TTB 118: Die schlafende Welt
bei der endgültigen Festnahme anwesend sein sollten. Ich wollte Sie bereits informieren, als …«
»Schon gut. Wer leitet die Operation, und wie ist die Lage?«
»Colonel Vargir Zowal hat das Kommando. Das Gespenst hat bereits fünf Soldaten getötet und einen sechsten verwundet, hat die Bruchlandung eines Flugzeuges und die Vernichtung eines Bodenwagens überstanden; es sind zahlreiche Schüsse auf es abgegeben worden, ohne daß eine Wirkung beobachtet werden konnte, aber man hat es schließlich in einem Lagerhaus festgesetzt. Es gibt keinen Ausweg mehr.«
»Ich verstehe. Informieren Sie bitte den Colonel über mein Kommen.«
»Jawohl, Sir.«
Shey-Sjilla verschwand in der Pilotenkanzel, und Donovan sah sich ignoriert. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als aus dem Fenster zu starren. Unten erschien eine Küstenlinie und verschwand wieder. Die Halbinsel Florida war deutlich zu erkennen. Also hatten sie während des Wortgefechtes den ganzen Atlantik überquert.
Das Flugzeug ging tiefer, flog schließlich nur wenige hundert Meter über der Erdoberfläche dahin. Eine strahlende Mittagssonne leuchtete am Himmel, als sie schließlich in einer kleinen ländlichen Ortschaft niedergingen.
Donovan wurde ins Freie gestoßen und hinter das nächste Gebäude gezerrt. Shey näherte sich einem Offizier, der in einem wimpelgeschmückten Kommandowagen saß, wobei er wegen seines terranischen Aussehens bei den Armeesoldaten zuerst einige Verwirrung hervorrief.
Donovan beschattete die Augen und blickte sich um. Obwohl die Sonne am Himmel brannte, lag ein kalter Windhauch in der Luft.
Baxter breitete sich in ländlicher Stille vor ihm aus – bis auf diese eine Straße. Graugekleidete Soldaten lagen oder hockten hier in Deckung, hinter Bodenfahrzeugen, Tanksäulen, Bäumen und Häuserecken. Kaum zweihundert Meter entfernt lag ein llralanischer Soldat reglos auf dem Bürgersteig. Niemand kümmerte sich um ihn. Donovan überschlug Einfallwinkel und Entfernung des belagerten Gebäudes und pfiff durch die Zähne. Kein Wunder, daß die Larrys nervös wurden. Wer immer sich dort oben versteckt hatte, er wußte mit einem Gewehr umzugehen. Das Flugzeug, das ihn hierhergebracht hatte, nahm vier Schützen an Bord und erhob sich in die Luft.
Zowal nahm ein Mikrophon und sagte in Englisch:
»IHRE FÜNF MINUTEN SIND UM!«
Eine Woge der Erregung lief durch die wartenden Soldaten, die ihre Gewehre ein letztesmal überprüften. Das Flugzeug raste am Gebäude entlang, aus seinen geöffneten Bullaugen blitzten Energieladungen; dann rauschte es in steilem Winkel davon.
»… meine eigenen Flugzeuge sind augenblicklich zum Auftanken und Ausbessern auf der Molegenaro«, sagte Zowal gerade. »Ich habe versucht, aus Georgia so viel Truppen wie möglich zusammenzuziehen. Aber wir haben immerhin noch die Luftschutzräume zu bewachen. Undvon anderen Schiffen ist keine Hilfe zu erwarten …« Er schüttelte den Kopf.
»Es ist überall dasselbe«, antwortete Sjilla. »Wir müssen aufpassen und das Spiel durchhalten, bis die Delegation durchkommt, sonst ist der Teufel los. Bis dahin also äußerste Wachsamkeit.«
Obwohl diese Worte Musik in seinen Ohren waren, wandte sich Donovan ab.
»… ICH GEBE IHNEN EINE LETZTE CHANCE! ERGEBEN SIE SICH SOFORT!« Pause. »NUN GUT, WENN SIE ES SO WOLLEN …!«
Wenn er hier nur irgendwie ausbrechen könnte. Doch das war unmöglich. Sein Tod würde den Angriff nicht im geringsten aufhalten. Er konnte dem anderen Terraner nicht helfen.
Jetzt begannen sich die Soldaten in Bewegung zu setzen. Einige verschwanden im Haus. Das Flugzeug setzte zu einem zweiten Angriff an und bestrich die Fenster im Obergeschoß.
»Warum starten wir nicht einfach eine Rakete und machen das Gebäude dem Erdboden gleich?« fragte Sjilla.
»Weil«, erklärte Zowal geduldig, »das Wesen dort drinnen die Falle wittern und verschwinden könnte, zumal wir unsere Truppen vorher abziehen müßten. Außerdem ist es eine Sache der Ehre. Es hat einige Kameraden unserer Abteilung getötet. Sie wollen sein Blut sehen. Wenn Gespenster überhaupt bluten.« Er lachte trocken.
Die Panzerwagen setzten sich in Bewegung. Alle Waffen waren auf das Gebäude mit den zerbrochenen Fensterscheiben gerichtet.
Donovan starrte hinüber, wo ein einsamer Terraner diese Streitmacht erwartete; und er, Donovan, vermochte nicht einmal den Finger zu rühren.
Das Gespenst von Baxter würde diesen Kampf allein bestehen müssen.
11
Das Flugzeug raste zum
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