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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Gespenster aus einem Albtraum. Einer der Styx hielt einen furchterregenden Spürhund an einem dicken Lederriemen – das Tier zerrte an seinem Halsband, die lange Zunge hing seitlich aus dem monströsen Maul. Der Hund schnupperte scharf und warf den Kopf in Richtung der Jungen. Seine schwarzen, kieselsteinartigen Knopfaugen hatten sie sofort erfasst. Mit einem tiefen, grollenden Knurren zog er die Lefzen hoch und legte riesige gelbliche Zähne frei, von denen Sabber triefte. Einen Moment lang lockerte sich seine Leine, als er eine kauernde Stellung einnahm, um sich auf sie zu stürzen.
    Doch niemand rührte sich. Als stünde die Zeit still, verharrten die beiden Gruppen reglos und starrten einander in furchtbarer, stummer Erwartung an.
    Plötzlich erwachte Will aus seiner Erstarrung. Er schrie auf, wirbelte Cal herum und riss ihn aus seiner Schockstarre. Dann rannten sie los, flohen panisch zurück in die Nebelwand. Sie liefen und liefen, ohne genau zu wissen, welche Entfernung sie im Nebelschleier zurückgelegt hatten. Hinter ihnen ertönte das wilde Bellen des Spürhunds und die abgehackten Rufe der Styx.
    Keiner der beiden Jungen hatte eine Ahnung, wohin sie liefen – es war ihnen egal, so lange sie nur hier wegkamen. Sie hatten sowieso keine Zeit zum Nachdenken. Von blinder Verzweiflung erfasst, rannten sie weiter.
    Schließlich kam Will zur Besinnung. Er rief Cal zu, er solle weiterlaufen, während er selbst das Tempo verlangsamte, um die blaue Papierlunte eines riesigen römischen Lichts anzuzünden. Obwohl er sich nicht ganz sicher war, ob die Zündschnur wirklich brannte, lehnte er den Feuerwerkskörper an ein großes Stück Mauerwerk und richtete ihn gegen ihre Verfolger.
    Dann lief er ein paar Meter weiter und blieb erneut stehen. Er schnipste an dem Feuerzeug, doch dieses Mal wollte es nicht aufflackern. Fluchend versuchte er es wieder und wieder. Nichts, nur Funken. Er schüttelte das Feuerzeug so, wie er es häufig an der Schule bei den Greys beobachtet hatte, wenn sie sich ihre verbotenen Zigaretten anzündeten. Will holte tief Luft und drehte erneut an dem winzigen Rädchen. Endlich! Die Flamme war zwar klein, reichte aber aus, um die Zündschnur des Feuerwerkskörpers anzuzünden. Doch mittlerweile kamen das Knurren und Bellen und die Stimmen immer näher. Er verlor die Nerven und ließ den Feuerwerkskörper einfach auf den Boden fallen.
    »Will, Will!«, hörte er von vorn. Während er sich auf die rufende Stimme zubewegte, ärgerte er sich einerseits darüber, dass Cal einen solchen Lärm machte, andererseits wusste er jedoch, dass er ihn sonst niemals gefunden hätte. Will rannte, so schnell er konnte, bis er seinen Bruder einholte und beinahe umgerannt hätte. Gemeinsam sprinteten sie weiter, als der erste Feuerwerkskörper explodierte. Er verteilte sich in alle Richtungen, wobei seine leuchtenden Grundfarben die Nebelwand durchdrangen, ehe er mit zwei ohrenbetäubenden Donnerschlägen endete.
    »Lauf weiter«, zischte Will Cal zu, der blindlings gegen eine Wand gekracht war und nun ein wenig benommen wirkte. »Komm schon. Hier entlang!«, drängte er und zog seinen Bruder am Ärmel; sie hatten jetzt keine Zeit, sich um seine Verletzung zu kümmern.
    Das Feuerwerk ging weiter: Explodierende Lichtkugeln flogen hoch hinauf in die Weite der Höhle oder in einem niedrigen Bogen dicht über die Stadt, wodurch sich die Gebäude kurz als Silhouette abhoben. Jede der Raketen zog einen Schweif regenbogenfarbenen Lichts hinter sich her und gipfelte in einem blendenden Blitz und einem kanonenschlagartigen Donner, der wie ein tosender Sturm grollend durch die Stadt hallte.
    Hin und wieder blieb Will stehen, um einen weiteren Feuerwerkskörper zu entzünden, den er dann auf das Mauerwerk legte oder zu Boden warf, in der Hoffnung, die Patrouille zu verwirren. Falls sie ihnen noch folgte, würden die Styx den Großteil dieses Bombardements abbekommen, und Will hoffte, dass zumindest der Geruch des Schwarzpulvers den Spürhund von ihrer Fährte abbringen würde.
    Als der letzte der Feuerwerkskörper in einer dicht aufeinanderfolgenden Serie von Lichtern und Krachern losging, hoffte Will inständig, dass er ihnen damit genug Zeit verschafft hatte, das Labyrinth zu erreichen. Sie verlangsamten ihre Schritte ein wenig, um zu verschnaufen, und blieben dann stehen, um zu horchen, ob von ihren Verfolgern noch irgendetwas zu hören war. Doch hinter ihnen herrschte Stille. Anscheinend hatten sie sie abgeschüttelt. Will

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