Türkisgrüner Winter (German Edition)
zwischen seine Beine, lehnte den Kopf seitlich an seine Brust. Die Angst, dass er mich wegschieben würde, stellte sich als grundlos heraus, denn im nächsten Augenblick legten sich seine Arme fest um meinen Körper. Ich zog die Beine an und klammerte mich regelrecht an ihm fest, versteckte das Gesicht an seinem Oberarm und atmete den vertrauten Geruch ein. Sachte hauchte er mir einen Kuss auf den Kopf, bevor er die Wange an meine Haare schmiegte. Noch niemals zuvor in meinem Leben hatte ich mich so geborgen gefühlt.
Mit der Hand streichelte er über meine Schulter, über meinen Rücken, über meine Seite und wartete geduldig auf meine Antwort.
»Weil ich … weil ich Angst habe …«, flüsterte ich und schluckte. Im gleichen Atemzug spürte ich, wie er mich noch ein bisschen fester an sich drückte.
»Wovor hast du Angst, Emely?«
Es dauerte eine ganze Weile, bis ich die Worte tatsächlich über die Lippen brachte. »Ich … ich habe Angst, dass du mir ein zweites Mal das Herz brichst.« Ich schloss die Augen und verbarg das Gesicht noch tiefer in seinem Arm.
Seine Lippen strichen über meine Haare, bis er das Gesicht gänzlich darin vergrub und schwer atmete. »Ich habe dir damals sehr wehgetan, oder?« Seine Stimme klang dünn und seine Frage eher wie eine Feststellung. Ich antwortete nicht. Stille kehrte ein.
»Ich war so schrecklich dumm damals«, flüsterte er. »Jung und unsagbar dumm. Es tut mir furchtbar leid, was passiert ist, mein Engel. Wenn du möchtest, würde ich dir gerne bald alles erklären. Alles.«
Ich nickte. Was auch immer er mir erklären wollte, ich wäre jederzeit bereit, es mir anzuhören.
Er gab mir einen Kuss auf die Haare. »Das ist schön«, sagte er. »Ich bin wirklich sehr froh, dass du mir das gesagt hast.«
Wieder nickte ich. Seine Hand streichelte über meinen Rücken und löste angenehme, milde Empfindungen in mir aus. Ich wollte vergessen, was war, sowohl die Geschehnisse aus der fernen Vergangenheit als auch die der jüngsten des heutigen Abends. Einfach nur bei ihm sein, ihn spüren, die Augen schließen, die Nähe zu ihm genießen. Mit ihm schweigen und trotzdem tausend wortlose Gespräche führen.
Ich hoffte, dass der Moment noch lange andauern würde, und meine Hoffnung wurde erfüllt. Niemand von uns beiden machte auch nur kleinste Anstalten, sich von dem anderen zu entfernen.
Das Medikament half. Meinem Magen ging es besser und besser. Gegen meine Erschöpfung konnte es zwar nichts ausrichten, aber was zählte das schon, wenn man sich seelisch so glücklich fühlte, dass man es nur mit einem Drogenrausch vergleichen konnte.
»Weißt du, was eine der Sachen ist, die dich so unglaublich liebenswert machen?«, fragte Elyas in die Stille.
Leicht schüttelte ich den Kopf.
»Einerseits bist du eine so starke Frau, und andererseits bist du so zerbrechlich, dass ich dich am liebsten vor der ganzen Welt beschützen möchte.«
Gänsehaut überkam mich. Normalerweise ließ ich mir nicht gerne in die Seele blicken. Ich fühlte mich nackt dabei. Doch vielleicht war Elyas genau der Mensch, bei dem ich es zulassen sollte. Schon seitdem wir hier saßen, spürte ich ganz deutlich ein Gefühl. Ein Gefühl, das mir sonst immer in Elyas‘ Anwesenheit gefehlt hatte: Vertrauen. Auf einmal war es da und fühlte sich richtig an.
»Ich bin ein Lappen«, murmelte ich beschämt.
Er lachte leise. »Nein, du bist kein Lappen«, sagte er.
Ich war mir dessen zwar nicht so sicher, fand aber in dem Augenblick Gefallen an Elyas‘ anderer Sichtweise.
»Wie geht es deinem Magen? Wird es langsam besser?«
»Ja, viel besser.«
»Das ist schön«, sagte er. »Dann werde ich dich jetzt ins Bett bringen.«
Noch ehe ich protestieren konnte, umgriff er mit dem einen Arm meinen Rücken, während er mir mit dem anderen unter die Kniekehlen fasste. Behutsam hob er mich an und stand mit mir auf. Wie von selbst sank mein Kopf an seine Brust. So als würde es ihm keine große Mühe bereiten, trug er mich ins Schlafzimmer und legte mich aufs Bett. Als er seine Arme von mir löste und sich aufrecht hinstellen wollte, klammerte ich mich mit der Hand an seinem T-Shirt fest. »Nicht gehen«, sagte ich.
Er lächelte und verharrte in seiner Bewegung. »Ich würde sehr gerne neben dir schlafen, Emely. Nichts lieber als das«, sagte er. »Aber wenn du morgen aufwachst und, was ich stark befürchte, einen Filmriss hast, dann wirst du mich umbringen.«
Langsam ließ ich sein T-Shirt los. Mir gefiel die
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