TTB 116: Freibeuter im Weltraum
aber es kam keiner. Statt dessen sagte Bragdon: »Meinetwegen. Gehen Sie zuerst. Wenn Sie weglaufen wollen, sobald Sie oben sind, macht es mir auch nichts aus. Sie können nicht weit kommen, bis der Flieger da ist, und dann werden wir Sie fangen. Und wenn Sie sich irgendwo verstecken, wird dieser Planet Sie umbringen.«
Schritt für Schritt mühte sich Heim durch Felsblöcke und loses Geröll aufwärts, bis er die erste Anhöhe erreicht hatte. Der Boden bestand hier aus bloßer Erde, steinig und ziemlich locker. Er stapfte weiter den steilen Hang aufwärts. Das Geröll gab unter ihm nach, er verlor den Halt und fiel auf Hände und Knie. Auf allen vieren krabbelte er weiter die Moräne hinauf. Er war in Schweiß gebadet, sein Herz hämmerte wie wahnsinnig. Vadasz und Koumanides stiegen hinter ihm. Utgh-a-Kthaq schien der Aufstieg am wenigsten Mühe zu bereiten; er lag auf seinem Bauch und stieß sich mit kraftvoll rudernden Bewegungen seiner Plattfüße und seiner starken Schwimmarme vorwärts.
Ausgepumpt erreichten sie den breiten Kamm der Moräne. Der Naqsaner half Koumanides und Heim das letzte Stück. Dann hockten sie schweratmend beieinander. Vadasz zeigte auf die Steine zu ihren Füßen.
Bragdon hatte den Hang erst zur Hälfte erstiegen. Er ließ sich Zeit, blieb häufig stehen und beobachtete seine Gefangenen mißtrauisch. Jocelyn wartete unten, eine dunkle, im Raumanzug unförmige Gestalt. Sonnenlicht reflektierte vom Lauf ihrer Pistole.
Vadasz hockte zwischen Heim und Koumanides. Er berührte sie mit den Ellbogen. Keine andere Erklärung, kein anderes Signal waren nötig.
Heim schleuderte seinen Stein, und im nächsten Augenblick ließen auch die anderen ihre Geschosse fliegen. Die starke Anziehungskraft des Planeten verlieh ihnen eine Beschleunigung, als ob sie katapultiert wären.
Er sah nicht, wessen Stein Bragdon traf. Der Mann verlor das Gleichgewicht und fiel. Dann rannten er und seine zwei Gefährten den Hang hinunter.
Springend, gleitend und torkelnd stürmten sie auf den gefallenen Bragdon zu, der sich gerade wieder aufrichten wollte. Koumanides prallte auf ihn, und sie fielen übereinander.
Heim stolperte an ihnen vorbei. Er sah Jocelyn langsam und unbeholfen zurückgehen und die Pistole heben. Sie feuerte, doch das Geschoß verfehlte ihn um mehrere Meter, schlug gegen einen Block und schwirrte als Querschläger davon. Sie zielte wieder, und er konnte nichts tun. Seine Beschleunigung war inzwischen so groß geworden, daß es kein Ausweichen mehr gab. Sein Körper war wie eine wildgewordene Maschine, und er versuchte zu bremsen, aber es blieb vergebens.
In ihrer Panik zögerte Jocelyn mit dem zweiten Schuß. Heim stampfte vorüber, bevor sie sich fassen konnte. Seine Faust traf ihre Schulter und warf sie zu Boden. Die Pistole flog aus ihrer Hand.
Er hatte nun flachen Boden unter sich und konnte seinen wilden Lauf bremsen; zuerst zu einem normalen Lautschritt, dann zu einem Trott und zum Stillstand. Er blickte zurück. Jocelyn war noch nicht wieder auf die Beine gekommen. Durch sein Keuchen und seinen hämmernden Puls hörte er ihr lautes Weinen. Er stapfte zurück, um die Pistole an sich zu bringen. Als er sie hatte, hielt er nach den anderen Ausschau. Utgh-a-Kthaq stand im Geröll am Fuß des Steilhanges. Neben ihm kauerten zwei Männer, von denen einer die Laserpistole hielt. Ein dritter lag regungslos zu ihren Füßen. Beine und Arme grotesk verrenkt. Sein Raumanzug war geschwärzt und zerrissen.
Heim blieb wankend stehen. Seine Stimme erhob sich zu einem heiseren und entsetzten Schrei: »Endre!«
»Wir haben ihn!« rief der Bewaffnete zurück. »Aber Gregorius ist tot.«
Langsam schleppte sich Heim bergan. Er konnte nicht durch die verrußte Sichtscheibe des Griechen sehen, und er war in seinem dumpfen Schmerz froh darüber. Der Laserstrahl hatte Raumanzug und Körper aufgeschnitten, worauf das Gasgemisch aus äußerer Atmosphäre und Koumanides’ Sauerstoffvorrat explodiert war. Blutspritzer bedeckten weithin die Erde.
»Bragdon feuerte, als Gregorios ihn ansprang«, sagte Vadasz tonlos, »aber der Anprall schlug ihm die Waffe aus der Hand. Ich holte sie und kam hierher zurück. Unser Chefingenieur hielt Bragdon inzwischen fest.«
Heim beugte sich über Bragdon. »Haben Sie Verletzungen?«
»Nein«, antwortete der Mann. »Jedenfalls sind keine Knochen gebrochen.« Er richtete sich auf und blickte Heim an. »Es tut mir leid, daß Ihr Mann so enden mußte. Aber er war
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