TTB 115: Diplomat der Galaxis
später standen die Zwillinge, in Pelzkleider gehüllt, startbereit vor Retief. Der hatte seine durchweichte Uniformjacke mit einem langen Regenmantel vertauscht.
»Der Lift bringt uns bis ganz hinunter?« fragte er.
Lyn nickte. »Wir können durch den Weinkeller ins Freie gehen.«
Retief nahm den Strahler und reichte ihn Lyn. »Behalten Sie ihn lieber«, meinte er. »Vielleicht brauchen Sie ihn noch.«
*
Ein kalter Wind jagte über die Landebahn, als die Morgendämmerung heraufzog.
»Es ist kaum zu glauben«, meinte Corasol. »Weshalb tat er das wohl?«
»Er sah eine Chance, alles zu besitzen.«
»Aber er kann es doch haben.« Corasols Lautsprecher summte. Er hielt ihn an das Ohr. »Alles startklar«, sagte eine dünne Stimme.
Corasol wandte sich an Retief. »Gehen wir an Bord.«
»Noch einen Augenblick. Da kommt jemand ...«
Corasol gab seine Anweisungen. »Nehmt Ziel, aber schießt nur bei Gefahr.«
Der Mann, der sich über den Beton schleppte, war klein und dick. Er steckte in einem schweren Mantel. Über seinem Kopf flatterte ein weißes Tuch von einem Stock.
»Den Fledermausohren nach könnte es der gute Korporal sein.«
»Was der wohl hier will?«
Sozier blieb zwanzig Schritt vor Retief und Corasol stehen. »Ich möchte ... äh ... mit Ihnen sprechen, Corasol.«
»Gern, General. Sprechen Sie ruhig.«
»Sehen Sie, Corasol, das können Sie doch nicht tun. Meine Männer werden erfrieren. Wir müssen verhungern. Ich habe lange nachgedacht und glaube bestimmt, daß wir zu einer Einigung kommen können.«
Corasol wartete.
»Ich meine, wir können diese Sache gemeinsam zu Ende führen. Vielleicht habe ich ein bißchen unüberlegt gehandelt.« Sozier sah von Corasol auf Retief. »Sie sind vom CDT. Reden Sie ihm zu. Ich garantiere seinen Leuten volle Rechte ...«
Retief sog schweigend an seiner Zigarre. Sozier fing von vorn an.
»Sehen Sie, wir teilen uns die Macht, Sie und ich – fifty-fifty. Was sagen Sie dazu?«
»Ich fürchte, Ihr Vorschlag zieht nicht, General«, meinte Retief.
»Ach, lassen Sie doch den General«, meinte Sozier verzweifelt. »Hören Sie, Sie können die Führung übernehmen. Wenn Sie nur mir und meinen Boys auch ein kleines Mitsprecheramt überlassen.«
»Tut mir leid.« Corasol schüttelte den Kopf. »Ich habe kein Interesse an einem solchen Handel.«
»Gut, gut. Sie gewinnen. Wenn Sie nur kommen und die Dinge wieder ins rechte Gleis bringen. Ich muß so viel anderes erledigen.«
»Leider habe ich andere Pläne, General. Schon vor langer Zeit wollte ich auf einen Planeten namens Las Palmas, für den unsere Gesellschaft eine Charter besitzt. Ein herrliches, natürliches Wetter und viel Gelegenheit zum Angelsport. Ich gebe der FWG den Planeten hier und meinen Segen dazu. Auf Wiedersehen, General.« Er ging auf das Schiff zu.
»Sie müssen hierbleiben«, wimmerte Sozier. »Und nennen Sie mich nicht General. Ich bin Korporal ...«
»Sie sind jetzt General, ob Sie wollen oder nicht«, sagte Corasol hart. Er fror. Die Luft roch nach Schnee. »Wenn Sie oder Ihre Leute sich dazu entschließen sollten, zu arbeiten, General, könnten wir Sie später einmal vielleicht auf Las Palmas einstellen. In der Zwischenzeit: Es lebe die Revolution!«
»Das dürfen Sie nicht. Ich werde klagen.«
»Beruhigen Sie sich, Sozier«, vermittelte Retief. »Gehen Sie zurück in die Stadt und versuchen Sie die Funkstation in Ordnung zu bringen. Dann senden Sie einen Funkspruch an Mister Magnan. Er befindet sich an Bord des CDT-Schiffes. Erzählen Sie ihm von Ihren Sorgen. Er wird Ihnen mit Freuden helfen. Und noch ein guter Rat – Mister Magnan haßt Zimperlichkeit. Fordern Sie ruhig viel.«
*
»Junge, das freut mich aber.« Botschafter Sternwheeler strahlte. »Eine Meisterleistung. Wieder einmal ein Beweis, wie wichtig ein Verhandlungstalent ist. Ein Ansporn für uns alle.«
»Sie sind zu freundlich, Herr Botschafter«, erwiderte Retief und sah auf seine Uhr.
»Und Magnan sagt, daß man nicht nur unseren Botschafter mit offenen Armen empfangen wird, wodurch ich für das nächste Jahr einen sicheren Posten ... ich will sagen, wodurch ich wieder ein Jahr dem CDT dienen darf, nein, man hat sogar um einen technischen Beraterstab nachgesucht. Ich freue mich, wenn ich mit General Sozier persönlich sprechen kann. Er scheint ein vernünftiger Mensch zu sein.«
»Oh, er wird Ihnen gefallen, Herr Botschafter. Ein echter Demokrat, der bereit ist, alles mit Ihnen zu teilen, was Sie
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