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TTB 116: Freibeuter im Weltraum

TTB 116: Freibeuter im Weltraum

Titel: TTB 116: Freibeuter im Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Chaos.
    »Joss in die Mitte«, befahl Heim. »Wir können nicht weglaufen und auch nicht stehenbleiben. Vorwärts!«
    Es war ein Hauen, Ringen, Ducken und Ausweichen. Allmählich erkannten sie die Gesetzmäßigkeit der ganzen Bewegung und fanden eine Technik, wie sie mit dieser Hölle fertigwerden konnten. Aber die Kraft, sich gegen diesen Strom zu stellen und sich durchzukämpfen, kam aus einer tieferen Quelle. Es war mehr als die Kraft der Verzweiflung und Todesangst. Es war das brennende Verlangen, aus dieser unheimlichen Prozession herauszukommen.
    Vadasz gab als erster auf. »Ich kann … dieses … Ding nicht mehr heben«, stöhnte er und blieb wankend stehen. Sofort umklammerten biegsame hölzerne Finger sein Bein.
    Utgh-a-Kthaq befreite ihn. »Bleiben Sie hinter mir«, sagte der Naqsaner. »Sie, Lawrie, helfen Sie ihm.«
    Eine Ewigkeit später – oder waren es nur Minuten? – ließ auch Bragdon die Machete sinken. »Tut mir leid.« Seine Stimme war kaum zu hören. »Gehen Sie allein weiter.«
    »Nein!« sagte Heim. »Entweder alle oder keiner.«
    »Laß mich versuchen«, sagte Jocelyn. Sie gab Bragdon in Vadasz’ Obhut, der sich ein wenig erholt hatte, und nahm seine Machete. Ihre Schläge waren schwach, aber es stellte sich heraus, daß sie die Klinge als Hebel benützen konnte, um sich einen Pfad zu bahnen.
    Und endlich – Sonnenlicht, freier Himmel, weicher Torfboden unter Lochans weiten Hängen. Sie taumelten noch ein paar Meter, bevor sie zusammenbrachen.
    Heim kam einige Stunden später zu sich. Eine Weile blinzelte er in den Himmel und sah merkwürdige Wolkenformen, die ihn an seine Kindheit auf Gea erinnerten. Dann kehrte das Bewußtsein ganz zurück, und er setzte sich mit einem Fluch aufrecht.
    Der Wald wanderte noch immer, doch es schien, als sei die Bewegung langsamer geworden. Im Nordwesten sah er die Fährte des Waldes, einen breiten Streifen aufgewühlter, zerkrümelter Erde. Und in der weitesten Ferne, die er gerade noch erkennen konnte, war der Boden mit einem blaßgelben Teppich bedeckt, dem ersten neuen Bewuchs.
    Utgh-a-Kthaq war als einziger der anderen wach. Der Naqsaner kam herüber und ließ sich neben Heim auf den weichen Grund fallen. »Nun, Kapitän«, gurgelte er. »Jetzt wissen wir wenigstens, was der wandernde Wald ist. Ich möchte nur wissen, wie das funktioniert.«
    Die Ruhe hatte Heim den Kopf geklärt. »Es ist bloß eine Vermutung«, sagte er nach längerem Nachdenken, »aber anscheinend laugen diese Bäume den Boden mit seinen wichtigen Mineralstoffen sehr schnell aus. Oder der Boden ist von Haus aus arm an Nährstoffen. Der Wald muß sich selbst bewegen, wenn er nicht verkümmern will. Und er muß in Bewegung bleiben, weil der Boden ausgelaugt wird, wo er steht. Offenbar wird die Bewegung durch Sonnenlicht oder Wärme ausgelöst, denn wir haben gesehen, daß sie erst gegen Mittag begonnen hat. Und jetzt, am Spätnachmittag, hört sie wieder auf.«
    »Und was passiert, wenn der Wald auf unfruchtbaren oder steinigen Boden kommt oder das ganze Gebiet abgegrast hat?«
    Heim zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich geht er zugrunde. Die Überreste werden wieder zu Erde. Vielleicht geben die vermodernden Bäume der Erde diejenigen Stoffe zurück, die für eine neuen Wald gebraucht werden, und die Sporen, die sie früher ausgesandt haben, erwachen zum Leben. Das wäre ein Kreislauf, wie man ihn bei uns auf der Erde antrifft.« Heim schnitt eine Grimasse. »Ich muß glauben, daß es sich um einen natürlichen Vorgang handelt.«
    »Wir sind lebend durchgekommen«, sagte Utgh-a-Kthaq ruhig. »Ist das nicht ausreichend?«
    Heim antwortete nicht. Sein Blick wanderte nach Westen, wohin sie gehen mußten. Sah er dort an den unteren Hängen des Lochan Nebelschwaden? Oder waren es Rauchwolken? Die Entfernung war zu groß, um es mit Gewißheit sagen zu können. Aber – Donnerrauch? Was immer das bedeuten mochte. Nicht nötig, dachte er, daß ich mir darüber jetzt den Kopf zerbreche. Zuerst müssen wir an den Schlächtermaschinen vorbei.

 
14.
     
    Zwei weitere Tage – zwanzig Kilometer. Sie hätten diese Leistung nicht vollbracht, wäre das Land unebener gewesen. Aber es war ein langgestrecktes Plateau, eine Hochebene auf dem Schoß des Lochan.
    Eine eintönige Landschaft, baumlos, mit Felsblöcken bestreut, spärlich mit niedrigem, gelbem Gestrüpp bewachsen. Viele Wasserläufe durchflössen dieses Gebiet zum Fluß Morh, und ihr Plätschern und Rauschen war neben dem unaufhörlich

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