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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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möchtest, dann solltest du besser auf meinen Rat hören und viel davon trinken. Gut wären zusätzlich Magnesium oder andere Mineralstoffe, weil die ebenfalls durch den Alkohol ausgespült werden, aber leider habe ich nichts zu Hause. Deswegen muss das Wasser reichen.« Er öffnete den Schraubverschluss für mich, weil mich meine Feinmotorik gnadenlos im Stich ließ. Seinem Monolog hatte ich ehrlich gesagt nur bedingt folgen können, aber es war irgendetwas mit »Wasser« und »Trinken« darin vorgekommen, und weil er beim Erzählen so unheimlich klug ausgesehen hatte, hörte ich auf Dr. Schwarz und setzte das Getränk an den Mund. Mit zusammengekniffenen Augen behielt ich dabei Elyas im Blick, der anfing, meinen Kopf abzutasten.
    »Was maxtn du da?«, wollte ich wissen und spürte im nächsten Moment, wie sich ein Schwall kaltes Wasser über mein T-Shirt ergoss. Noch ehe ich reagieren konnte – was wohl ungefähr fünf Minuten gedauert hätte –, schoss Elyas‘ Hand geistesgegenwärtig nach vorne und brachte die Flasche wieder in eine aufrechte Position.
    »Hupps! Erst tringen aufhörn, dann reden«, kicherte ich.
    Langsam wanderten Elyas‘ Augen nach unten und begutachteten den Wasserschaden auf meinem weißen T-Shirt. Weil sein Blick dort unerklärlich lange hängen blieb, runzelte ich die Stirn und sah ebenfalls nach unten, was zur Folge hatte, dass nun zwei Leute ziemlich dämlich auf den schwarzen BH starrten, der unter dem dünnen Stoff meines Oberteils hindurch schimmerte.
    »Oh«, sagte ich.
    Wahrscheinlich wäre das jetzt ein guter Moment gewesen, um vor Scham im Erdboden zu versinken, aber die Tatsache, dass ich meinen kleinen Wet-T-Shirt Contest wahnsinnig witzig fand, funkte mir dabei irgendwie dazwischen. Das Köstlichste daran war, dass Elyas vollkommen durch den Wind zu sein schien.
    »Nach … deiner … Beule … wollte … ich … sehen …«, stammelte er, ohne den Blick von meiner Oberweite abzuwenden.
    »Kann es sein, dassu jez auch 'ne Beule hast?«
    »Ehm, was?« Er blinzelte und sah zu mir nach oben.
    »Niichs«, sagte ich, was von meinem Lachen fast verschluckt wurde.
    Elyas atmete tief durch und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Emely, du machst mich noch wahnsinnig«, sagte er und versuchte, sich wieder auf meinen Kopf zu konzentrieren.
    »Das wird ein ordentliches Hörnchen geben«, murmelte er.
    »Isch mag Hörnschen«, sagte ich. »Vor allem Schoggo.«
    Er zog die Stirn kraus und schmunzelte. »Schokohörnchen …«, wiederholte er.
    Ich nickte.

KAPITEL 3
    Halloween bei Nacht
    Dr. Schwarz erwies sich als sehr strenger Zeitgenosse seiner Berufsgruppe. Immer wenn ich das Wasser beiseite stellen wollte, schnalzte er mit der Zunge und wackelte mit dem Zeigefinger, bis ich die Flasche wieder an meine Lippen setzte. Nur ein einziges Mal, als er im Wohnzimmer die Stereoanlage bediente und leise Musik anschaltete, hatte er mich für einen Moment aus den Augen gelassen. Ansonsten stand ich kontinuierlich unter seiner Beobachtung.
    »Wo issn eigendlich Aleks?«, fragte ich.
    »Bei Sebastian.«
    Ich war also ganz allein mit Elyas in der Wohnung.
    … Hmmm …
    Den aufkommenden Gedanken in meinem Kopf schnell wieder verdrängend, zwang ich noch einen weiteren Schluck von dem Wasser den Hals hinunter.
    »Duhu, Elyas. Ich kriege nix mehr runta, mir is jez schon schlechd.«
    Das war nicht gelogen, ich spürte tatsächlich einen Anflug von Übelkeit im Magen, allerdings nicht in einem Ausmaß, das mich ernsthaft beeinträchtigt hätte. Meine Aufgedrehtheit ließ allmählich nach und das Bedürfnis, alle zwei Sekunden vor mich hinzuplappern, war zum Glück abgeflaut.
    Elyas stand mir gegenüber, lehnte am Küchenblock und sah mir in die Augen. Seine Gesichtszüge wirkten entspannt, auf seinen Lippen lag ein ganz, ganz leichtes Lächeln. So dezent, dass man es nur wahrnahm, wenn man ganz genau hinsah.
    Ich hatte ihn gern. Ich hatte ihn so unbeschreiblich gern. Das spürte ich in diesem Moment ganz deutlich. In meiner Brust wurde es richtig warm. Und da war noch ein Gefühl … Ein Gefühl, das mich schwer einatmen ließ, weil es ein bisschen wehtat. Sehnsucht .
    Ich war allein mit ihm in seiner Wohnung …
    »Dann hör besser auf zu trinken«, sagte er sanft, ging einen Schritt auf mich zu und nahm mir die Flasche aus der Hand, um sie zurück in den Kühlschrank zu stellen.
    »Ist dir sehr schlecht?«, fragte er.
    Wie in Zeitlupe schüttelte ich den Kopf. Elyas‘ Mundwinkel formten ein

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