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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Licht verkümmerte.
    Und dann versagten die Batterien vollends.
    Niemals würde er das kalte Grausen vergessen, das ihn in dem Moment packte, als ihn die völlige, erdrückende Dunkelheit umschloss. Fieberhaft schüttelte er die Taschenlampe, im vergeblichen Versuch, noch ein Quäntchen Leben aus ihr herauszuquetschen. Er nahm die Batterien heraus und rieb sie in den Händen, um sie aufzuwärmen, ehe er sie wieder einsetzte. Doch es war zwecklos. Die Lampe blieb dunkel.
    Will tat das Einzige, was ihm übrig blieb, und ging weiter, wobei er sich blind durch die unbekannten Tunnel tastete. Dummerweise hatte er nicht die leiseste Ahnung, wohin er lief, und dazu kam noch, dass er gelegentlich das Bellen eines Hundes aus den Tunneln hinter ihm hören konnte. Am liebsten wäre er einen Moment stehen geblieben, um auf die Geräusche zu lauschen, doch die Vorstellung, dass ein Spürhund ihn in der Dunkelheit anspringen und über ihn herfallen könnte, trieb ihn unermüdlich weiter. Die Furcht vor seinen Verfolgern war größer als die Angst vor der unverminderten Dunkelheit, in der er sich mehr und mehr verirrte. Er fühlte sich schrecklich verloren und unendlich allein.
    Auch die Selbstvorwürfe ließen nicht lange auf sich warten: Ich Idiot! Idiot! Idiot! Idiot! Warum bin ich nicht den anderen gefolgt? Ich bin mir sicher, es wäre genügend Zeit dafür gewesen! ,schimpfte Will mit sich, während die Dunkelheit ihn umhüllte und fast greifbar wurde, wie eine bösartige schwarze Suppe.
    Will war verzweifelt, aber ein Gedanke trieb ihn voran. Und diesen Gedanken hielt er sich immer wieder vor Augen, wie einen Strahl der Hoffnung, der ihn leitete: Er malte sich den Moment aus, in dem er mit seinem Vater wiedervereint sein würde … und dann würde alles gut werden, so wie er es sich immer erträumt hatte.
    Und obwohl er wusste, wie nutzlos das war, rief er von Zeit zu Zeit leise nach seinem Vater, weil er festgestellt hatte, dass ihm das ein wenig Trost schenkte.
    »Dad«, rief er in die Dunkelheit. »Dad, bist du da?«
     
    Dr. Burrows saß auf einem kleinen Felsblock, die Ellbogen auf einen größeren Block vor ihm gestützt, und knabberte nachdenklich an einem Stäbchen der luftgetrockneten Nahrungsmittel, die die Koprolithen ihm zurückgelassen hatten. Er wusste nicht, ob es sich dabei um ein pflanzliches oder ein tierisches Produkt handelte; es schmeckte hauptsächlich salzig, wofür er dankbar war. Denn während er der gewundenen Route auf der Karte gefolgt war, hatte er sehr stark geschwitzt und spürte nun bereits die ersten Anzeichen von Muskelkrämpfen in den Waden. Wenn er seinem Körper nicht zügig Salz zuführte, und zwar in größeren Mengen, würde er bald in Schwierigkeiten stecken.
    Langsam drehte er sich um, schaute die Felswand der Klamm hinauf und verfolgte mit den Augen den winzigen Pfad, den er genommen hatte – ein gefährliches und so schmales Felsgesims, dass er gezwungen gewesen war, sich flach an das Gestein zu drücken und sich seitlich Schritt für Schritt hinunterzutasten. Dr. Burrows seufzte. Er hoffte nicht, dass er diesen Weg noch einmal zurücklegen musste, und schon gar nicht in größerer Eile.
    Schließlich nahm er seine Brille ab und putzte die Gläser mit einem Ärmel seines abgetragenen Hemds. Den Staubanzug der Koprolithen hatte er einige Kilometer zuvor zurückgelassen – das Kleidungsstück war ihm zu hinderlich und beengend erschienen, trotz der Bedenken, die er nach wie vor bezüglich der radioaktiven Strahlung in den Tiefen hegte. Im Nachhinein betrachtet, dachte Dr. Burrows, dass er bei den damit verbundenen Risiken möglicherweise ein wenig überreagiert hatte. Wahrscheinlich beschränkte sich die Strahlung nur auf bestimmte Bereiche in der Großen Prärie, wo er ohnehin nicht viel Zeit verbracht hatte. Außerdem konnte er es sich jetzt nicht erlauben, lange darüber nachzugrübeln – er hatte sehr viel wichtigere Dinge zu bedenken. Er nahm die Karte hoch und studierte zum x-ten Mal die krakeligen Wege und Markierungen.
    Dann klemmte er das luftgetrocknete Knabberstäbchen wie eine Zigarre in den Mundwinkel, packte die Karte fort und legte sein Notizbuch ausgebreitet auf den größeren Felsblock, um etwas zu überprüfen, das ihm keine Ruhe ließ. Langsam blätterte er durch die Seiten mit den Zeichnungen, die er kurz nach seiner Ankunft am Grubenbahnhof von den Steintafeln angefertigt hatte. Schließlich fand er die gesuchte Skizze. Aufgrund seines damaligen

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