Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 116: Freibeuter im Weltraum

TTB 116: Freibeuter im Weltraum

Titel: TTB 116: Freibeuter im Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
ins Freie kamen, sahen sie sich einer sechsköpfigen Familie gegenüber. Das Blut wich aus Heims Herz und flutete zurück. Ihn schwindelte.
    Sie kam schüchtern auf ihn zu, immer noch schlank, in einem hellen, leichten Kleid. Ihr braunes, aufgestecktes Haar war von der Sonne gebleicht und wirkte heller als ihre Haut. Eine Locke fiel in ihr ovales Gesicht.
    »Madelon«, krächzte er.
    »Gunnar.« Die stattliche Frau nahm lächelnd seine Hand. »Wie schön, dich wiederzusehen. Bienvenu.«
    Er holte tief Luft und nahm seine Schultern zurück. »Ich war überrascht«, sagte er entschuldigend. »Deine Tochter sieht dir so verwirrend ähnlich.«
    Ihr Mann, eine ältere und massigere Ausgabe von Jean Irribarne, übersetzte seine Worte, während er ihm die Hand schüttelte. Madelon lachte. »Oui, oui, tout le monde le dit. Quand j’étais jeune, peut-être Dannielle, je voudrais que tu fasses la connaissance de mon vieil ami Gunnar Heim.«
    »Je suis très honorée, Monsieur.« Ihre Stimme war durch das Rauschen der Blätter, die sie mit Licht und Schatten umspielten, kaum hörbar. Einen kurzen Augenblick lagen ihre Finger schmal und kühl in Heims Hand, dann wurden sie ihm wieder entzogen.
    Ohne es recht in sein Bewußtsein aufzunehmen, begrüßte er Danielles halbwüchsige Geschwister Jacques, Yves und Cécile. Madelon redete viel. Danielle stand schweigend dabei. Erst beim Abschied, mit dem das Versprechen eines festlicheren Zusammentreffens nach dem Schlaf verbunden war, lächelte sie ihn an.
    Heim und Vadasz blickten ihnen nach, bevor sie sich ins Zelt zurückzogen. Der Ungar pfiff leise. »Ist dieses Mädchen da wirklich das Ebenbild deiner alten Liebe?«
    »Mehr oder weniger«, sagte Heim, der kaum merkte, daß er zu einem anderen als sich selbst sprach. »Aber es muß wohl Unterschiede geben. Die Erinnerung täuscht.« Er starrte brütend vor sich hin. Das Wiedersehen hatte ihm gezeigt, wie weit ihre Wege auseinander gegangen waren; nun konnte nur noch ein Lächeln, ein Blick den Abstand zwischen ihnen überwinden. Sie war eine gute Person, dachte er, aber sie war nicht Connie und auch nicht Jocelyn. Und er war auch nicht Pierre.
    »Immerhin kann man sehen«, unterbrach Vadasz seine Gedanken, »was du meintest, als … Entschuldige, Gunnar, aber darf ich dir vielleicht den Rat geben, daß du dich vorsiehst? Es liegen so viele Jahre zwischen euch, über die man stolpern kann.«
    »Lieber Gott!« explodierte Heim. »Wofür hältst du mich? Ich war erschrocken, weiter nichts.«
    »Nun, wenn du dessen sicher bist … Versteh’ mich recht, es täte mir leid, dich …«
    »Halt den Mund«, unterbrach Heim ärgerlich. »Ich kann jetzt einen Schluck Cognac vertragen.« Mit langen Schritten verschwand er im Zelt.
    Doch der Magyare ließ sich nicht abschütteln. »Bist du ganz ehrlich mit dir selbst, Gunnar? Nein, warte, fange nicht schon wieder an zu bellen. Wenn mich nicht alles täuscht, hast du Feuer gefangen.«
    »Um Gottes willen!« ächzte Heim. »Ich habe es noch nicht nötig, Kinderwiegen zu berauben.«
    Vadasz zuckte die Achseln. »Nun, ich muß dir sagen, daß ich Demoiselle Irribarne sehr anziehend finde. Macht es dir was aus, wenn ich mich um sie bemühe?«
    »Was, zum Teufel, geht mich das an?« entgegnete Heim aus seinem Zorn heraus. »Aber hör zu, sie ist die Tochter meiner alten Freundin, und diese Kolonialfranzosen haben mittelalterliche Vorstellungen von dem, was schicklich und anständig ist. Kannst du mir folgen?«
    »Genau. Mehr gibt es darüber nicht zu sagen.« Vadasz begann fröhlich vor sich hin zu pfeifen. Einmal in seinem Schlafsack, schlummerte er sofort ein. Heim hatte es bedeutend schwerer.

 
21.
     
    Das Tal des Carsac lag breit und blühend unter ihnen. Man sah einzelne Bauernhöfe, Dörfer, Gärten, von Zeit zu Zeit eine Fabrik zwischen Feldern – aber nirgendwo Menschen. Das Land war leer. Verwildertes Vieh trieb sich frei herum, unkrautüberwuchterte Äcker und Wege. Und kein Boot belebte den breiten, in der Morgensonne schimmernden Fluß.
    Als er aus dem Fenster des Fliegers blickte, sah Heim die Eskorte, vier Militärflieger der Alerionas. Die bunten Blumenornamente, mit denen sie bemalt waren, vermochten nicht über das Bedrohliche ihrer Erscheinung zu täuschen.
    Oberstleutnant Charles Navarre, Leiter der achtköpfigen Verhandlungsdelegation, betrachtete Heim kritisch. »Wir werden bald landen. Sind Sie vorbereitet, Hauptmann Alphonse Lafayette? Vergessen Sie nicht, die Alerionas

Weitere Kostenlose Bücher