folgen Sie einfach dem Haupttunnel. Nach ungefähr einer Meile ...«
»Wir haben noch viel Zeit, Mister Taine.« Retief lächelte und sog an seiner Zigarre. »Ihre drei Männer
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